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Leute - 07.07.2021 - 00:00 

Vom akademischen Schreiben bis zur Ausdruckskraft der Fiktion

Was haben Kryptowährungen, der Einsatz der Blockchain-Technologie und die Rolle von Zentralbanken mit dem dunklen Netz und Sexrobotern zu tun? Es sind Welten, die Autor Markus Will in seinem neuesten Roman «Die Dark Bankerin» zusammenführt.

7. Juli 2021. Man kann kaum behaupten, dass Markus Wills Karriere einem traditionellen Weg gefolgt ist. Zu Beginn seiner akademischen Laufbahn studierte er Wirtschaftswissenschaften, promovierte 1990 über die deutsche Währungsunion und habilitierte sich später an der HSG zum Thema wertorientiertes Kommunikationsmanagement. Heute ist er Partner bei «goodwill communications», stellvertretender Institutsleiter des Instituts für Finanzwissenschaft, Finanzrecht und Law and Economics (IFF-HSG) sowie ständiger Lehrbeauftragter an der Universität St.Gallen.

Die Rechnungen bezahlen

Als Student in Deutschland nutzte Will sein Verständnis für Wirtschaft und Finanzen, um das Studium als freier Wirtschaftsreporter zu finanzieren. Im Laufe der Jahre arbeitete er als Unternehmensberater, Kommunikationsdirektor, Journalist und Redakteur in den USA, Grossbritannien, Deutschland und in den letzten 23 Jahren in der Schweiz.

In den vergangenen zehn Jahren hat Will seinem Lebenslauf den Titel «Romanautor» hinzugefügt. Das vierte Buch, «Die dunkle Bankerin», das Anfang des Jahres auf Deutsch und später auf Englisch erschienen ist, ist ein Kriminalroman, der in der nicht allzu fernen Vergangenheit spielt und Wirtschaftsthemen als Teil der Handlung einbaut.

«Der rote Faden meines Berufslebens war schon immer das Schreiben. Als Student, Dozent oder Berater: Geschrieben habe ich immer, diese Tätigkeit begleitet mich schon ein Leben lang», sagt Will. Er stellt fest, dass es einige Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem akademischen Schreiben und Belletristik gibt. Gleichwohl seien die beiden «Schreib-Universen» nicht so unterschiedlich, wie man denken könnte. Er vergleicht sie mit American Football und englischem Rugby. «Die beiden Sportarten haben denselben Ursprung, aber sie haben sich im Laufe der Zeit in unterschiedliche Richtungen entwickelt.»

Der Startblock

 «Egal, ob Sie eine Dissertation oder ein Buch schreiben, Sie müssen mit einem Inhaltsverzeichnis und einer Gliederung beginnen, zumindest aus meiner Sicht. Am Anfang steht bei mir immer eine 'Forschungsfrage', sei es für einen Roman oder eine wissenschaftliche Arbeit. Ich organisiere meine Gedanken jeweils so, dass sie eine klare Logik aufweisen. Der Kern einer wissenschaftlichen These oder eines Romans ist diese «gegliederte» Idee. Das rate ich auch Studierenden, wenn sie zu mir kommen, um ihre Bachelor- oder Masterarbeit zu besprechen.»

Was Will beim Schreiben immer Spass gemacht hat, ist die Recherche. Er findet es aufregend, sich in ein Thema zu vertiefen und neue Ideen zu entdecken. Seine letzte wissenschaftliche Arbeit, zusammen mit Katarina Stanoevska und Vera Lenz vom Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement (MCM-HSG), beschäftigte sich zum Beispiel mit der Zukunft des Wissenschaftsjournalismus. Eine Herausforderung, die beim akademischen Schreiben nicht unterschätzt werden darf, ist, das eigene Werk auch zu veröffentlichen und auf Konferenzen vor Kolleginnen und Kollegen zu präsentieren. Dieser Druck sei etwas, das Will nicht vermisse und weshalb er aktuell nur noch wenig akademisch schreibe.

Der grösste Unterschied zwischen dem akademischen Schreiben und dem Schreiben von Belletristik ist für Will die Verwendung von Sprache. Er stellt fest, dass akademisches Schreiben komplex und langweilig sein kann, aber Belletristik muss unterhalten und informieren, am besten gleichzeitig. Will nutzt seine journalistische Erfahrung, um akademische Themen in seiner Fiktion in den Vordergrund zu rücken.

Wills Romane sind Hybride – Kriminalromane, die stark mit Wirtschaftsthemen verbunden sind und als «Ecotainment» bezeichnet werden, eine Mischung aus Wirtschaft und Unterhaltung.

Die Entwicklung eines Romans

Markus Wills Schreiben von Belletristik folgt normalerweise einem Standardprozess. «Was für mich wichtig ist und was ich spannend finde, sind Finanz- und Wirtschaftsthemen. Am Ende benutze ich Charaktere und Handlungen, um diese Themen zu erklären. Sie sind fiktiv, aber die wirtschaftlichen und finanziellen Themen, die ich erforsche, sind es nicht.»

In «Die dunkle Bankerin» begann Will mit Banking, Brexit und Bitcoin. Er dachte darüber nach, warum Ökonomen zögern, Bitcoin anzunehmen. Dann fing er an, über KI und maschinelles Lernen zu recherchieren sowie über Sexrobiologie. «Obwohl dies nicht zu meinem Fachgebiet gehört, habe ich in kurzer Zeit viel gelernt.»

So kombiniert er einen gutaussehenden menschlichen Roboter mit Digitalgeld. Und sobald er die Fakten durchdacht hat, denkt er über den fiktionalen Teil nach, das Verbrechen. Dann versucht er, einen Weg zu finden, diese Welten zusammenzubringen. «Wenn meine Recherche abgeschlossen ist und ich eine Handlung habe – einen Mord, ein Verbrechen, einen Plan – dann widme ich mich ganz dem Schreibprozess.»

Will geht davon aus, dass «Die dunkle Bankerin» der erste Teil einer Romantrilogie ist, die in den nächsten Jahren geschrieben werden soll. Wie sich die Welt der Finanzen, der Wirtschaft und des Geldes in den nächsten Jahren entwickelt, wird definitiv beeinflussen, welche Wendung die Geschichte nimmt. «Und dieser Coronavirus und seine Infektion von Leben und Arbeit wird ein grosses Thema im nächsten Buch sein.»

Liebe, Lust und Leidenschaft, verwoben mit Banken, Brexit und Bitcoin. Der Wirtschaftskrimi und Thriller «Die Dark Bankerin» ist das neueste Buch von Markus Will und soeben erschienen.

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