close

Forschung - 15.10.2025 - 12:00 

Trumps Klimapolitik zum Trotz: Anleger investierten grün

Forschende untersuchten, wie Donald Trumps Wahl die Nachfrage nach grünen Investitionen in den USA verändert hat. Dabei zeigte sich, dass manche Investor:innen mit ihren Anlageentscheiden den politischen Entwicklungen gegensteuern wollten.

Die US-Präsidentschaftswahl im Jahr 2024 galt als Richtungswahl für den Klimaschutz. Ein internationales Forschungsteam unter Mitwirkung der Universität St.Gallen (HSG) stellte sich daher die Frage, wie die Wahl Donald Trumps und dessen Geringschätzung des Klimaschutzes die Bereitschaft der Anleger beeinflusste, in grüne Fonds zu investieren.

Kern der Untersuchung waren umfangreiche mit finanziellen Anreizen versehene Umfragen mit 2`392 privaten Investor:innen in den USA, durchgeführt unmittelbar vor und nach der Wahl im November 2024. Ziel war es, besser zu verstehen, wie Entscheidungen über grüne Investitionen und deren Beweggründe durch den politischen Kontext beeinflusst werden.

Grün anlegen, um der Politik entgegenzuwirken

Im Durchschnitt sank der Anteil grüner Investitionen unmittelbar nach Trumps Wahlsieg bei den Befragten um 3 Prozentpunkte – ein Rückgang, der vor allem auf die Verschlechterung der Renditeerwartungen für grüne Fonds zurückzuführen war. Aber eine Subgruppe von Investor:innen, die Trumps Klimapolitik scharf kritisierten, erhöhte ihren grünen Kapitalanteil relativ gesehen. Eine Analyse der von diesen Anleger:innen selbst angegebenen Motive zeigt, dass sie nach der Wahl bei ihren finanziellen Entscheidungen mehr Wert auf Klimaschutz legten und finanzielle Erwägungen weniger stark gewichteten. Diese Motivation ist für rund 20 Prozent aller Veränderungen bei den grünen Investitionen nach Trumps Wahl verantwortlich. «Diese Investor:innen schienen ihre Anlagen also gezielt auf Klimaaspekte auszurichten, um wahrgenommene politische Defizite zu kompensieren», sagt Asssistenzprofessor Stefano Ramelli vom Schweizerischen Institut für Banken und Finanzen an der HSG. Er hat die Studie zusammen mit Forschenden der Universitäten Zürich und Amsterdam durchgeführt. 

Finanzanbieter müssen moralische Motive ernster nehmen

Diese Ergebnisse beleuchten ein bislang wenig untersuchtes Phänomen: Politische Kontexte beeinflussen nicht nur wirtschaftliche Rahmenbedingungen, sondern auch die Gewichtung moralischer Werte bei Investitionsentscheidungen. «Die Ergebnisse unterstreichen die überraschende Resilienz der Nachfrage nach grünen Investitionen gegenüber ungünstigen klimapolitischen Szenarien. Es ist Aufgabe der Angebotsseite der Finanzmärkte, auf diese anhaltende, wenn nicht sogar steigende Nachfrage nach sozial verantwortlichen Investitionen zu reagieren», sagt Prof. Dr. Stefano Ramelli.

Entdecken Sie unsere Themenschwerpunkte

north