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Hintergrund - 25.03.2022 - 00:00 

Raffael Wohlgensinger: «Nachhaltigkeit ist zentral und kein Nebeneffekt»

Am START Summit 2022 wurde Raffael Wohlgensinger zum «HSG Gründer des Jahres 2022» gekürt. Im Interview spricht er über Nachhaltigkeit, warum veganer Käse und die Schweiz nicht im Widerspruch stehen und über Herausforderungen für Startups im Lebensmittelbereich.

25. März 2022.

Glückwunsch Raffael zur Auszeichnung HSG Gründer des Jahres! Dein Startup Formo stellt veganen Käse her. Spielt Veganismus und das Thema Nachhaltigkeit eine grosse Rolle in deinem Leben? Wie ist es dazu gekommen, dass du in diesem Bereich ein Startup gegründet hast?

Ich bin selbst Veganer, meine Freundin auch. Nachhaltigkeit spielt in meinem Leben, vor allem in der Ernährung, eine sehr grosse Rolle und das war auch am Anfang der treibende Faktor, in diese Industrie zu gehen. Der Aspekt der Nachhaltigkeit ist auch bei allem, was wir im Unternehmen machen, zentral und kein Nebeneffekt.

Du kommst ursprünglich aus der Schweiz – dem Land des Käses. Wie passt das zusammen?

Gerade weil die Schweiz ein Land des Käses ist, passt es so gut zusammen. Wir bei Formo machen die Zukunft des Käses. Mit unserer Technologie können wir das Herzblut, die Geschichte und das Handwerk, welches schon so lange in der Schweiz existiert, zusammenbringen. Und auch in der Schweiz ist der Trend hin zum nachhaltigen Kosnum sehr stark. Oftmals ist allerings nur Zugang zu nicht optimalen Alternativprodukten gegeben, weshalb wir mit unserem Produkt einen Schmerzpunkt lösen können.

Hat jemand schon einmal den Käse probiert und ihn gar nicht gemocht? Wenn ja, warum?

Am Anfang gab es sicher einige Prototypen, die gar nicht geschmeckt haben. Aber mittlerweile kommt das eher nicht mehr vor. Wir hatten gerade erst ein Tasting in LA vor den Oscars und machen auch hier in Deutschland immer wieder welche, die sehr gut ankommen.

Was waren für dich die grössten Herausforderungen im gesamten Schaffungsprozess und gab es auch Momente, in denen du kurz davor warst, aufzugeben?

Einen solchen Moment, in dem ich alles hinschmeissen wollte, gab es tatsächlich nicht. Aber es gab immer wieder ein paar Challanges und die wird es auch immer wieder geben. Jeder, der etwas Eigenes macht und sich zu 100% damit identifiziert, erlebt Erfolge unglaublich stark, aber das gleiche gilt auch, wenn etwas einmal nicht funktioniert.

Welche Herausforderungen hat es als StartUp im Lebensmittelbereich?

Welche Challenges es im Lebensmittelbereich hat, kann man bei uns sehr gut sehen. Zuerst musste die Technologie, das Businessmodel, das Unternehmen und das Produkt gebaut werden. Am Ende des Tages zählt dann aber lediglich der Geschmack und der Preis. Es ist ein riesengrosses Angebotsspiel, sodass es zum Schluss also nicht nur um die Technologie, sondern vor allem auch um die operationelle Ausführung geht.

Du hast selbst an der Universität St.Gallen (HSG) studiert. Die Auszeichnung zum Gründer des Jahres hast du am START Summit erhalten, eines der grössten Events von Studierenden der HSG. Welchen Bezug hast du zu START?

Wir haben als Formo beim Incubator mitgemacht. Viele von meinen Freunden sind auch bei START im Organisationskommitee. Auch als Student war ich bereits selbst auf der Konferenz. Im Vergleich zu damals, hat sich START unglaublich entwickelt und ich finde, es ist eine sehr coole Konferenz, an der viele Leute aus der Startup-Szene zusammen kommen.

Welchen Rat hast du für angehende GründerInnen im Nachhaltigkeits- bzw. Lebensmittelbereich?

Versucht richtig schwierige Probleme zu lösen. Investiert nicht zehn Jahre von eurem Leben in ein Unternehmen, was nur einen marginalen Nutzen bringt. Sucht euch die grossen Themen und Challenges für die Gesellschaft und arbeitet an diesen. Solche Themen findet man weniger proaktiv, sondern vielmehr in den eigenen Interessensgebieten. Wenn sich jemand für Mode interessiert, wird derjenige schnell merken, dass Fast Fashion ein Problem ist. Thematiken, die man proaktiv suchen muss, sind nicht gross genug.

Interview: Anna Kati Schreiter

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