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Campus - 27.09.2021 - 00:00 

Informatik trifft auf Unternehmertum: Startschuss zum Master in Computer Science

Diesen Monat beginnen die ersten Studierenden den neuen Masterstudiengang in Informatik an der HSG, welcher im Rahmen der IT-Bildungsoffensive des Kantons St.Gallen entstand. Die Studierenden erwartet aber weitaus mehr als ein normales Informatikstudium. Von Studentenreporter Niels Niemann.

27. September 2021. Ein Informatikstudium an der HSG? Was sich vor einigen Jahren noch kaum jemand vorstellen konnte, wird schon dieses Semester mit dem Start des «Master in Computer Science (MCS)» Realität. Verantwortlich dafür sind Prof. Dr. Siegfried Handschuh, der akademische Leiter des neuen Masterprogramms, sowie Dr. Jochen Müller, der Projektleiter für den Aufbau und nun Geschäftsführer der im letzten Jahr gegründeten School of Computer Science. Im Gespräch erzählen sie über die Entstehungsgeschichte des Studiengangs, was diesen einzigartig macht und ihre langfristigen Ziele.

Informatik als neues Geschäftsmodell

«Die Idee für den Studiengang entstand vor sechs Jahren basierend auf einer Beobachtung», beginnt Handschuh zu erzählen. Ob Google, Facebook oder Microsoft, die Informatik sei schon lange nicht mehr nur eine unterstützende Technologie, sondern ein eigenes Geschäftsmodell mit disruptivem Potenzial. So fänden sich viele Informatiker plötzlich in der CEO-Rolle eines Unternehmens wieder, ohne aber je unternehmerische Fähigkeiten erlernt zu haben. Genau hier wollte die HSG anknüpfen: Ein Informatikstudium mit unternehmerischer Ausrichtung, welches umfassende technologische Kompetenzen vermittelt, die Studierenden aber auch auf eine Karriere als IT-Entrepreneur oder Führungskraft in einem Technologieunternehmen vorbereiten kann.

Unterstützung bei der Umsetzung der Idee kam dann 2019 seitens des Kantons St.Gallen. Im Rahmen der IT-Bildungsoffensive, welche dem Fachkräftemangel entgegenwirken und den Wirtschaftsstandort Ostschweiz fördern soll, entstanden die konkreten Pläne für das Informatikstudium an der HSG. «Ein chinesisches Sprichwort besagt: Wenn das Wasser steigt, steigen auch die Boote», fährt Handschuh fort. «Wir erhoffen uns durch den Studiengang genau einen solchen Multiplikator-Effekt: Mehr qualifizierte Fachkräfte ausbilden, welche dann wieder ihr Wissen an die darauffolgende Generation weitergeben.»

Ein grosser Schritt in diese Richtung wurde schon vor dem Start des Studiengangs durch den Aufbau der School of Computer Science getan. «Inzwischen konnten wir schon mehr als 60 hochqualifizierte Informatiker aus der ganzen Welt nach St.Gallen holen», merkt Müller stolz an. Die Betreuungsquote und -qualität für die neuanfangenden Studierenden sei dementsprechend ausserordentlich gut. Zudem sei die Mischung aus Informatik und der HSG-DNA einzigartig. Handschuh betont: «Wir sind technisch auf Augenhöhe mit anderen Universitäten, wollen aber noch zusätzlich einen Mehrwert schaffen.»

Studierende in Pionierrolle

Das Konzept scheint attraktiv zu sein. Mehr als 40 Studierende haben sich für den ersten Jahrgang des Masters in Informatik an der HSG beworben. Davon mussten 26 noch die fachliche Zulassungsprüfung absolvieren, da sie keinen universitären Informatik-Bachelor, sondern beispielsweise einen HSG-Bachelor oder ein Fachhochschulstudium absolviert hatten. Schlussendlich haben dann 30 Studierende eine Zulassung bekommen, von welchen 24 nun ihr Studium diesen September beginnen. Dies entspräche ziemlich genau ihrer erhofften Zielgrösse für das erste Jahr, merken Handschuh und Müller an. «Langfristig sei das Ziel dann jeweils 50 bis 70 neue Master-Studierende jedes Jahr begrüssen zu können.»

Die kleine Gruppengrösse erlaube es aktuell jedoch, viel öfters auch informell den Austausch mit den Studierenden zu suchen und ihr Feedback in die Gestaltung des Studiengangs miteinfliessen zu lassen. «Ich sehe die Studierenden als kulturprägende Pioniere in diesem für die HSG neuen Feld», betont Handschuh. Sie seien es schlussendlich, die den Ruf des Studiengangs prägen würden. «Unsere Hoffnung ist es, dass die Studierenden am Ende des Masters besser sind als wir selbst», fügt Handschuh mit einem Lächeln an.

Bachelorstudium folgt im nächsten Herbst

Ab dem kommenden Jahr bietet die HSG dann auch ein Bachelorstudium in Informatik an. Da es sich um einen Bachelor of Science und nicht Arts handelt, wird es auch ein separates Assessmentjahr für die Studierenden geben. Dass der Master vor dem Bachelor eingeführt wird, mag im ersten Moment unlogisch klingen, war jedoch aus akademischer Sicht wichtig. «Da wir in jeder Bachelor-Veranstaltung Tutorien anbieten wollen, sind wir darauf angewiesen, zuerst Masterstudierende auszubilden, welche diese dann leiten können», merken Handschuh und Müller an.

Langfristig geplant seien im Bachelor etwa 100 Studierende pro Jahr. In fünf Jahren sollen somit zwischen 500 bis 600 Informatikstudierende gleichzeitig auf dem Campus sein, was immerhin 10 bis 12 Prozent aller universitären Informatikstudierenden in der Schweiz entsprechen würde. «Unser grösstes Ziel ist es aber, die Informatik auf universitärer Ebene in der Ostschweiz zu etablieren», betont Handschuh und macht abschliessend eine Ansage: «Steve Jobs hat einst gesagt ‘I want to make a dent in the universe’, wir fangen nun mit der Ostschweiz an.»

Bild: Gruppenbild der neuen Informatikstudierenden aus der Integrationswoche

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