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Forschung - 17.11.2025 - 11:00 

Von Werten zu Wirkung: Wie Vermögensverwalter Nachhaltigkeit neu definieren

Wie können internationale Vermögensverwalter ihr Geschäftsmodell an soziale und ökologische Ziele anpassen? Dies zeigt eine neue Studie des Center for Sustainable Finance and Private Wealth (CSP), der Universität St.Gallen und The ImPact.
Quelle: SBF-HSG

Können vermögende Privatpersonen, Family Offices und Stiftungen heute auf Vermögensverwalter zählen, die sie wirksam bei gesellschaftlichem und ökologischem Wandel unterstützen? Der Investor’s Guide to Impact Wealth Management ist die jüngste Publikation einer Studienreihe, die bis ins Jahr 2017 zurückreicht. Sie wurde in enger Zusammenarbeit mit sehr vermögenden Privatpersonen entwickelt und bietet die bislang umfassendste vergleichende Analyse der internationalen Vermögensverwaltungslandschaft. 
 
Der Bericht untersucht 13 ausgewählte Vermögensverwalter – darunter globale Akteure wie UBS und Cambridge Associates, aber auch Plattformen mit Wurzeln in wirkungsorientierten Unternehmerfamilien wie Cape Capital, Lombard Odier und Edmond de Rothschild. Das Ergebnis: Nachhaltiges Investieren ist heute in der Branche fest verankert. Dennoch bestehen selbst im Jahr 2025 noch deutliche Lücken, die es vermögenden Privatpersonen und Family Offices erschweren, mit ihrem Kapital tatsächlich messbare Wirkung zu erzielen. 

Zentrale Erkenntnisse der Studie 

  • Wirkungsmessung bleibt die grösste Herausforderung:  
    Nachhaltigkeit ist im Mainstream der Branche angekommen. Im Durchschnitt sind rund 30 % der Vermögenswerte der untersuchten Firmen nachhaltig investiert. Doch nur 3,3 % zielen ausdrücklich auf messbare soziale oder ökologische Resultate ab. Verlässliche Daten und gemeinsame Standards bleiben rar. Immerhin zeigen Instrumente, die auf den UN-Nachhaltigkeitszielen (SDGs) und dem Impact Management Project basieren, vielversprechende Ansätze. 
     
  • Deutliche Unterschiede zwischen den Anbietern: 
    Die befragten Vermögensverwalter unterscheiden sich stark in der Umsetzung von Impact-Strategien. Einige verfügen über ausgeprägte Kompetenzen in zentralen Bereichen, doch eine einheitliche Lösung, die den Bedürfnissen aller Vermögensinhaberinnen und -inhaber gerecht wird, fehlt bislang. 

  • Private Märkte als nächstes Wirkungsfeld: 
    Der Zugang zu Impact-Investment-Möglichkeiten erweitert sich, beispielsweise durch semi-liquide Strukturen und Investitionen mit niedrigeren Einstiegsschwellen.
     
  • Der Wandel beginnt innerhalb der Branche: 
    Führende Vermögensverwalter verknüpfen Managementanreize zunehmend mit Nachhaltigkeitszielen, fördern Diversität und Gleichstellung und definieren ihre Rolle als langfristige Partner für gesellschaftlichen Wandel neu. 
     
  • Ganzheitlicher Ansatz:
    Vermögensverwalter bauen zunehmend die Trennung zwischen Investieren und Philanthropie ab und beraten ihre Kundinnen und Kunden ganzheitlicher zu ihren Wirkungszielen. Zudem berücksichtigen sie vermehrt katalytische Investitionen, die aufgrund ihres tieferen Renditeprofils bisher schwer anzubieten waren.

Auf dem Weg zu einer langfristigen Ausrichtung  

Der Bericht betont, dass nachhaltiges Investieren über einzelne Produkte hinausgehen muss. Als entscheidende Faktoren führt der Leitfaden eine solide Governance, gelebte Diversität und interne Rechenschaftspflichten an. Viele der beteiligten Firmen verknüpfen die Vergütung des Senior Managements inzwischen mit Nachhaltigkeitszielen oder Leistungen in den Bereichen Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI). Zudem werden regelmässige Überprüfungen der Investment Policy Statements (IPS) sowie transparente Berichtszyklen empfohlen, um die Ausrichtung an den sich verändernden Zielen der Kundinnen und Kunden sicherzustellen. 

Impact Wealth Management wird dabei nicht als Produkt, sondern als kontinuierlicher Prozess verstanden. Der Leitfaden schliesst mit konkreten Empfehlungen für Anlegerinnen und Anleger: Grundsätze klären, eine Auswahl passender Vermögensverwalter treffen, sich aktiv in die Mandatsgestaltung einbringen und langfristige Überprüfungsmechanismen etablieren. 

Eine gemeinsame Anstrengung  

Der Bericht wurde verfasst von Andrew Douglas (CSP), Claudia Coppenolle (The ImPact) und Dr. Falko Paetzold, Gründer des Center for Sustainable Finance and Private Wealth (CSP) sowie des Competence Center for Sustainable Finance and Private Wealth (CCSP-HSG) an der Universität St.Gallen. 

Launch und Präsentation der Studie 

Eine Präsentation und Diskussion des neuen Leitfadens «Investor’s Guide to Impact Wealth Management» findet am 25. November 2025 in Zürich statt. Interessierte sind herzlich dazu eingeladen, vor Ort oder online teilzunehmen. Der Bericht steht auf cspglobal.org zum Download zur Verfügung.  

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