Campus - 16.12.2025 - 10:30
«Wir Studierenden können viel von älteren Menschen lernen», sagt HSG-Student Lukas Lehnhoff. «Und wir hoffen, dass wir auch den Senior:innen neue Einsichten mitgeben können.» Lehnhoff besuchte gemeinsam mit seinen Kommiliton:innen Sophie Harms und Luca Oswald am 4. Dezember mit vier weiteren HSG-Studierenden sechs Bewohnende des Pflegeheims St.Otmar St.Gallen. Für zwei Stunden tauschten sie sich aus.
Der Besuch fand im Rahmen des HSG-Masterkurses «Nachhaltige Startups» statt. In diesem entwickeln HSG-Studierende innert weniger Monate kleine soziale Projekte, die lokal Wirkung haben.
Die Gruppe um Lehnhoff, Harms und Oswald stiess bei Recherchen zu gesellschaftlichen Problemen auf das Thema Alterseinsamkeit. Sie hätten auch einen persönlichen Bezug zum Thema: «Wir alle kennen beispielsweise Grosseltern oder Nachbarn, die im Alter oft allein sind», erklärt Lehnhoff.
Daraus entstand die Idee, aktiv auf ältere Menschen zuzugehen. «Zuerst haben wir alte Menschen auf der Straße angesprochen und einfach mal gefragt, wie es ihnen geht und ob sie sich manchmal einsam fühlen», sagt Sophie Harms. «Wir haben schnell gemerkt, dass wir die wirklich einsamen Menschen, nämlich die, die allein in ihren Wohnungen vor dem Fernseher sitzen, nicht erreichen».
Daher hat sich die Gruppe dazu entschieden im Pflegeheim St.Otmar nach Gesprächen mit den Bewohner:innen zu fragen. Nach mehreren Interviews haben die drei Studierenden festgestellt, dass es den Menschen im Pflegeheim vor allem an regelmäßigem Austausch mit der «Aussenwelt» fehlt.
So kam es Anfang Dezember zum Treffen. Dessen Ablauf war schlicht gehalten: Ankommen, kurze Vorstellungsrunde, Kaffee und Kuchen, danach persönliche Gespräche. Die Studierenden hatten dafür im Vorfeld Fragen erarbeitet, die verschieden stark persönlich geprägt sind – von Kindheitserinnerungen bis dazu, was die Senior:innen heute im Rückblick anders machen würden.
«Wir wollten wissen, was die älteren Menschen geprägt hat», erklärt Luca Oswald. Mit einigen älteren Menschen drehten sie nach den Gesprächen kurze Reflexionsvideos über den Besuch und dessen Einsichten.
Den Austausch – zuerst in der Gruppe, dann in Einzelgesprächen – haben die Studierenden, Bewohner:innen und das Pflegepersonal als bereichernd erlebt. «Für uns war es ein Perspektivwechsel. Man bekommt Einblicke, die keine Vorlesung ersetzen kann», sagt Oswald. Gleichzeitig wurden die Pflegenden für gut zwei Stunden entlastet.
«Unsere Idee ist nun, dass solche Treffen zukünftig regelmässig stattfinden könnten», so Lehnhoff. Eine Idee sei, dafür das Pflegeheim mit dem Kontextstudium-Kurs «Soziales Engagement in Theorie und Praxis» von Dr. Anna-Katharina Klöckner, Lehrbeauftragte der Universität St.Gallen, zu verbinden.
Für Lehnhoff, Harms und Oswald zeigt das Projekt, wie schnell Wirkung entstehen kann: «Der Kurs ermutigt dazu, ein Problem zu untersuchen und dann schnell zu starten, einfach mal etwas zu wagen. Wir haben nun zwar ein soziales Projekt umgesetzt, aber das unternehmerische Denken aus dem Kurs würde sich gut auf die Gründung eines Startups anwenden lassen.»
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