Das Gebiet der Menschen-zentrierten Forschung ist sehr multidisziplinär. Trotz der Multidisziplinarität gibt es innerhalb des Forschungskreises bereits ein gemeinsames Verständnis über die Arten von Forschungsbeiträgen, wie z.B. empirische Beiträge und Artefakt-Beiträge, und die Forschungsmethoden, z.B. Laborstudien oder Feldstudien, die angewendet werden, um einen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Beitrag leisten zu können. Was jedoch oft fehlt, ist die Transparenz der Forschungsmethoden und der Schwierigkeiten, die sowohl das Forschungsteam als auch Proband*innen bei der Durchführung und Teilnahme an der Forschung haben. In diesem Workshop wollen wir Nachwuchswissenschaftler*innen, Expert*innen, und aktuelle oder ehemalige Studienteilnehmer*innen zusammenbringen, um zu diskutieren, (a) wie menschen-zentrierte Forschung aktuell durchgeführt wird, (b) welche Herausforderungen Forschende und Studienteilnehmer*innen zu bewältigen haben, und (c) was die aktuellen ethischen Fragen und die Fragen der internen und externen Validität sind. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse diskutieren wir, was wir als Gemeinschaft verbessern können, um die bestehenden Probleme im Zusammenhang mit Stichprobenverzerrungen, Zugang zu Forschung, ökologischer Validität, Barrierefreiheit und möglicherweise “unpassenden‘‘ Forschungsmethoden verringern zu können.
Im Rahmen des Workshops möchten wir gemeinsam mit den Teilnehmer*innen Themen rund um empirische Forschung diskutieren. Unser Ziel ist es herauszufinden, ob die gegenwärtig etablierten Forschungsmethoden noch angemessen sind oder ob es an der Zeit ist, sowohl unsere Herangehensweise an Forschung als auch die Möglichkeiten für eine aktive Beteiligung interessierter Teilnehmender neu zu überdenken.
Es handelt sich um einen halbtägigen Workshop (Montagnachmittag, 2. September 2024) mit einer Mischung aus eingeladenen Vorträgen von Expert*innen, Präsentationen von eingereichten Beiträgen, und Gruppendiskussionen, die die Themen rund um ein Umdenken bei Forschungsmethoden bereichern. Sämtliche Workshop Beiträge erhalten die Möglichkeit, einen 10-minütigen Vortrag zu präsentieren. Die Gruppendiskussionen werden für jeweils 30 Minuten angesetzt, wo die einzelnen Gruppen ein Thema genauer untersuchen. Die Ausarbeitung innerhalb der Gruppe wird dann vor den anderen Workshop Gruppen präsentiert, um in einen weiteren Austausch zu gehen.
Insgesamt betrachtet behandelt unser Workshop die folgenden drei Aktivitäten:
14:00 bis 14:05 | Willkommen beim Workshop! | |
14:05 bis 14:35 | Workshop Keynote: Katta Spiel (Pronomen sind nin/nim) Wir freuen uns sehr über eine Keynote von Katta Spiel! Title: Bewusstes Nicht-Hilfreich sein — Ein etwas anderer Forschungs-Zugang Abstract: Meine Forschungsarbeiten mit marginalisierten Gruppen (insbesondere behinderten und/oder nicht-binären Personen) werden oft missverstanden als Versuch in irgendeiner Weise hilfreich zu sein. In einer Welt voller Barrieren und Hindernissen für diese Personengruppen ist dies nicht weiter verwunderlich, insbesondere weil ich diese Barrieren und Hindernisse gerne dokumentiere und auch als solche bezeichne. Dennoch geht es mir in meiner Forschung weniger darum, Zugänglichkeit zu erzeugen, sondern, fundamentaler, Zugang zu verstehen. Dafür braucht es partizipative Forschungsmethoden, die weiter gehen: Weg von einem Scheitern mit Empathie und Hilfsbereitschaft, hin zu Solidarität und radikalem Enthusiasmus. In meinem Vortrag zeige ich beispielhaft auf, wie ich mich selbst einer derartigen Praxis annähere.
