Campus - 02.09.2025 - 10:22
«Mein Besuch in Malawi war ein einzigartiger Perspektivenwechsel», sagt der 23-jährige HSG-Student Orfeusz Kolodziejczyk. Er derzeit an seiner Masterarbeit, in der er eine neue Methode zur Analyse und strategischen Entwicklung von Mikrofinanzierungsinstitutionen ausarbeitet. Davon könnte vor allem die ärmere Bevölkerung in Malawi profitieren, weil damit mittelfristig mehr Finanzierungen von Solarlampen, Solaranlagen, aber auch Unternehmen im Bereich nachhaltiger Energie möglich werden sollen. «Ich bin dankbar, dass meine HSG-Abschlussarbeit in einem konkreten Bereich etwas bewegen kann», so Kolodziejczyk.
Anfang August 2025 reiste Kolodziejczyk für einige Wochen nach Malawi. In der Hauptstadt Lilongwe arbeitete er gemeinsam mit den Mitarbeitenden von FEBCO SACCO an der Entwicklung einer nachhaltigen Skalierungsstrategie. FEBCO SACCO verwaltet als Kooperative ähnlich wie eine Bank Spareinlagen und ermöglicht damit Mikrokredite. Mit diesen kann sich die Bevölkerung in Malawi beispielsweise Solarlampen kaufen oder kleine Energieunternehmen aufbauen.
Das Problem: Die Kooperative ist für die Finanzierung weitgehend vom britischen NGO SolarAid abhängig. Hohe operative Kosten und das Ausfallrisiko von Krediten setzen die Nachhaltigkeit des Modells unter Druck. «Das Ziel der gemeinsam entwickelten Strategie ist es, dass FEBCO SACCO in den nächsten zwei bis drei Jahren finanziell selbsttragend wird und das Modell in Malawi und auch anderen Ländern skalieren kann», so Kolodziejczyk.
Unterstützt wird der HSG-Student bei seiner Masterarbeit von Stefano Ramelli, HSG-Finanzprofessor. «Orfeusz geht ein entscheidendes, aktuelles Problem an: Wie kann der Einsatz erneuerbarer Energien beschleunigt werden - insbesondere im globalen Süden, wo die Beschaffung der notwendigen Anfangsinvestitionen oft eine Herausforderung ist?», sagt Ramelli. Das sei nicht nur akademisch relevant, sondern vor allem auch von grosser praktischer Bedeutung. Neben Ramelli unterstützt Moritz Loock, HSG-Titularprofessor für Nachhaltigkeitsmanagement, das Projekt.
Ramellis Beschreibung der Probleme traf der HSG-Student bei seiner Reise vor Ort an: «Im ländlichen Malawi ist der Mangel an Finanzierungsmöglichkeiten aktuell die grösste Hürde zum Ausbau von Solarenergie», sagt Kolodziejczyk. Solarlampen sollen zukünftig die Verbrennung von giftigem Kerosin ersetzen, benötigen jedoch ein höheres Anfangsinvestment, was aktuell meist an mangelnder Finanzierung scheitert. Solarlampen könnten die Lebensbedingungen dank sauberem Licht entscheidend verbessern: Bisher haben vor allem im ländlichen Malawil über 80% der Menschen keinen Zugang zu Strom. Sie setzen stattdessen auf Kerosinlampen.
Um die Strategie zu entwickeln, führte Kolodziejczyk zunächst auf der Grundlage seines «Microfinance Scaling Frameworks» eine ganzheitliche Unternehmensanalyse durch. «Entgegen meiner Erwartung ergab die Analyse, dass vor allem unternehmerisches Denken ein wesentlicher Erfolgstreiber von FEBCO SACCO sein wird. Das Modell ist nicht wie in Europa standardisierbar und benötigt für erfolgreiches Risikomanagement viel Kreativität und Verantwortung», so Kolodziejczyk. Ein neues dezentralisiertes Managementsystem soll die Grundlage für eine operative und marktorientierte Neuausrichtung bilden. Neben der konzentrierten und gemeinschaftlichen Arbeit vor Ort war der HSG-Student auch begeistert davon, wie warmherzig ihn die Menschen in Malawi empfingen.
Kolodziejczyk hatte während seines HSG-Masterstudiums einen Kurs besucht, in dem er gemeinsam mit seinem Team das Sozialunternehmen SunnyMoney unter dessen CEO Brave Mhonie berieten. SunnyMoney vertreibt die Solarlampen, die FEBCO SACCO über Mikrokredite finanziert. «Nach Abschluss des ersten Projekts bot mir SolarAid die Möglichkeit, vor Ort in Malawi weiter zu unterstützen.»
Für seine Arbeit interviewte der HSG-Student mehrere Expert:innen und sprach mit Geschäftsführern von mehreren Finanzkooperativen in Malawi. «Ich hoffe, dass sich von meiner Arbeit Erkenntnisse ableiten lassen, wie man nachhaltige Finanzierungssysteme für Gesellschaften aufbaut, die davon bislang weitgehend ausgeschlossen sind.» Weltweit hätten 1,4 Milliarden Menschen keinen Zugang zum Finanzsystem, was die Entwicklungsmöglichkeiten in vielen Ländern stark einschränke.
Nach dem Abschluss seines Studiums zieht es Kolodziejczyk in Bereiche rund um Strategie, Finanzen, aber auch das Unternehmertum. «An der HSG konnte ich mir dafür ein gutes Netzwerk aufbauen. Besonders dankbar war ich für das inspirierende Umfeld mit vielen ambitionierten Mitstudierenden.» Er habe auch geschätzt, dass viele HSG-Kurse einen klaren Praxisbezug hatten.
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