Campus - 15.12.2025 - 12:00
«Der Besuch in einem Bergwerk machte einige Themen des Seminars auf einer körperlichen Ebene greifbarer: wie fühlt es sich an in einem engen Schacht? Woher kommt die Luft in einem Berg? Was ist ein Silo und wie fühlt sich eine Bohrmaschine an?», sagt Rita Kesselring. Sie ist HSG-Professorin für Urban Studies und Ethnologin. Im Herbstsemester 25 leitete sie den Bachelorkurs «Mining in Society». Am 9. Dezember 2025 besuchten die Studierenden und Kesselring das stillgelegte Eisenbergwerk Gonzen in Sargans.
Die Exkursion sollte die Themen aus dem Kurs durch eine praktische Erfahrung ergänzen. Nach einer Fahrt im sogenannten «Gonzen-Zügli» zwei Kilometer ins Berginnere begann ein zweistündiger Rundgang: enge Schächte, feuchte Wände, die Frage nach der Luftzirkulation unter Tage. Wo früher Eisenerz abgebaut wurde, zeigte sich, wie unmittelbar Arbeit, Risiko und Technik ineinandergriffen. Auch historische Geschlechterrollen wurden sichtbar: Frauen sortierten das sogenannte «Katzengold» aus, während Männer unter Tage bohrten. Kleine Details machten die Distanz zur Gegenwart spürbar – etwa die Abhängigkeit vom Licht, das früher schlicht ausgehen konnte.
Der Bachelorkurs im HSG-Kontextstudium soll die Studierenden dafür sensibilisieren, wie der Abbau von fossilen Rohstoffen von gesellschaftlichen Entscheidungen geprägt ist. «Der Abbau hat ökologische, soziale, politische und ökonomische Konsequenzen, die in ihrem Ausmass und in ihrer Beurteilung global sehr ungleich verteilt sind», so Kesselring.
Sie hat selbst im globalen Süden Feldforschung betrieben und darüber 2025 ein Buch veröffentlicht. Auch die Studierenden lasen im Kurs ethnologische Werke rund um Themen wie Umweltverschmutzung, Rohstoffhandel, Verantwortung von Unternehmen und Energiewende aus Sicht der betroffenen Bevölkerungen. «Dabei entstand im Laufe des Semesters ein dichtes Bild an regionalen Perspektiven, die sich von Chile über Südafrika, die USA, die Golfstaaten und bis in die Schweiz spannen. Die Studierenden lernten, Rohstoffe gleichzeitig lokal und global zu denken», so Kesselring.
«Der Besuch im Gonzen warf aber auch grössere Themen auf», sagte Kesselring. Dazu gehörten etwa Fragen wie: warum ist es nicht mehr wirtschaftlich, in der Schweiz Eisenerz abzubauen? Weshalb waren die Arbeitsbedingungen vor der Schliessung in den 1960er Jahren schon besser als jene in vielen Bergwerken im globalen Süden heute?
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