Derzeit hält Katta eine Assistenzprofessur für “Critical Access in Embodied Computing” an der HCI Group der Technischen Universität Wien. Dabei leitet Katta mitunter auch die Arbeiten eines Teams im Rahmen des ERC Starting Grants ACCESSTECH (Experiencing Access with Interactive Technologies). Zuvor war Katta FWF Hertha-Firnberg Post-Doc, wo Katta an einem eigenständigen Projekt mit dem Titel “Exceptional Norms: Marginalised Bodies in Interaction De-sign” arbeitete. Davor hat Katta (in Kollaboration mit Kathrin Gerling und Fares Kayali) die Einstellungen, Wünsche und Interessen im Zusammenhang mit digitalen Spielen zusammen mit neurodivergenten Jugendlichen erforscht. Ebenso war Katta Teil der FWF geförderten Projekte "Social Play Technologies" und "OutsideTheBox", beide an der TU Wien. Dort hat Katta im Rahmen einer Dissertation die Erfahrungen autistischer Kinder in technologischen Zusammenhängen untersucht und ein Konzept für Partizipative Evaluation entwickelt. | |
14:35 bis 14:45 | Keynote Q&A | |
14:45 bis 14:50 | Pause | |
14:50 bis 14:55 | Vorstellungsrunde | |
14:55 bis 15:10 | Erfahrungsberichte von Cultural Probes (Bertold Scharf und Jolanta Paliszewska) | |
15:10 bis 15:20 | Cultural Probes Q&A | |
15:20 bis 15:30 | Pause | |
15:30 bis 16:15 | Präsentation von akzeptierten Beiträge (jeweils 15 Minuten inkl. Q&A) Barrierefreiheit in HCD-Methoden interdisziplinär betrachtet: Eine rehabilitationswissenschaftliche Perspektive Digital Female Health: Advancing Women-Centric Human-Computer Interaction Research Herausforderungen menschengerechter Forschung mit Body-Tracking-Sensoren in Langzeit-Feldstudien | |
16:15 bis 16:25 | Pause | |
16:25 bis 16:55 | Präsentation von akzeptierten Beiträge (jeweils 15 Minuten inkl. Q&A) Participative Co-Design for inclusive AI: Challenges and Initial Steps for the Development of Inclusive Voice User Interfaces Die Digitale Tagebuch-Impuls-Methode: Herausforderungen und Potenziale bei der Implementation digitaler (Erhebungs-) Methoden im Kontext partizipativer Forschung und Entwicklung mit selbstorganisiert pflegenden Angehörigen von Kindern mit erhöhtem Unterstützungs- und Pflegebedarf | |
16:55 bis 17:00 | Pause + Themen-Café Umbau | |
17:00 bis 17:20 | Themen-Café: Ausarbeitung | |
17:20 bis 17:25 | Themen-Café: Präsentationen | |
17:25 bis 17:30 | Closing |
Wir freuen uns 5 akzeptierte Beiträge im Rahmen des Mensch und Computer 2024 Workshop's: "Bedürfnisse sind unterschiedlich und verändern sich, Methoden auch? Umdenken bei Forschungsmethoden" vorstellen zu dürfen. Alle akzeptierten Beiträge werden in der Digitalen Bibliothek der Gesellschaft für Informatik e.V. veröffentlicht.
Barrierefreiheit in HCD-Methoden interdisziplinär betrachtet: Eine rehabilitationswissenschaftliche Perspektive (PDF)
Effert, Jana-Sophie
Digital Female Health: Advancing Women-Centric Human-Computer Interaction Research (PDF)
Nißen, Marcia; Sou, Davinny; Kowatsch, Tobias
Herausforderungen menschengerechter Forschung mit Body-Tracking-Sensoren in Langzeit-Feldstudien (PDF)
Fietkau, Julian; Schwarzer, Jan
Participative Co-Design for inclusive AI: Challenges and Initial Steps for the Development of Inclusive Voice User Interfaces (PDF)
Busch, Matthias; Pongratz, Katharina; Dörner, Olaf; Siegert, Ingo
Die Digitale Tagebuch-Impuls-Methode: Herausforderungen und Potenziale bei der Implementation digitaler (Erhebungs-) Methoden im Kontext partizipativer Forschung und Entwicklung mit selbstorganisiert pflegenden Angehörigen von Kindern mit erhöhtem Unterstützungs- und Pflegebedarf (PDF)
Blasius, Laura; Krieser, Johanna; Levering, Britta; Zorn, Isabel
Einreichungen können bis 23:59:59 am jeweiligen Tag durchgeführt werden (AoE).
Das primäre Ziel des Workshops ist es in den Austausch mit Forscher*innen und Studienteilnehmer*innen mit unterschiedlichen Hintergründen und Erfahrungen zu treten. Wir laden dementsprechend Forscher*innen aus dem akademischen Bereich als auch aus der Industrie ein, die im Rahmen ihrer Arbeit zur empirischen Forschung beitragen. Darüber hinaus ermutigen wir ehemalige oder aktuelle Studienteilnehmer*innen einen informellen Erfahrungsbericht von bis zu 2 Seiten (oder ein 3-minütiges Video) einzureichen, um persönliche positive und negative Erfahrungen bei der Teilnahme von menschen-zentrierter Forschung zu teilen. Diese Einblicke von Expert*innen, gemeinsam mit den Einblicken von Teilnehmer*innen an Studien, oder interessierten Personen, die aufgrund von unterschiedlichsten Gründen nicht an einer Forschung teilnehmen konnten, ermöglichen uns ein Gesamtbild von der aktuellen Situation der empirischen Forschung zu verschaffen. Wichtig zu erwähnen ist, dass Forscher*innen oftmals selbst die Rolle als Teilnehmer*innen übernehmen. Dies beinhaltet, unter anderem, die Teilnahme an Forschung von Kolleg*innen. Auch das Teilen von Studienteilnahmen aus der Perspektive von Forscher*innen sind sehr erwünscht.
