Campus - 27.04.2023 - 09:00
Gemeinsam mit seinen drei Kameraden Matthias Fernandez (ETH), Lorenzo Henseler (HSG) und Julian Müller (HSG), trainiert Luca Fayd'herbe de Maudave (HSG) auf die «Talisker Whiskey Atlantic Challenge» hin. Der als herausforderndste geltende Wettkampf des Rudersports beinhaltet die Überquerung des Atlantiks von La Gomera nach Antigua in weniger als 30 Tagen. Im jährlich stattfindenden Rennen möchten sie im Dezember 2025 nicht nur ihre 20-40 Mitstreiter überholen, sondern auch den Weltrekord von 29 Tagen und 18 Stunden brechen. Neben der schlichten Hingabe als Athleten zu ihrem Sport, treibt das Schweizer Team auch das Sammeln von Spenden für eine Hilfsorganisation ihrer Wahl an. Bei einer Strecke von 4'800 km und Wellen, die sechs Meter erreichen, und unvorhersehbaren Wetterbedingungen, verlässt sich diese Gruppe von Studierenden nur aufeinander.
Bereits heute können die vier Studierenden vielzählige Errungenschaften vorweisen. Zwei von ihnen stellten für ihre Bootskategorie den Weltrekord auf und gewannen gemeinsam im Jahre 2017 die U23-Weltmeisterschaft. Alle von ihnen waren mindestens einmal Schweizermeister, einer von ihnen sogar achtmal. Nach der Zeit im U-23- bzw. U-19 Kader, nationalen Wettkämpfen, Welt- und Europameisterschaften, fanden sie nun aber zueinander, um sich auf ihre womöglich herausforderndste Reise zu begeben.
Das Kräftemessen und das Beibehalten einer effektiven Technik gehört unter anderem zu den Aspekten, welcher den Sport für sie einzigartig macht. Das Finanzielle stehe dabei für das Team im Hintergrund. Auf Elite-Level trainierte Julian dreimal am Tag, bevor er das Studium begann. Dies ohne dieselben monetären Gegenleistungen wie im Tennis üblich, obwohl der Sport den Körper im hohen Mass strapaziere. Die mentalen Anstrengungen würden aber zusammenschweissen, so Luca.
Glücklicherweise lässt das Studium an der HSG eine flexible Einteilung ihrer Zeit zu, wodurch dem Team ausreichend Platz für den Sport im Alltag bleibt. Um sich für allfällige Notsituationen vorzubereiten, packen die vier neben Ersatzrudern und einer aufblasbaren Insel auch Navigationsmittel mit ins Boot. Die Essensrationen benötigen Planung im Voraus und müssen für den gesamten Monat auf dem Ruderboot haltbar gemacht werden, wozu die Nahrung vor Beginn des Rennens dehydriert wird. Im Durchschnitt verbrennen die Teilnehmer des Wettkampfs nämlich 7000 Kalorien am Tag und nehmen zwischen zehn und zwölf Kilogramm während des gesamten Monats ab. Pro Tag verbraucht jeder Ruderer zusätzlich 10 Liter Trinkwasser. Aus Sicherheitsgründen muss das Doppelte der notwendigen Essensration auf den Atlantik mitgenommen werden. Eine Entsalzungsmaschine säubert das Wasser auf dem Boot.
Das Rennen ist unbegleitet, wodurch die Ruderer grösstenteils auf dem Meer auf sich allein gestellt sind. Trotz eines Segelboots, welches alle Teilnehmenden bewacht, dauerte es auch schon 24 Stunden, bis Hilfe in Notsituationen eintraf. Helikopter erreichen nur bestimmte Orte. Die Kälte mache laut Luca dem Team nur bedingt Sorgen, da der Start auf einem Breitengrad in der Nähe Äquators liegt und Strömungen das Boot in Richtung Karibik führen würden. Um die chronische Seekrankheit mache er sich viel mehr Gedanken: «Chronische Seekrankheit betrifft etwa einen Viertel der Bevölkerung. Ruderer, die während des Rennens die Seekrankheit erlitten, konnten den Wettkampf nicht zu Ende führen. Es ist beinahe unmöglich die Performance mit chronischer Seekrankheit beizubehalten.»
Auch der permanente Druck in einem lang andauernden Rennen gegen die Zeit zu sein, beschäftigt Luca. Nie hatten die vier Studierenden bisher ein Rennen von solcher Länge geführt. Übliche Wettkämpfe erstrecken sich im Schnitt zwischen eins und fünf Tagen, wobei die einzelnen Rennen zwischen sechs bis sieben Minuten andauern würden. Geschlafen wird immer nur zu zweit, um das Boot durchgehend in Bewegung zu halten. Hierfür muss sich das Team an einen speziellen Rhythmus gewöhnen, wobei zwei Stunden abwechselnd gerudert und geschlafen wird. Ein Zustand, der auch Konflikt- und Krisenmanagement erfordert.
Ex-Sportler diverser Bereiche wie dem Rugby und Ex-Soldaten gehören zu den Teilnehmern an der «Talisker Whiskey Atlantic Challenge». Da die vier Studierenden ihre Zeit im Kader verbrachten und den Sport seit Jahren ausüben, schätzen sie ihre Chancen den Titel zu gewinnen und den Weltrekord zu brechen als gut ein. Luca merkt jedoch an, dass auch ihre insgesamt dreijährige Vorbereitung und die zehn bis zwölf Trainings pro Woche nicht ausreichen werden, wenn die Wetterbedingungen gegen sie arbeiten. Auf dem Meer gebe es nämlich viele Faktoren, die den Ablauf der 30 Tage beeinflussen werden.
Unabhängig von Hindernissen und Outcome, möchten die vier Studierenden in jeder Situation für ihre Leidenschaft und einen guten Zweck ihr Bestes geben und sind derzeit auf der Suche nach Sponsoren.
44west.ch/
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Talisker Whisky Atlantic Challenge
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Adria Pop studiert Betriebswirtschaftslehre im vierten Semester an der Universität St.Gallen.
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