Dr. Fiona Savary ist MLaw-Alumna (2014), hat einen Doktor in Law der HSG absolviert und ist in der Schweiz und in Deutschland zugelassene Anwältin. Sie arbeitet als Counsel für Rechtsfragen rund um IT, Technology & Data Law bei CMS, einer führenden internationalen Wirtschaftskanzlei, am Standort München.
Im Interview mit Monika Ritter spricht Fiona Savary über ihren Weg in die Rechtswissenschaft, teilt prägende Schlüsselmomente und die zentralen Personen, die ihre akademische und berufliche Entwicklung beeinflusst haben. Ausserdem teilt sie bedeutsame Erfahrungen aus ihrer Laufbahn und spricht über ihre aktuellen Tätigkeiten sowie ihre Pläne für die Zukunft.
Weitere Informationen zu ihrem Werdegang und Tätigkeitsfeldern finden Sie unter (25) Dr. Fiona Savary | LinkedIn und Dr. Fiona Savary, Rechtsanwältin (Schweiz) - Counsel für TMC - Technology, Media & Communications in München - CMS.
Fiona Savary «Ich bin erst in St. Gallen, später in Appenzell aufgewachsen. Schon als Kind und Jugendliche habe ich sehr gerne und viel gelesen. Meine Interessen waren dabei durchaus vielseitig, entsprechend oft hat mein Berufswunsch gewechselt (Astronautin, Ärztin oder doch Diplomatin?). Doch immer wieder stand meine Liebe zur Sprache im Fokus. So bin ich schliesslich bei Rechtswissenschaften gelandet – ein präziser Umgang mit Sprache bildet aus meiner Sicht den Kern des juristischen Handwerkzeugs.»
Fiona Savary «Nach dem Abschluss war vor dem Abschluss, da ich mich nach meinem Masterabschluss dazu entschloss, an der Uni zu bleiben und zu promovieren. Wie das Recht mit den neuartigen Herausforderungen der Digitalökonomie umgehen kann und soll hat mich fasziniert. Daher habe ich mich in meiner Dissertation mit der Regulierung dominanter Internetplattformen befasst, bevor ich meine Anwaltsprüfung in St. Gallen absolviert.
Die Schnittstelle von Recht und Digitalwirtschaft habe ich anschliessend zum Beruf gemacht und in München meine Tätigkeit als Anwältin im IT-Rechtsteam einer führenden, internationalen Wirtschaftskanzlei begonnen. Dort bin ich, inzwischen als Counsel, auch heute noch tätig und setze mich im Alltag mit vielen spannenden Rechtsfragen auseinander, die sich durch das Wechselspiel von rasanter technologischer Entwicklung und (weniger schneller) Gesetzgebung und Regulierung ergeben.
Der Schritt über die Grenze nach Deutschland war als Anwältin nicht ganz einfach und anfangs mit viel Ungewissheit verbunden. München als Technologiemetropole bildet für mich jedoch ein ideales Arbeitsumfeld und bietet eine sehr hohe Lebensqualität mit einem tollen Mix aus Kultur und Natur.»
Fiona Savary «Eine wichtige Weichenstellung war für mich die Erkenntnis, dass IT-Recht – damals an Universitäten ein absolutes Nischengebiet und in der Anwaltsausbildung schlicht inexistent – tatsächlich ein hochattraktives und wachsendes Berufsfeld ist. Als ich, als einzige Schweizer Jusstudentin, zusammen mit einigen wenigen BWL-Studenten an der HSG einen Kurs mit dem Titel «Internet Business Law» besuchte, wurde mir erstmals überhaupt so richtig bewusst, dass IT-Recht als eigenes Rechtsgebiet existiert.
So entschied ich mich, meine Masterarbeit und später auch meine Dissertation in diesem Themengebiet zu verfassen – mit Prof. Dr. Urs Gasser als Masterarbeitsbetreuer und Co-Doktorvater, der damals als Gastdozent den Kurs «Internet Business Law» unterrichtete. Dadurch hatte ich auch die Möglichkeit, ein Forschungssemester am Berkman Klein Center for Internet and Society an der Harvard University zu verbringen.»
Fiona Savary «Akademisch hat mich sicherlich Prof. Dr. Urs Gasser mit seiner richtungsweisenden Forschungstätigkeit an der Schnittstelle von Recht, Governance und Digitalwirtschaft am meisten beeinflusst. Er hat mich ermutigt, meine Dissertation zu meinem Wunschthema «Regulierung dominanter Internetplattformen» anzugehen, auch wenn es dazu damals im deutschsprachigen Raum noch praktisch keine Diskussion, geschweige denn wissenschaftliche Quellen zu diesem Thema gab.
Bei meinem sehr ungewöhnlichen Berufseinstieg als Schweizer Anwältin in München war es Dr. Markus Häuser, der mir als Anwältin – damals noch ohne deutsche Zulassung – eine Chance gab. Von seinem Verhandlungsgeschick habe ich ebenso viel lernen können, wie von seiner Kommunikation mit Mandantinnen und Mandanten. Auch auf meinem Weg zur Zulassung als deutsche Rechtsanwältin hat er mich sehr unterstützt.»
Fiona Savary «Als ich im Rahmen meines Forschungssemesters zum ersten Mal über den Campus der Harvard University schritt, habe ich mich wie in einem Film gefühlt. Das hatte etwas sehr Surreales.
Solche «pinch me»-Momente habe ich auch hin und wieder in der täglichen Arbeit, wenn ich in Mandaten zu brandaktuellen, spannenden Themen beraten darf oder einen Durchbruch in einer Vertragsverhandlung oder in Vergleichsgesprächen erzielen kann. Am schönsten ist es jedoch immer wieder, nach erfolgreichem Abschluss eines Projekts oder intensiven Vertragsverhandlungen wertschätzendes Feedback von zufriedenen Mandantinnen und Mandanten zu erhalten.»
Fiona Savary «Dem IT-Recht möchte ich auf jeden Fall treu bleiben. Da sind neue Herausforderungen und Abwechslung garantiert, schließlich dreht sich das Rad der technologischen Entwicklungen immer schneller. Mit der Regulierung der Digitalökonomie befasse ich mich bereits seit ihren «Kindheitstagen» und möchte dieses dynamische Rechtsgebiet auch weiterhin als Anwältin aktiv gestalten.
Die Bedeutung von Datenökonomie und Digitalwirtschaft für die gesamte Wirtschaft und Gesellschaft wird auch weiterhin rasant ansteigen – entsprechend ist es mir auch ein Anliegen, junge Kolleginnen und Kollegen für dieses Feld zu begeistern.»
Monika Ritter
St.Gallen/München, 2024
Monika Ritter stellte die Interviewfragen. Fiona Savary beantwortete die Fragen schriftlich.