Öffentliche Vorlesungen
Ob Wolodymyr Selenskyjs olivgrünes Hemd oder die bunten Blazer von Angela Merkel: Bisweilen schreiben sich Kleidungsstücke intensiver in die Erinnerung ein als inhaltliche Aussagen der Personen. Auch im weniger prominenten Rahmen stellt sich die Frage nach dem «richtigen» Outfit, insbesondere in wichtigen Situationen und beim Erstkontakt ist der Blick auf das Äussere ein zentrales Beurteilungskriterium. Oberflächlich? Mitnichten! Je offener und diverser Gesellschaften sind, desto größer sind auch die Freiheitsgrade in der Wahl der eigenen Erscheinung – ebenso wie die damit verbundenen Unsicherheiten und Fallstricke.
Wenig hilfreich ist daher die beflissene Befolgung von Kleiderregeln, (soziologisch) wesentlich spannender ist die die Dechiffrierung vestimentärer Botschaften. Die Wahl der Schuhe ist nicht nur eine Frage des Terrains, sondern zuallererst der «Haltung». Materialien und Schnitte prägen die Silhouette gleichermassen wie das Wohlbefinden, denn textile Haptik spricht, wenngleich oft unbeachtet, permanent zu Trägerin und Träger. Hinzu kommen Fragen der Nachhaltigkeit, ist die Mode doch eine der schmutzigsten Branchen überhaupt.
Auf immaterieller Ebene entfalten Moden ihre Wirkung einem Chamäleon gleich, mit wechselnden, jedoch nicht gänzlich beliebigen Botschaften. Bereits in den 1930er Jahren attestierte der Kulturphilosoph Walter Benjamin der Mode antizipatorisches Potential – wäre da nicht die Uneindeutigkeit ihrer Interpretation.
Was also «erzählen» die Hüllen des Ich? Dieser Frage wird die Vorlesung nachgehen.
Montag, 18.15 bis 19.45 Uhr, Universität St.Gallen, Raum A 09-110
22.9., 29.9., 6.10. und 13.10.2025
Dozentin | PD Dr. Monika Kritzmöller, Lebensstil-Forscherin, St.Gallen
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Bild: Unsplash / Marcus Loke