Erfolg hat viele Gesichter. Hier schauen wir genauer hin und beleuchten, was die unterschiedlichen Menschen an der Universität St.Gallen antreibt. Clara hat sich wegen des klaren betriebswirtschaftlichen Profils für die Universität St.Gallen (HSG) entschieden. Doch während ihres international ausgerichteten Studiums gab es immer wieder Situationen, die von grosser Unsicherheit geprägt waren. Im Interview schildert sie eindrücklich, wie sie aus ihrer Unsicherheit Chancen und letztlich Erfolge machen konnte.
Wer bist du, was machst du und wo stehst du derzeit?
Ich bin Clara, Absolventin der Universität St.Gallen, wo ich Betriebswirtschaftslehre studiert habe. Ich arbeite im Bankensektor in Zürich und habe vor drei Jahren Women With Impact gegründet, eine Plattform, die die Kraft von Frauen für eine bessere Welt zeigt. Als Gründerin ist es mein Ziel, Frauen und ihre Leistungen in der Gesellschaft sichtbarer zu machen – das ist auch der Schwerpunkt meiner Vorträge und Podiumsdiskussionen, die ich moderiere. Seit 2023 bin ich Global Shaperin des Weltwirtschaftsforums (WEF), wo ich hochkarätige Projekte leite, die mir am Herzen liegen. Seit kurzem bin ich Vorstandsmitglied des HSG Alumni Women's Club mit dem Ziel, unsere Gemeinschaft von 10'000 Alumni zu entwickeln und zu stärken.
Was treibt dich an und was möchtest du im Leben erreichen?
Ich sehe mich als eine Person mit einer starken unternehmerischen und umsetzungsorientierten Denkweise, die Veränderungen bewirken möchte. Ich habe vielfältige Interessen, und ich denke, das ist das Schöne am Leben: sich mit mehreren Themen beschäftigen zu können, die einem am Herzen liegen. Für mich bedeutet das, die Perspektiven der nächsten Generation in Organisationen einzubringen und Frauen und ihre Leistungen in der Gesellschaft sichtbarer zu machen.
Was für Menschen mit welchen Perspektiven hast du an der HSG getroffen?
Die Universität St.Gallen ist ein Ort, an dem man auf große Vielfalt trifft. Ich erinnere mich, dass es Kommilitonen gab, die vom ersten Tag an wussten, wo sie sich in fünf, zehn oder zwanzig Jahren sehen. Und dann gab es andere, die noch keine Ahnung hatten, wohin ihre Reise gehen würde. Die Universität ist ein großartiger Ort, um Neues zu entdecken, und das Studium ist eine Zeit, in der man verschiedenen Interessen gleichzeitig nachgehen kann. Man lernt verschiedene Sichtweisen auf das Leben, die Wirtschaft und darauf, wie Unternehmen geführt werden sollten (oder nicht). Was ich während meiner Zeit in St.Gallen gelernt habe, ist, dass es unzählige Möglichkeiten gibt, sein Studium, seine Karriere und letztendlich sein Leben zu gestalten. Die wichtigste Erkenntnis für mich in dieser Hinsicht ist, dass jede Entscheidung, die man trifft, wirklich mit den eigenen Werten übereinstimmen muss.
Inwiefern ist «From insight to impact» für dich erlebbar geworden?
Ich habe «From insight to impact» in vielen Fällen erlebt. Das hochwertige formale Studium ermöglichte es mir, mich intensiv mit den jeweiligen Themen auseinanderzusetzen, kritisch zu denken und zu hinterfragen, was dies für geschäftliche Entscheidungen oder Situationen bedeuten könnte. Die Erkenntnisse, die man jedes Semester gewinnt, und deren Integration sind entscheidend für die Schweiz als wettbewerbsfähiger Wirtschaftsstandort, für Europa insgesamt und für die internationale Wirtschaft. Nur wenn wir als Studierende und Alumni das Wissen anwenden, werden wir in der Lage sein, Organisationen zu führen, die unsere Wirtschaft stärken und die dringendsten Probleme der Welt lösen. Die wirkliche Wirkung entsteht, wenn man den Mut hat, anzufangen.
Warum hast du dich für die HSG entschieden?
