Öffentliche Vorlesungen
Die Kunstgeschichte hat seit einiger Zeit die Rolle der Frau als Künstlerin und Architektin entdeckt und systematisch erforscht. Die Vorlesung bietet einen Einblick in diese Forschung und zugleich einen Einblick in die Rolle der Frau im Kunst- und Architekturbetrieb von 1500-1800. Um einige repräsentative Beispiele aus verschiedenen Epochen wie die Malerinnen Sofonisba Anguissola, Judith Leysters und Élisabeth Vigée-Lebrun oder die römische Architektin Plautilla Briccio wird eine Sozial- und Wirtschaftsgeschichte nachgezeichnet, welche die Karrieren von Malerinnen und Architektinnen von vornherein behinderte und einschränkte. Dazu zählt etwa die Unmöglichkeit an Kunstakademien überhaupt aufgenommen zu werden. Trotzdem haben sich einige wenige neben ihren männlichen Kollegen behaupten können und es sogar zu erheblichem Ansehen gebracht.
So stieg etwa Élisabeth Vigée-Lebrun zur offiziellen Malerin der französischen Königin Marie Antoinette auf. Gerade in dieser Zeit, als die Frau grundsätzlich mehr Einfluss bekam, entwickelte sich geistesgeschichtlich ein Diskurs um das «Originalgenie», das zunehmend die bürgerliche Kunstvorstellung prägte. In diesem
Zusammenhang wurde den Künstlerinnen jede Art von Genie abgesprochen. Trotzdem sind just in dieser Zeit eine ganze Reihe bedeutender Künstlerinnen zu verzeichnen. Dieser hoffnungsvollen Tendenz hat allerdings die Französische Revolution ausgangs des 18. Jahrhunderts ein brüskes (vorläufiges) Ende gesetzt.
Dienstag, 18.15 bis 19.45 Uhr, Universität St.Gallen, Raum A 01-012
26.3., 2.4., 9.4. und 16.4.2024
Dozent | Prof. Dr. Axel Christoph Gampp, Titularprofessor für Allgemeine Kunstgeschichte, Universität Basel, sowie Professor für Geschichte und Theorie der Architektur, Fachhochschule Bern