close

Veranstaltungen - 05.04.2019 - 00:00 

Medien: Das Rezept fürs Überleben heisst Qualität

Die Medien stehen mitten in der digitalen Transformation. Was braucht es, um in der Zukunft zu bestehen? An einer Podiumsdiskussion zeigten sich Vertreter Schweizer Medienunternehmen zuversichtlich, dass die digitalen Möglichkeiten dem Qualitäts-Journalismus zu neuer Blüte verhelfen werden.

5. April 2019. Die Podiumsdiskussion war Teil der zweitägigen Jahreskonferenz der Schweizerischen Gesellschaft für Kommunikation und Medienwissenschaften (SGKM). Sylke Gruhnwald von Die Republik, Ladina Heimgartner von RTR-SRG, Patrik Müller von CH Media und Pietro Supino von Tamedia AG diskutieren zu Beginn der Konferenz mit HSG-Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel über die Herausforderungen der digitalen Transformation.

Der Mensch bleibt zentral

Die vier Podiumsteilnehmenden gaben ihre Überzeugung zum Ausdruck, dass die Neuen Technologien keine Bedrohung sind. Richtig genutzt würden sie zum Überleben des unabhängigen Journalismus beitragen. «Die digitale Transformation ist nicht rein technisch. Sie ist eng mit dem Faktor Mensch verbunden und das stimmt mich zuversichtlich», erklärte Ladina Heimgartner. Für ihn habe die Transformation eine technologische, menschliche und inhaltliche Ebene, sagte Patrik Müller. «Für die Medienhäuser wird es ganz entscheidend sein, wie sie mit dem Inhalt umgehen.»

Sylke Gruhnwald betonte die Nützlichkeit von Daten bei der Recherche. Beim Einsatz künstlicher Intelligenz müsse man jedoch immer die Frage aufwerfen, wie die Maschine richtig eingesetzt werde. Wie in jeder Branche bleibe auch im Journalismus die Kreativität das entscheidende Mittel, warf Pietro Supino ein. «Der Mensch ist die Quelle der Kreativität. Er ist aber auch anfällig auf Fehler.» In diesem Punkt könne die Maschine zur Professionalisierung und damit zu besserer Qualität beitragen.

Herausforderungen bleiben hoch

Einig war man sich auf dem Podium, dass die Herausforderungen trotz aller Chancen hoch sind. Als Stichworte wurden sinkende Auflagen, schrumpfende Werbung und die Schnelligkeit der Digitalisierung genannt, aber auch die Vertrauenskrise gegenüber dem Journalismus, die beispielsweise durch den Fälscherskandal «Relotius» oder Fake News in Sozialen Medien entstanden ist.

Eine der wichtigsten Antworten für das Überleben eines Medienhauses sei die Qualität, betonten alle vier Diskussionsteilnehmenden. Es sei wichtig, immer wieder in die Glaubwürdigkeit zu investieren und den Leserinnen und Lesern auch einen Blick hinter die Kulissen zu gewähren. «Wir müssen zeigen, wie Qualität im Journalismus entsteht und was sie ausmacht», erklärte Ladina Heimgartner. Pietro Supino zeigte sich überzeugt, dass Neugierde der Ausgangspunkt journalistischer Arbeit sein müsse. «Fehlerfreiheit, Wahrheit im Sinne der Vollständigkeit, Transparenz und Fairness gegenüber von der Berichterstattung betroffener Personen und Institutionen sind die grundlegenden Qualitätsmerkmale des professionellen journalistischen Handwerks.»

Pietro Supino wie auch Sylke Gruhnwald und Patrik Müller sahen die Chancen intakt, dass es langfristig eine Nachfrage nach unabhängigem Qualitätsjournalismus gibt und die Leserschaft bereit ist, dafür auch zu zahlen. Der investigative Journalismus erlebe eine Blütezeit und profitiere von neuen multimedialen Möglichkeiten.

Verliebt in Daten

Wie Big Data in der Arbeitswelt kreativ eingesetzt werden kann, zeigte Dennis Lück von der Agentur Jung von Matt in seinem Kurzvortrag «In Love with Data». Der Werber des Jahres 2017 plädierte dafür, Daten lieben zu lernen und sie als Spielweise zu betrachten. «Daten sind nichts anderes als ein riesiger Topf voller Insights. Und die müssen wir für die Kommunikation und die Kreativität einsetzen.»

Früher habe man in der Werbung versucht, Zielgruppen anzusteuern. «Heute sind wir technologisch so weit, dass wir Zielpersonen direkt ansprechen können. Die Individualisierung der Ansprache ist weit fortgeschritten.» Um die Daten richtig zu nutzen, brauche es Know-how, die richtigen Talente und den Mut, Neues zu wagen und auszuprobieren. Das Rezept laute, die Daten zu lesen, zu analysieren und in Erkenntnisse umzuwandeln. Nicht umsonst seien Data Engineers gerade so gefragt.

Organisiert wurde die Konferenz von Prof. Dr. Katarina Stanoevska-Slabeva, Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement an der Universität St.Gallen (MCM-HSG). Teilnehmende waren Forschende aus dem Bereich der Kommunikationswissenschaften sowie Praktikerinnen und Parktiker aus der Medienbranche. Mit Referaten, Diskussionen und Workshops vertieften sie die öffentliche Debatte um Medien und Kommunikation im Zeitalter der Digitalisierung.

Entdecken Sie unsere Themenschwerpunkte

north