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Forschung - 12.07.2016 - 00:00 

Herausforderungen im Schweizer Gesundheitssektor

Das Institut für Versicherungswirtschaft (I.VW-HSG) hat Krankenversicherer zu Herausforderungen im Schweizer Gesundheitssektor befragt. Der demografischer Wandel, die zunehmende Regulierung und mangelhafte institutionelle Strukturen sind die grössten Baustellen des Gesundheitssektors in der Schweiz.

13. Juli 2016. Im Auftrag des Krankenversicherungsverbands santésuisse hat das Institut für Versicherungswirtschaft den Status Quo und zukünftige Herausforderungen im Schweizer Gesundheitssystem aus Perspektive der Krankenversicherer analysiert. Zu diesem Zweck haben die Studienautoren um Prof. Dr. Martin Eling ausgehend von sogenannten Megatrends zentrale strategische Herausforderungen identifiziert und im Rahmen einer Marktbefragung zur Diskussion gestellt. Für die Befragung konnten 18 Versicherer, welche mit ihren Kunden etwa die Hälfte der Schweizer Bevölkerung repräsentieren, gewonnen werden.

Hohe Kosten für Schweizer Gesundheitssystem

Im Ergebnis zeigt sich, dass die Schweiz ein sehr gutes Gesundheitssystem mit einem sehr hohen Leistungsniveau hat. So nimmt die Schweiz in internationalen Studien zum Vergleich der Gesundheitssysteme in der Regel einen der oberen Plätze ein. Einzig das relativ hohe Kostenniveau ist Gegenstand anhaltender, kontroverser Diskussion, denn die relativ hohe Qualität wird mit relativ hohen Kosten erkauft. Daher konzentriert sich die politische Diskussion häufig auf die Frage, wie die Gesundheitsvorsorge kosteneffizienter gestaltet werden kann: Ähnlich gute Leistung und dies – wenn irgendwie möglich – zu geringeren Kosten.

«Aber diese Hoffnung geht kaum auf» sagt der Studienautor Prof. Dr. Martin Eling. Denn das Gesundheitssystem der Schweiz sieht sich in den kommenden Jahren mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert, welche enorme zusätzliche Kosten entfalten. Dazu gehören etwa die demografische Alterung mit erheblichen Kostenwirkungen zum Beispiel im Bereich Pflege bis hin zum medizinisch technologischen Fortschritt, der vielen Menschen ein langes Leben bei guter Gesundheit ermöglicht, zugleich aber auch sehr teuer ist. «Ein derart gutes Gesundheitssystem zu geringeren Kosten zu organisieren ist vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen kaum machbar», sagt Eling.

Kosteneffiziente Innovationen fördern

Allerdings gibt es Hebel, um Wirksamkeit und Effizienz im Gesundheitswesen zu steigern und so Kostensteigerungen in einem vernünftigen Rahmen zu halten. In der Studie werden diesbezüglich die zunehmende Regulierung und die mangelhaften institutionellen Strukturen im schweizerischen Gesundheitssektor genannt. Angesprochen wird etwa, dass viele Krankenversicherer von mehreren Behörden gleichzeitig beaufsichtigt werden und dass Ihnen nur wenige Instrumente zur Beeinflussung von Kosten zur Verfügung stehen.

Die Studie fordert diesbezüglich, dass die Politik Rahmenbedingungen schaffen sollte, welche die Entwicklung kosteneffizienter Innovationen fördert und belohnt. Auch wird der jüngste Vorschlag der Sozial- und Gesundheitskommission (SGK) des Nationalrats aufgegriffen, welche eine Prämienentlastung der 19 bis 35-Jährigen vorsieht. «Aus meiner Sicht könnte man hier sogar noch einen Schritt weiter gehen und gezielt junge Familien entlasten», sagt Eling.

Bild: Photocase / fmatte

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