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Meinungen - 03.02.2020 - 00:00 

Johanna Gollnhofer zur neuen Dekade: «Alexa unterrichtet Studierende»

Zum Anfang der neuen Dekade häufen sich die Prognosen. Aber machen sie auch Sinn und wie verlässlich sind sie? HSG-Professorin Johanna Gollnhofer spürt in einem Meinungsbeitrag diesen Fragen nach. Ihre Prognose für die kommenden Jahre lautet: Sprachassistenten wie Alexa werden die Studierenden unterrichten.

3. Februar 2020. Das erste iPhone erschien 2007. Damals noch von Wettbewerbern belächelt, hat es mittlerweile seinen Siegeszug in unsere Lebenswelten vollzogen. Mein Screen Time Tracking spricht Bände: Es vergehen am Tag im Durchschnitt kaum dreissig Minuten, in welchen ich mein iPhone nicht mindestens einmal in die Hand nehme. Andere Technologien, welche als Gamechanger angepriesen wurden, finden hingegen kaum Anwendung. So werden Segways – laut der Vision ihres Erfinders sollten sie in der Innenstadt das Auto ablösen und die Zukunft der Städte radikal verändern – heutzutage hauptsächlich als Touristen-Fortbewegungsmittel eingesetzt. 

Anwärter für Trends

Wie werden wir in Zukunft leben? Wird es eine neue oder mehrere neue Technologien geben, welche unseren Alltag radikal verändern? Die Liste der technologischen Anwärter ist lang: Sprachtechnologien, Robotor, Google Glasses, autonome Geräte, smarte Produkte, autonome Autos, Virtual Reality Brillen oder doch Chips, welche uns unter die Haut gepflanzt werden? Oder werden e-scooters, welche 2019 europäische Städte erobert haben, die Segway-Vision erfüllen?

Zum Jahresanfang 2020 haben sich die Prognosen gehäuft, welche Technologien an Marktanteil gewinnen und unser Leben prägen werden. So verkündeten zum Beispiel die Google Experten, dass unter anderem Sprachassistenten und die visuelle Suche Konsumwelten und auch ganze Industrien nachhaltig beeinflussen werden. 

Ein Gefühl von Sicherheit

Der Sinn von Prognosen ist leicht zu fassen: Sie geben uns ein Gefühl von Sicherheit in einer sich immer schneller verändernden Welt – auch wenn dieses Gefühl illusorisch ist. Selbst in unserem Alltag spielen Prognosen und Annahmen eine wichtige Rolle. Hierbei sind manche zutreffender als andere: Der nächste SBB Zug fährt planmäßig vs. Ich werde heute meinem Traummann über dem Weg laufen. 

Prognosen sollten immer mit grösster Vorsicht genossen werden: Im Jahre 1937 wurde in einer grossangelegten Studie vorhergesagt, dass die Hälfte der amerikanischen Bevölkerung in den nächsten 15 bis 20 Jahren in Wohnwagen wohnen wird. Die Grundlage für diese Prognose erschien einleuchtend: Die Nachfrage nach Wohnwagen war zu dieser Zeit grösser als das Angebot und die Annahme der Experten war, dass sich dieser Trend fortsetzen würde. 

Spannende Gedankenexperimente

Der «Vorteil» von Prognosen ist, dass sie meistens im Nachhinein nicht mehr überprüft werden. Wer zum Beispiel wird Ende des Jahres 2020 prüfen, ob die Prognosen der Google Experten auch wirklich eingetroffen sind?

Deshalb traue ich mich auch ruhigen Gewissens an meine Prognose für die nächsten Jahre: Sprachassistenten werden Studenten unterrichten. Meiner Ansicht nach ist es erstmal nebensächlich ob diese Prognose tatsächlich eintreffen wird, viel spannender finde ich die Gedankenexperimente, welche sie erlaubt. 

Bild: Adobe Stock / metamorworks

 

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