Ich habe mich aufgrund des vielversprechenden Studienprogramms für mein Bachelorstudium in Betriebswirtschaftslehre an der Universität St.Gallen entschieden. Besonders gereizt hat mich die Freiheit, Wahlfächer zu belegen und meine Interessen im Rahmen des Studiums zu verfolgen. Ein weiterer Grund war, dass die Universität eine weltweit führende Business School ist und so nah an meinem Wohnort liegt. Ich habe mich für den englischsprachigen Studiengang entschieden, weil ich einen internationalen Hintergrund habe und mit Kommilitonen aus anderen Regionen studieren wollte. Ausserdem ist der englischsprachige Studiengang etwas kleiner, was mir die Entscheidung erleichtert hat.
Inwiefern hat sich dein Blick auf die Universität und dein Studium verändert?
Meine Wahrnehmung der Universität St.Gallen hat sich seit Beginn meines Studiums nicht wesentlich verändert. Ich wusste schon immer, dass ich hier eine solide betriebswirtschaftliche Grundlage und ein Verständnis für die Wirtschaft erwerben würde. Ich bin sehr froh, dass ich mich für St.Gallen entschieden habe, und dankbar für die Menschen, die ich hier kennengelernt habe. Es ist fantastisch zu sehen, dass man, egal wo man im Leben steht und in welchen Unternehmen man arbeitet, insbesondere im Schweizer Ökosystem, vielen Alumni begegnet, mit denen man möglicherweise zusammenarbeitet.
Wie hast du dich bei deiner Studienentscheidung gefühlt?
Während meines Studiums habe ich meine Professoren als sehr offen erlebt – wann immer ich Fragen oder Unklarheiten zu den Unterlagen hatte, waren sie gerne bereit, mir weitere Einblicke aus ihrer Fachkompetenz zu geben und mich zu unterstützen.
Während meines Studiums in St.Gallen gab es einige Momente, in denen ich mir nicht sicher war, wie meine nächsten Studienschritte aussehen sollten. Vor allem in solchen Situationen habe ich mich an die Career Services der Universität gewandt, die mir bei meiner Entscheidungsfindung sehr geholfen haben. Ich war mir beispielsweise nicht sicher, ob ich zwischen meinem Bachelor- und Masterstudium ein Gap Year einlegen sollte, was viele meiner Kommilitonen taten. Darüber hinaus wurde ich vom Career Services beraten, als ich Studienangebote für Masterstudiengänge im Ausland in verschiedenen Städten und Ländern erhielt. Ich erinnere mich, dass es mir unglaublich schwer fiel, den nächsten Schritt zu wählen.
Bis heute bin ich sehr dankbar für die Hilfe, die ich von den Fachleuten des Career Services bei meiner Entscheidung erhalten habe. Indem wir Klarheit in verschiedene Aspekte gebracht haben, haben wir herausgearbeitet, was für mich am besten ist, basierend auf meinen Werten und meinen Zukunftsvorstellungen.
Wem würdest du das Studium weiterempfehlen und warum?
Ich würde das Studium an der Universität St.Gallen allen empfehlen, die sich für Wirtschaft und Betriebswirtschaft interessieren. Man erhält eine hochwertige Ausbildung, lernt Theorien gründlich kennen und sieht, wie diese in der Praxis angewendet werden können. Über den festgelegten Lehrplan hinaus hat man die Möglichkeit, sich durch Wahlfächer individuell zu spezialisieren.
Auch wenn Sie später vielleicht nicht in einem Unternehmen oder einer Firma arbeiten möchten, glaube ich, dass das, was Sie in St.Gallen lernen, Ihnen ein grundlegendes Verständnis für viele Dinge im Leben vermittelt: von der Funktionsweise von Zinssätzen über die Struktur des politischen Systems der Schweiz und die schweizerischen und internationalen Rechtsvorschriften bis hin zur Führung von Organisationen und zu ethischen Grundsätzen. In mehreren Kursen werden Sie mit anderen Studierenden in Gruppen zusammengefasst, um Fallstudien zu lösen und gemeinsam wissenschaftliche Arbeiten zu verfassen. Dies ist sehr wichtig, um Teamdynamiken zu lernen, die Ihnen später im Berufsleben helfen werden.
Nach dem ersten sogenannten Assessmentjahr können Sie Ihr Studium flexibel nach Ihren Wünschen gestalten. Wenn Sie beispielsweise neben dem Studium Teilzeit arbeiten möchten, um praktische Erfahrungen zu sammeln, ist das möglich, da Sie frei wählen können, wie viele Credits Sie pro Semester erwerben möchten.
