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Campus - 15.07.2025 - 08:38 

HSG-Studierende arbeiten mit NGOs und Startups in São Paulo

Wie funktioniert soziale Innovation in der Praxis? 25 HSG-Studierende suchten in einem Kurs in São Paulo Antworten – gemeinsam mit Organisationen, die im urbanen Alltag konkrete Lösungen entwickeln. 

Wie entstehen soziale Innovationen in einem Umfeld grosser sozialer Ungleichheit? Dieser Frage gingen 25 HSG-Bachelorstudierende im Rahmen eines Kontextstudium-Kurses in São Paulo nach – im direkten Austausch mit Organisationen, die an Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen arbeiten.

Der Kurs wurde von der HSG-Forscherin Fabienne Bünzli geleitet. Sie war im Frühlingssemester 2025 als «Visiting Professor» an der Fundação Getulio Vargas und am HSG Institute of Management in Latin America tätig. In dieser Zeit baute sie ein Netzwerk zu Startups, Initiativen und NGOs auf, die sich mit Themen wie Abfallwirtschaft, Bildungsgerechtigkeit oder finanzieller Inklusion beschäftigen. Ziel davon war es, den Studierenden im Kurs einen unmittelbaren Einblick in die Praxis sozialer Innovation zu geben.

Lernen im urbanen Alltag

Während einer intensiven Woche in São Paulo Anfang April 2025 besuchten die Studierenden verschiedene Organisationen, diskutierten mit Gründer:innen, NGO-Vertreter:innen und Projektleitenden – und arbeiteten an realen Herausforderungen, die ihnen die Praxispartner vorstellten. Darauf entwickelten sie vor Ort Ideen, die sie direkt mit den jeweiligen Teams besprachen.

Beispielhaft sind Initiativen wie Cataki, eine App, die informelle Abfallsammler:innen (Catadores) mit Haushalten und Unternehmen verbindet. Oder Pimp My Carroça, das die Sichtbarkeit und Würde dieser Berufsgruppe dadurch stärkt, indem deren Handwagen kreativ gestaltet werden.

Im Bildungsbereich traf die Gruppe auf die Organisation Parceiros da Educação, deren Programme an über 700 öffentlichen Schulen im Bundesstaat São Paulo implementiert wurden. Der Besuch einer Partnerschule bot den Studierenden Gelegenheit, direkt mit Schüler:innen ins Gespräch zu kommen – auf Englisch, selbstbewusst, vorbereitet. «Sie empfingen uns herzlich und präsentierten uns eindrücklich, wie sie digitale Technologien und Gamification nutzen, um Lernen innovativ und zukunftsorientiert zu gestalten », sagt Bünzli.

Weitere Begegnungen führten zu Startups wie Café Quilombo oder Lunettes by Lari, die sich beide auf die Stärkung der afro-brasilianischen Community fokussieren. Auch der Fundo de Impacto Estímulo, ein Finanzierungsinstrument für Kleinstunternehmen, stellte seinen Ansatz des «blended finance» vor – ein Konzept, das öffentliche und private Mittel kombiniert.

Kompakte Theoriesessions, direkte und praktische Anwendung vor Ort

Für Kursleiterin Bünzli war entscheidend, den Studierenden ein selbstgesteuertes Lernumfeld zu bieten: «Ich habe die Theorieinputs bewusst kompakt und praxisnah gehalten. Ziel war es, den Studierenden nicht einfach Antworten vorzugeben, sondern sie durch strukturierte Challenges und Reflexionsphasen dazu anzuregen, selbst zu erkennen, wie soziale Innovation entsteht: oft unter Unsicherheit, mit knappen Ressourcen und in diversen Teams.»

Sie selbst forscht an der HSG an der Schnittstelle von Kommunikation und Strategie und befasst sich mit der Frage, wie visuelle und multimodale Kommunikation dazu beiträgt, sozialen Wandel anzustossen und zu gestalten – sei es im Nonprofit-Bereich, in Organisationen oder in der Gesellschaft insgesamt. 

Die Rückmeldungen zum Kurs waren positiv: Das direkte Erleben vor Ort veränderte bei vielen nicht nur den Blick auf gesellschaftliche Probleme, sondern auch auf mögliche berufliche Rollen. HSG-Student Miguel Tortosa González sagt: «Die praktischen Erfahrungen haben diesen Kurs zu einem der besten an der HSG gemacht.» Und HSG-Student Lukas Fröhlich ergänzt: «Wir hatten eine grossartige Zeit und haben viel gelernt – nicht nur fürs Studium, sondern auch fürs Leben.»

Auch Bünzli nimmt von ihrem Forschungsaufenthalt viel mit: «Die Stadt ist pulsierend und voller Kontraste. Gleichzeitig sind die Menschen sehr herzlich und offen.» Als Forscherin habe sie zudem durch den Kontakt mit einer anderen Kultur neue Perspektiven und Arbeitsweisen kennengelernt, die ihrer Arbeit an der HSG neue Impulse geben. «Nicht zuletzt konnte ich in Brasilien meine Samba-Fähigkeiten verbessern und habe hier die beste Polenta meines Lebens gegessen», sagt Bünzli lachend. Sie fügt hinzu, dass sie sowohl Forschenden als auch Studierenden einen Aufenthalt in Brasilien sehr empfehlen würde – für Studierende etwa über das Austauschprogramm der HSG mit der Fundação Getulio Vargas.

 

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Der Kurs fand im Rahmen des obligatorischen HSG-Kontextstudiums statt. Dieses umfasst rund 25 Prozent der Studienleistungen und deckt soziale, historische und kulturelle Themen ab. 

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