An der Schnittstelle von Politik, Staat und Gesellschaft befasst sich ein bedeutender Teil der Forschungsagenda mit Fragen der Regulierung und Rechtsdurchsetzung aus einer wirtschafts- und politiksoziologischen Perspektive.
Die Untersuchung der staatlichen Rechtsdurchsetzung in Lateinamerika hat in jüngster Zeit wichtige Debatten angestoßen, die die in den Sozialwissenschaften weit verbreitete Annahme in Frage stellen, dass Regierungen und Beamte grundsätzlich ein Interesse daran haben, das Recht durchzusetzen. Diese Annahme erklärt Fälle von fehlender Rechtsdurchsetzung häufig durch die Schwäche staatlicher Institutionen oder durch Korruption.
Die Forschung zeigt jedoch, dass sowohl in legalen als auch in illegalen Märkten eine alternative Erklärung berücksichtigt werden muss: Regierungen könnten bewusst auf die Durchsetzung des Rechts verzichten, weil sie Interessen verfolgen, die eine Nichtdurchsetzung erfordern.