Die Universität bietet zahlreiche Möglichkeiten, beispielsweise ein oder zwei Semester im Ausland zu studieren (dank eines großen Netzwerks von Partneruniversitäten). Ich hatte beispielsweise die Möglichkeit, ein halbes Jahr lang in Sydney, Australien, zu studieren, wo ich andere Studienansätze kennenlernen, etwas über das Geschäftsleben in einem anderen kulturellen Umfeld lernen und mein globales Netzwerk erweitern konnte.
Die Universität St.Gallen ist sehr gut mit der Industrie vernetzt: Unternehmen kommen mehrmals im Jahr für mehrere Tage an den Campus und führen Workshops mit Studierenden durch. Dies könnte auch der Zeitpunkt sein, an dem Sie Ihren ersten Arbeitgeber kennenlernen, vielleicht für ein Praktikum oder ein Trainee-Programm.
Die Universität St. Gallen legt großen Wert auf außerschulische Aktivitäten. Es gibt zahlreiche Vereine, in denen man sich engagieren kann, um das Studium mit den eigenen Interessen in Einklang zu bringen: von Sport über Musik bis hin zu Beratungs- und Investmentclubs und sozialem Engagement – ich bin überzeugt, dass für jeden etwas dabei ist, was das Studium zu einer einzigartigen Erfahrung macht.
Wie hast du als Frau dein bisheriges Studium erlebt?
Während meines Studiums an der Universität St.Gallen habe ich beobachtet, dass die überwiegende Mehrheit der Studierenden Männer waren. Ich erinnere mich noch gut daran, als ich meinen Abschluss machte und die Studierenden gebeten wurden, ihre Diplome entgegenzunehmen, dass nur sehr wenige Frauen auf die Bühne gingen. Glücklicherweise hat sich das Interesse an wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen und der Frauenanteil an der Universität insgesamt verbessert. Es ist jedoch noch ein langer Weg bis zur Gleichstellung.
Ich bin fest davon überzeugt, dass man durch die Schaffung von Räumen, in denen man sich wirklich zugehörig fühlt, unterrepräsentierte Gruppen sichtbar machen kann. Und indem man sie sichtbar macht, kann ein echter gesellschaftlicher Fortschritt stattfinden. Hier setzt meine Plattform Women With Impact an: Je mehr wir Frauen und ihre Leistungen für andere sichtbar machen, desto mehr Chancen erhalten sie und desto aktiver können sie sich in unserer Wirtschaft und Geschäftswelt einbringen.
Wie erlebst du die Community für Frauen an der HSG?
Ich weiss, dass es an der Universität St.Gallen Angebote und Netzwerke speziell für Frauen gibt. Ich glaube nicht, dass ich daran teilgenommen habe, aber was mich während meines Studiums besonders unterstützt hat, war mein aktives Engagement in Vereinen. Einer davon war PIECES, dessen Mission es ist, durch die Vermittlung von Englischkenntnissen an Kinder verschiedener Generationen einen nachhaltigen Einfluss auf die Partnergemeinden weltweit zu nehmen.
Ein weiterer Verein war der «Cercle des Francophones», der französischsprachige Studentenverein, dem hauptsächlich Romands und französische Studierende angehören, aber auch andere, die sich verbunden fühlen und die Sprache beherrschen.
Ich hatte auch die Möglichkeit, mit 20 gleichgesinnten Kommilitonen am Kulturaustauschprogramm von Ressort International teilzunehmen, um China zu entdecken und die reiche Geschichte und Kultur des Landes kennenzulernen. All diese Erfahrungen haben mir während meines gesamten Studiums ein Gefühl der Zugehörigkeit vermittelt und meine Zeit in St.Gallen wirklich bereichert.
Welche Erkenntnisse hast du für dein Leben gewonnen?
Erstens gibt es nicht nur einen Weg, Dinge im Leben zu tun. Studien- und Karrierewege können sehr unterschiedlich sein, was nicht bedeutet, dass der Weg, den alle anderen einschlagen, auch der richtige für dich ist. Erkenne deine persönlichen Werte und triff deine Entscheidungen entsprechend.
