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Hintergrund - 16.10.2023 - 09:00 

Die Kraft des Einfühlvermögens: weshalb gute Führungskräfte auf Empathie setzen

Empathische Menschen können leichter zwischenmenschliche Beziehungen aufbauen und pflegen. Dies gilt für verschiedene soziale Kontexte – privat wie beruflich. Wissen wir aber, wie Empathie erlernt und praktiziert werden kann, um die grossen Herausforderungen unserer Zeit anzugehen? Diese Frage beleuchtete Anita Nowak von der McGill University, Expertin für Empathie und angewandte Neurowissenschaft, am 13. Oktober im SQUARE.
Wissen wir, wie Empathie erlernt und praktiziert werden kann, um die grossen Herausforderungen unserer Zeit anzugehen? Diese Frage beleuchtete Anita Nowak, McGill University, im SQUARE.

Menschen zeichnen sich durch Empathie aus. Gleichzeitig wird diese Fähigkeit vor dem Hintergrund des Klimawandels, einem rasenden technologischen Fortschritt, zunehmenden Fake News und gesellschaftlicher Polarisierung auf eine schwere Probe gestellt. Unsere Empathiefähigkeit zu fördern, hat verschiedene positive Auswirkungen – auf Gesundheit, Glück und Leistungsfähigkeit. So erwarten gerade Unternehmen, die sich für Nachhaltigkeit, Diversität und Inklusion einsetzen, empathisches Verhalten auch zunehmend von ihren Führungskräften.

Anita Nowak, Ph.D., ist Expertin für Empathie, preisgekrönte Pädagogin, Rednerin, Podcasterin und Autorin des Buches «Purposeful Empathy: Tapping Our Hidden Superpower for Personal, Organizational, and Social Change». Als zertifizierte Coachin unterstützt sie Familienstiftungen dabei, ihre philanthropischen Ziele in sozialen Wandel umzusetzen. Anita Nowak ist ausserdem Fakultätsmitglied des McGill Executive Institute in Montreal, Kanada, wo sie sich der Ausbildung und dem Mentoring von Studierenden, den sogenannten «Changemakern» der nächsten Generation, widmet. Sie unterrichtet Leadership, Ethik in Management sowie Social Entrepreneurship & Innovation.

Die Notwendigkeit von Empathie in einer Ära radikaler Transformation

In einer Keynote beleuchtete Anita Nowak die Rolle von Empathie in disruptiven Umgebungen. Seit Jahren erforscht sie die Verbindung zwischen der sogenannten zweckgerichteten Empathie (purposeful empathy) und der kollektiven Zukunft der Menschheit (humanity's collective future). «Zweckgerichtete Empathie» beschreibe die gezielte und bewusste Praxis, sich empathisch in die Lage anderer zu versetzen, um ein spezielles Ziel oder eine bestimmte Absicht zu erreichen. Es gehe dabei nicht nur um das aktive Verstehen und Teilen der Gefühle, Gedanken und Perspektiven des Gegenübers, sondern auch darum, positive und bedeutungsvolle Ergebnisse zu fördern.

Anita Nowak brachte den Teilnehmenden anhand eines Modells aus ihrem aktuellen Buch sechs Schritte zu empathischer Führung nahe und leitete durch einfache, im Alltag anwendbare Übungen. Empathie sei etwas, das im Leben aktiv praktiziert werden könne. So gehörten zu den Übungen beispielsweise die Atemtechnik «Box Breathing», die dabei unterstützt, die eigenen Emotionen zu regulieren, sowie eine «Eye Gazing»-Übung zur Steigerung der Verbundenheit mit dem Gegenüber. Die Techniken können zu zweckgerichteter Empathie beitragen, indem sie einen bewussten Zugang ermöglichen zu den eigenen Gefühlen wie auch zu jenen anderer. 

Empathie sei in der menschlichen Natur verwurzelt und Schlüssel zur Schaffung inklusiverer und nachhaltiger Organisationen, sagte Anita Nowak. Empathie helfe uns, Beziehungen zu Teammitgliedern, Kundinnen und Kunden sowie anderen Kontakten zu verbessern, Konflikte zu lösen, die Zusammenarbeit zu fördern und schliesslich das allgemeine Wohlbefinden in Organisationen zu steigern. Nicht zuletzt deshalb sei empathisches Verhalten immer mehr auch eine Charakteristik, die guten Führungspersonen zugeschrieben wird. 

Die Förderung von Empathie an Universitäten

Am Nachmittag leitete Anita Novak ein interaktives Seminar im Aussenbereich des Campus, auf der Wiese vor dem Hauptgebäude. Sie teilte in lockerer Atmosphäre ihre Erkenntnisse und Erfahrungen vom «Inner Development Goals Summit» in Stockholm, einem jährlichen Zusammentreffen von Forschenden, Expertinnen und Experten sowie Praktikern aus den Bereichen Leadership Development und Nachhaltigkeit. Der Summit fand nur wenige Tage vor ihrem Besuch in St.Gallen statt. Am Summit kam eine globale Gemeinschaft zusammen, welche sich im Kern mit der Frage beschäftigte, wie die Kraft der inneren Entwicklung zur Lösung der globalen Herausforderungen der Menschheit genutzt werden kann. 

Anschliessend stellte Anita Nowak den Studierenden praktische Ansätze aus ihrer aktuellen Forschung vor, mit dem Ziel, zwei Aspekte miteinander zu verknüpfen: einerseits Massnahmen, die helfen, die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs)), zu erreichen, und andererseits Massnahmen zur inneren Entwicklung von Mitarbeitenden in Organisationen. In den Ansätzen spielte zweckgerichtete Empathie eine zentrale Rolle; denn allein das Reflektieren über innere Entwicklungspotenziale erfordere einen empathischen Reflexionspartner, so Anita Nowak. 

Zum Abschluss ermutigte Anita Nowak die Teilnehmenden selbst empathische Führung zu praktizieren und dadurch zu einem positiven Wandel beizutragen. Getreu den Worten der US-amerikanischen Anthropologin Margaret Mead: «Never doubt that a small group of thoughtful, committed citizens can change the world; indeed, it's the only thing that ever has». Wie auch die Neurowissenschaft bestätige, seien wir schliesslich geboren, um Empathie zu empfinden, denn sie sei gut für uns, so die Empathie-Expertin. 

Organisiert wurden die beiden Veranstaltungen vom HSG Delegate’s Team for Responsibility & Sustainability, der HSG Impact Scholar Community, dem HSG Mentoring Programme, ECOnnect und dem Agenda 2030 Netzwerk St.Gallen. 


Bild: HSG Delegate’s Team for Responsibility & Sustainability

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