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Veranstaltungen - 29.10.2018 - 00:00 

KMU-Tag: Erfolg setzt mutige Entscheidungen voraus

Entscheidungen müssen heute immer schneller und ohne vollständige Informationen getroffen werden. Diesem Thema war der Schweizer KMU-Tag 2018 gewidmet. Sieben Referentinnen und Referenten beleuchteten aus verschiedenen Blickwinkeln Entscheidungskulturen. Digitale Transformation und Künstliche Intelligenz waren zwei wichtige Aspekte in der Diskussion.

29. Oktober 2018. «KMU und Entscheidungen – Was im Alltag (wirklich) zählt» lautete der Titel des Schweizer KMU-Tages, der in den Olma Hallen in St.Gallen stattfand. Tobi Wolf, wissenschaftlicher Mitarbeiter am KMU-HSG, eröffnete als Gastgeber den Reigen der Referate mit der Vorstellung der KMU-Tag-Studie. Sie wird jeweils im Vorfeld der Tagung unter 500 KMU-Führungskräften durchgeführt. Entscheidungen müssen heute schneller gefällt werden und das erzeugt Druck, lautete das Fazit der Befragung. An Bedeutung gewonnen haben dabei Intuition und die Mitarbeitenden. Insgesamt sind Schweizer KMU gemäss der Studie zufrieden oder sogar sehr zufrieden mit der Entscheidungskultur in ihren Unternehmen.

Aus Fehlentscheiden lernen

«Entscheidungen zu fällen, ist nicht immer angenehm, weil immer auch die Gefahr von, Fehlentscheiden besteht», betonte Tobi Wolf. Zudem seien sie mit Risiken verbunden, da sie sich auf die Zukunft beziehen würden und diese sich meist ungewiss präsentiere. Deshalb sei es bedeutend, auch Fehlentscheide zuzulassen und aus ihnen zu lernen. «Ein Nicht-Entscheiden ist oft folgenschwerer als ein partielles Fehl-Entscheiden, denn mit dem Nicht-Entscheiden geht ein kompletter Verzicht auf ein aktives Gestalten der Zukunft einher.»

Die Verschmelzung von physischer und digitaler Welt werde weiter voranschreiten, erklärte HSG-Professor Elgar Fleisch, dessen Forschungsschwerpunkt das Internet der Dinge ist. Der Prozess zu intelligenten Gegenständen finde jedoch langsam statt, Schritt für Schritt. Deshalb sei das Internet der Dinge keine Revolution, wie viele meinten, sondern eine Evolution. Auch selbstlernende Maschinen seien heute noch sogenannte «One-Trick-Ponys» und hätten somit nur eine Fähigkeit, die sie beherrschten. Ein Schachcomputer sei beispielsweise nicht in der Lage, einem Patienten beim Zähneputzen zu helfen.

Ohne Emotionen und gesundem Menschenverstand

Selbstlernende Maschinen hätten keine Emotionen und keinen gesunden Menschenverstand, führte Elgar Fleisch weiter aus. Umgekehrt könne aber eine Maschine beim Menschen Emotionen hervorrufen. Als Beispiel zeigte er einen Hunderoboter, der auf Handlungen und Bedürfnisse der Menschen reagieren kann. Die ethische Diskussion darüber, was Maschinen dürften und nicht, sei zwingend und damit das aktive Mitgestalten von Akteuren aller Disziplinen gefragt.

Was die Schnelligkeit und Intensität der digitalen Transformation anbelangt, zeichnete Myriam Locher ein ganz anderes Bild. «Ich bin irritiert, wie friedlich und abwartend die Diskussion rund um den Wandel noch immer verläuft. Ich bin nicht der Meinung, dass wir noch sehr viel Zeit haben. Aktives Handeln ist dringend gefordert», betonte sie. Die in der Schweiz aufgewachsene Wahlberlinerin ist CEO von Bettermind und beschäftigt sich mit Change Management schnell wachsender Start-ups und agiler mittelständischer Unternehmen.

Myriam Locher zeigte sich überzeugt, dass Künstliche Intelligenz wichtige Probleme der Welt besser bewältigen kann als der Mensch. Doch werde die technologische Entwicklung gewaltig und in einem nie dagewesenen Tempo vonstatten gehen. Es sei dringend notwendig, die Komfortzone zu verlassen. «Der Lernprozess wird heftig, manchmal schmerzhaft ausfallen, weil wir uns mit etwas beschäftigen müssen, von dem wir noch nicht wissen, wohin es uns führen wird.» Auch sie betonte die Wichtigkeit, über die ethische Dimension und Regulationen nachzudenken.

Vom Läckerlihuus bis zur Südsee

Die vier weiteren Referate beschäftigten sich mit den unterschiedlichsten Aspekten der Entscheidungsfindung. Läckerlihuus-Chefin Miriam Baumann-Blocher berichtete aus ihrer Unternehmenspraxis, die zwischen Tradition und Innovation steht. Fotograf und Reiseunternehmer Hansjörg Hinrichs entführte das Publikum in die Südsee und zeigte auf, wie dort die Entscheidungskultur der Menschen aussieht. Erfolgsautor und HSG-Absolvent Rolf Dobelli sprach über sein Buch «Die Kunst des klaren Denkens». Es gebe nicht weniger als 120 Denkfehler, über die wir im Alltag immer wieder stolperten. Schliesslich sprach der frühere FIFA-Schiedsrichter Markus Merk über seine Erfahrungen mit schnellen Entscheiden während seiner internationalen Karriere. Der Titel seines Refrates lautete «sich(er) entscheiden».

Der KMU-Tag 2018 war mit über 1200 Teilnehmenden wieder ausgebucht. Angeboten und durchgeführt wurde er vom Schweizerischen Institut für Klein- und Mittelunternehmen an der Universität St.Gallen (KMU-HSG) und von der Agentur alea iacta ag. Dem Patronatskomitee, das von Urs Fueglistaller, Direktor KMU-HSG, präsidiert wird, gehören Mitglieder des Schweizerischen Gewerbeverbands, von economiesuisse, der Industrie- und Handelskammer St.Gallen-Appenzell und des Kantonalen Gewerbeverbands St.Gallen an. Moderiert hat die Tagung Bernard Thurnherr.

Bild: KMU-HSG

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