Zweitens kann man aus jeder Erfahrung lernen. Vielleicht gibt es eine Prüfung, die du nicht so bestehst, wie du es dir vorgestellt hast. Sei dir immer bewusst, dass es immer einen Ausweg gibt und du es beim nächsten Mal vielleicht anders machen wirst. Bei jeder Erfahrung – ob gut oder schlecht – kannst du dich fragen, was du daraus gelernt hast und/oder was sie dir über bestimmte Wahrheiten sagt, an denen du festhältst.
Und schliesslich ist meiner Meinung nach das Engagement in außerschulischen Aktivitäten sehr wichtig, um das Studium und später das Berufsleben in Balance zu halten. Ich bin dankbar, dass ich während meiner Zeit an der Universität St.Gallen viele Erfahrungen sammeln konnte und dies auch weiterhin tun kann.
Wie hat dich dein Studium verändert?
Mein Studium an der Universität St.Gallen hat mich gelehrt, dass mein Studium und meine Karriere ganz davon abhängen, was ich daraus mache – sie liegen in meiner Hand. Das bringt natürlich eine große Verantwortung mit sich, aber genau darin liegt meiner Meinung nach auch die Schönheit des Ganzen.
Das Studium in St.Gallen hat mir auch gezeigt, dass Lernen und Forschen kein endlicher Prozess sind. Man lernt Theorien, aus Fallstudien und vielem mehr, aber das bedeutet nicht, dass das schon alles ist, was das gewählte Hauptfach und die Spezialisierung zu bieten haben. Oft kommen die Aha-Momente erst später, wenn man in einem Unternehmen oder einer Institution arbeitet und selbst Verbindungen zu den Theorien herstellt, die man während des Studiums gelernt hat.
Inwieweit inspiriert dich dein Studium zum Unternehmertum?
Wenn es um Innovation und Unternehmertum geht, gibt es an der Universität St.Gallen mehrere Angebote, zum Beispiel einen ganzen Masterstudiengang zum Thema Business Innovation, aber auch Wahlfächer, die sich beispielsweise damit befassen, wie man als Unternehmer gesellschaftlichen Wandel vorantreiben kann. Ich erinnere mich, dass ich am START Summit teilgenommen habe – Europas größter Veranstaltung für Start-ups in der Frühphase, die von Studierenden der Universität organisiert wird – und absolut fasziniert war von der Tatkraft der Gründer, die ich dort getroffen habe, von ihrer Kraft, ihre Ideen zu verfolgen und zu verwirklichen.
Für mich persönlich bedeutete das, dass ich selbst in einem unternehmerischen Ökosystem aktiv sein wollte. Kurz darauf trat ich einem Tech-Start-up bei, das von ein paar Studierenden gegründet worden war, wo ich aus erster Hand sehen konnte, was es braucht, um ein Unternehmen aufzubauen. Für meinen Master habe ich mich noch intensiver mit dem Thema Entrepreneurship beschäftigt und bis heute habe ich diese Denkweise beibehalten, beispielsweise bei meiner Initiative „Women With Impact“.
Wie siehst du die Zukunft und deine nächsten beruflichen Schritte?
Trotz der gesellschaftlichen Spaltungen und wirtschaftlichen Herausforderungen, vor denen wir derzeit stehen, blicke ich optimistisch in die Zukunft. Wir müssen uns unser wirtschaftliches Potenzial in der Schweiz und in Europa mit unserem umfangreichen branchenübergreifenden Wissen vor Augen halten. Wir haben Länder mit unterschiedlichen Stärken, und ich bin optimistisch, dass wir durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit und die gegenseitige Unterstützung innovativer Unternehmen jede Krise meistern werden.
Was meine persönlichen Ziele angeht, möchte ich „Women With Impact“ weiter ausbauen und noch mehr Menschen mit den Geschichten dieser unglaublichen Frauen und ihren Erfolgen erreichen. Außerdem möchte ich mich weiterhin für wirkungsvolle Projekte innerhalb der Global Shaper Community des Weltwirtschaftsforums engagieren und mich für die Stärkung unserer HSG-Alumni-Community einsetzen.
Welchen Tipp möchtest du Studieninteressierten geben?
Mein Rat an alle, die ein Studium an der Universität St.Gallen in Betracht ziehen, lautet: Tut es, trefft die Entscheidung, verwirklicht eure Träume. Und wenn ihr dort seid: Seid neugierig, offen für Neues und habt den Mut, euren eigenen Weg zu gehen.
Zum Zeitpunkt des Interviews ist Clara Zoé Richter