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Veranstaltungen - 30.10.2016 - 00:00 

Sichtwechsel für KMU

Ein Perspektivenwechsel führt nicht zum totalen Blick, kann aber davor bewahren, in eine Sackgasse zu geraten. Dieses Fazit zog der Schweizer KMU-Tag 2016. Er widmete sich dem Thema «Perspektivenwechsel – mittendrin und trotzdem draussen».

31. Oktober2016. Gastgeber Urs Fueglistaller vom KMU-Institut der Universität St.Gallen betonte die Notwendigkeit, immer wieder einen neuen Blickwinkel zu suchen, um die eigene Situation einzuschätzen und Lehren daraus zu ziehen.

Den Klein- und Mittelunternehmen ist der Perspektivenwechsel nicht fremd. Das zeigte die KMU-Tag-Studie, welche jedes Jahr im Vorfeld der Tagung durchgeführt wird. 451 Personen beantworteten die Fragen rund um das Tagungsthema. «Die Auswertung macht deutlich, dass KMU-Führungskräfte genau wissen, welchen Nutzen ihnen das Einnehmen von unterschiedlichen Sichtweisen bringt», erklärte Urs Fueglistaller bei der Präsentation der Studienergebnisse. Am häufigsten versetzen sich die Befragten in ihre Kundinnen und Kunden. An zweiter Stelle folgen die Mitarbeitenden. Die Studienteilnehmenden betonten aber auch, dass die blosse Übernahme von Perspektiven nicht automatisch zum Erfolg führt, sondern die Gefahr der Verzettelung besteht.

Sichtwechsel und Empathie

Martin Kolmar, Professor für Volkswirtschaftslehre an der HSG, eröffnete den Reigen der Referate am Schweizer KMU-Tag 2016. «Die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel hat immer auch mit Empathie zu tun. Sie lässt uns die Welt aus der Sicht eines Anderen sehen», betonte er. Mehrere Untersuchungen hätten gezeigt, dass es eine direkte Verbindung zwischen Empathie und kommerziellem Erfolg gebe. «Unternehmen sind profitabler, wenn sie sich ethisch verhalten, ihre Mitarbeitenden gut behandeln und besser mit ihren Kunden kommunizieren.» KMU seien eine der wichtigsten Stützen der Gesellschaft. «Sie sind ein unerlässlicher Teil des gesellschaftlichen Gefüges. Ihre Rolle geht weit über die Schaffung von Gewinnen und Arbeitsplätzen hinaus.»

Wilhelm Schmid beleuchtete den Perspektivenwechsel aus philosophischer Sicht. «Wir nehmen die Welt entsprechend unserer aktuellen Situation und momentanen Tätigkeit war, filtern und gewichten Informationen», führte er in seinem Referat aus. Es sei für uns Menschen nicht möglich den totalen Blick zu haben. Vielmehr gehe es darum, wie man der Enge einer einzigen, beschränkten, womöglich trügerischen Perspektive entgehe. «Was wir mit dem Perspektivenwechsel erreichen können, ist ein erweiterter, irgendwann vielleicht sogar ein weiter Blick, der uns eher vor der Gefahr bewahren kann, in eine Sackgasse zu geraten.»

Das Leben neu erschliessen

Jeder Sichtwechsel erschliesse die Welt neu, erklärte der freie Philosoph aus Berlin und bezeichnete das Wort Perspektiven als Synonym für Entwicklungsmöglichkeiten. Sich sporadisch «in die Schuhe des Anderen zu stellen» bedeute aber nicht, keine Ich-Perspektive haben zu dürfen. «Sie ist unsere überschaubare Heimat in einer unübersichtlichen Welt.» Es gehe vielmehr darum, dass die Welt und unser Leben mit einem weiteren Blick bedeutend reicher werde. «Weltgewandtheit und Gelassenheit entstehen auf diese Weise.»

Die selbsternannte «Digitaltherapeutin» Anitra Eggler setzte sich humorvoll mit der ständigen Erreichbarkeit und der Nachrichtenflut in den E-Mail-Briefkästen auseinander. «Nur Sklaven sind ständig erreichbar.» Ausserdem schaffe die permanente Beschäftigung mit E-Mailen, Chatten und Googeln keinen Mehrwert, sondern bedeute Vergeudung von Arbeits- und Lebenszeit. Die Journalistin und Buchautorin verteufelte nicht die Digitalisierung, sondern plädierte für einen vernünftigen Umgang mit ihr. «Es geht darum, dass wir das Beste aus ihr herausholen, um Zeit zu sparen und um den Mitarbeitenden die Fähigkeit zu geben, die Systeme schlau anzuwenden.»

Erfolgserlebisse und Krisensituationen

Drei «KMUler» erzählten die Entstehungsgeschichten ihrer Unternehmen. Aus den Ausführungen von Bea Knecht, Mitgründerin von Zattoo TV, Thomas Binggeli, Geschäftsführer bei «Thömus» und Luciano Marinello, Unternehmer und früherer Inhaber der «Marinello»-Läden, wurde deutlich, dass Perspektivenwechsel oft durch Erfolgserlebnisse oder Krisensituationen ausgelöst werden.

Der KMU-Tag 2016 war mit über 1200 Teilnehmenden wieder ausgebucht. Angeboten und durchgeführt wird er vom Schweizerischen Institut für Klein- und Mittelunternehmen an der Universität St.Gallen (KMU-HSG) und von der Agentur alea iacta ag. Er steht unter dem Patronat des Schweizerischen Gewerbeverbands (SGV), von economiesuisse, der Industrie- und Handelskammer St.Gallen-Appenzell und des Kantonalen Gewerbeverbands St.Gallen. Der 15. Schweizer KMU-Tag findet am Freitag, 27. Oktober 2017, in den Hallen der Olma Messen St.Gallen statt.

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