Die Workshop-Organisator*innen bitten um die Einreichung von Arbeiten zu Themen im Bereich der empirischen Forschung, sowohl aus der Perspektive der Forschung als auch aus der Perspektive von aktuellen oder ehemaligen Studienteilnehmer*innen. Mögliche Themen beinhalten:
Erfahrungsbericht (max. 2 Seiten), 3-minütiges Video, oder eine anderes passendes Einreichungsformat wie beispielsweise ein „Pictorial“, eine visuelle Komponente, die eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Ideen und Beiträge liefern kann (z. B. Diagramme, Skizzen, Illustrationen, Renderings, Fotografien, annotierte Fotografien und Collagen). Video- oder Bildmaterial sollte zusätzlich mit Text begleitet werden. Positionsbeiträge werden auf Wunsch gerne (im Workshopband der Konferenz Mensch und Computer mit ISBN) veröffentlicht. Voraussetzungen zur Präsentation eines Beitrags ist die Einreichung eines Erfahrungsberichts (max. 2 Seiten), eines kurzen Videos, oder eines Pictorials bis zum 14. Juni 2024 über das Konferenztool der MuC 2024 (siehe: www.conftool.com/muc2024)
Wir versuchen unser Bestes, auf zusätzliche Bedürfnisse und Wünsche einzugehen, um den Workshop so zugänglich wie möglich zu gestalten. Bei weiteren Fragen bezüglich einer möglichen Einreichung oder bei sonstigen Anliegen können die Organisator*innen (z. B. florian.mathis@unisg.ch) kontaktiert werden.
Dr. Florian Mathis ist als Senior Researcher im Rahmen des „International Postdoctoral Fellowships (IPF)“ an der Universität St. Gallen in der Schweiz tätig. Seine Forschung konzentriert sich darauf, wie das Konzept der erweiterten Realität dazu beitragen kann, Menschen mit Behinderungen im Alltag zu unterstützen. Vor seiner Tätigkeit in St. Gallen promovierte Florian an der University of Glasgow in Schottland. Während seiner Promotion spezialisierte er sich auf die Verwendung von Virtual/Augmented/Mixed Reality als Forschungsmethode in der Benutzbaren Sicherheit. | Kontakt: florian.mathis@unisg.ch
Bertold Scharf ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Digitale Teilhabe an der Hochschule Bremen in den Projekten „Digitale Barrierefreiheit im Arbeitsleben durch partizipative Evaluation“ und “Partizipative Inklusion durch integrierte Forschung”. Er ist im Vorstand von Disability Studies Deutschland e.V. und hat im Bereich der Disability History zur Arbeit von behinderten Menschen in der DDR promoviert. | Kontakt: Bertold-Peter.Scharf@hs-bremen.de
Jolanta Paliszewska ist eine taube Wissenschaftlerin am Institut für Digitale Teilhabe an der Hochschule Bremen und Mitarbeiterin im Projekt „Digitale Barrierefreiheit im Arbeitsleben durch partizipative Evaluation“. Sie ist Designerin, Dozentin und Expertin für Accessibility und Empowerment-Design. | Kontakt: jolanta.paliszewska@hs-bremen.de
Bianca Schroeter ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Digitale Teilhabe an der Hochschule Bremen in dem Projekt „Digitale Barrierefreiheit im Arbeitsleben durch partizipative Evaluation“. Sie ist Kulturwissenschaftlerin und Dozentin. | Kontakt: bianca.schroeter@hs-bremen.de
Jana Phung ist eine studentische Hilfskraft am Institut für Digitale Teilhabe an der Hochschule Bremen. Ihre wissenschaftliche Mitarbeit zeichnet sich durch Design, Entwicklung sowie Film und Schnitt im Rahmen der Barrierefreiheit aus.| Kontakt: jphung@stud.hs-bremen.de
Prof. Dr. Benjamin Tannert ist Professor am Institut für Digitale Teilhabe an der Hochschule Bremen. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Entwicklung von Systemen, die Menschen mit Behinderungen unterstützen. Dies beinhaltet, unter anderem, die Entwicklung von Navigationssysteme für Menschen im Rollstuhl. | Kontakt: benjamin.tannert@hs-bremen.de