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Forschung - 26.08.2024 - 13:30 

Studie im Auftrag von armasuisse: Die sicherheitsrelevante Industriebasis der Schweiz

Wie ist es um die verteidigungskritische industrielle Basis in der Schweiz bestellt? Zur Klärung dieser Frage hat armasuisse bei der Universität St.Gallen (HSG) eine Studie in Auftrag gegeben. Diese wurde heute publiziert. Um auch künftig die Verteidigungsbereitschaft aufrechtzuerhalten, empfehlen die Autoren, inländische Ressourcen zu stärken und die Transparenz in den Lieferketten zu erhöhen. Nötig sind zudem Notfallpläne für Lieferausfälle, die strategische Diversifizierung der Bezugsquellen und die Lagerhaltung wichtiger Materialien.

Bundesrätin Viola Amherd hat armasuisse, das Kompetenzzentrum für Beschaffung, Technologie sowie Immobilien im Eidgenössischen Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS), im vergangenen Jahr mit einer ergebnisoffenen Überprüfung der Grundsätze des Bundesrates für die Rüstungspolitik beauftragt. Im Rahmen dieses Auftrags hat ein Team am Institut für Technologiemanagement (ITEM-HSG) unter der Leitung von Professor Thomas Friedli die Verteidigungsbereitschaft der Schweizer Armee mit Blick auf die Planung bis 2035 untersucht. Der Fokus lag dabei auf der sicherheitsrelevanten Industriebasis.

Kritische Rohstoffe und Materialien

Ein Kern der Studie bildet die Betrachtung kritischer Rohstoffe und Materialien. Die Autoren analysieren deren Herkunft und die vielschichtigen Beziehungen zwischen den Regionen, Lieferanten, Händlern und Herstellern. Dadurch lassen sich Abhängigkeiten und Risiken in der Lieferkette identifizieren, um so Beschaffungsstrategien und das Risikomanagement zu verbessern. Der Grossteil der verwendeten Rüstungsgüter stammt aus der westlichen Welt, nichtsdestotrotz können Subkomponenten aus anderen Erdteilen kommen. Deshalb erachten die Studienautoren ein umfassendes Lieferantenmanagement und -monitoring über die erste Lieferantenebene hinaus als «notwendig». Da die Schweiz kaum über natürliche Ressourcen verfügt, sind nebst der Lagerhaltung von Rohstoffen Abkommen und Verträge entscheidend, welche den Zugang zu Rohstoffen sichern – unabhängig von der politischen Weltlage.

Starke Industriebasis in der Schweiz

Die Schweiz verfügt über eine technologisch weit entwickelte und global wettbewerbsfähige industrielle Basis, wobei die Rüstungsindustrie von der allgemeinen Industrie nicht klar zu trennen ist. Die Autoren empfehlen, die beidseitige Abhängigkeit von einzelnen Industrieunternehmen und der Schweizer Armee mithilfe eines dynamisches Industriemonitorings sichtbar zu machen. Doch die Binnennachfrage reicht nicht aus, um inländische Rüstungsunternehmen auszulasten. Deshalb erachten die Studienautoren geeignete Rahmenbedingungen sowie Rechtssicherheit für die Rüstungsindustrie in Zusammenhang mit Exporten als «unabdingbar». Dabei gilt es selbstverständlich ethische und neutralitätspolitische Aspekte zu wahren. Zielgerichtete Offset-Geschäfte sind eine Möglichkeit, um Unternehmen gezielt zu stärken und den Aufbau zukunftsgerichteter Fähigkeiten und Kapazitäten zu fördern.

Zehn Empfehlungen

Insgesamt geben die Autoren der Studie zehn Empfehlungen, die dazu dienen, die verteidigungskritische industrielle Basis in der Schweiz nachhaltig sicherzustellen. Neben den oben erwähnten Punkten gilt es beispielsweise auch, das hervorragende Schweizer Ökosystem aus Unternehmen, Hochschulen, NGOs sowie gut ausgebildeten Mitarbeitenden für Innovationen zu nutzen – namentlich in den Bereichen Space und Drohnen. Hier verfügt die Schweiz bereits heute über herausragende Fähigkeiten. Dazu muss das Ökosystem mit einer klaren Strategie (inklusive Regelungen für geistiges Eigentum sowie zur Abgrenzung zwischen ziviler und proprietärer militärischer Nutzung der Entwicklungen von Startups mit der Armee etc.) bespielt werden. Eine wichtige Rolle kommt bei alledem der nationalen Politik zu, welche die Rahmenbedingungen festlegt.

Die Erkenntnisse aus der Studie fliessen in die laufende Überprüfung der Rüstungspolitik ein. Die Studie kann auf der Website von armasuisse als PDF heruntergeladen werden: ar.admin.ch/de/studien

Bild: RUAG 

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