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Veranstaltungen - 04.05.2018 - 00:00 

Jeremy Rifkins Plädoyer für die «Null-Grenzkosten-Gesellschaft»

Der US-amerikanische Ökonom Jeremy Rifkin zeichnete in seinem Vortrag am dritten Tag des St.Gallen Symposiums eine Gesellschaft jenseits des Kapitalismus und trat für die «Null-Grenzkosten»-Gesellschaft ein.

4. Mai 2018. Mit Jeremy Rifkin trat am dritten Tag der Ideengeber des diesjährigen Symposiums-Themas auf. Moderator Lord Griffiths of Fforestfach begrüsste den Ökonomen als alternativen Vordenker der Digitalisierung. Angelehnt an sein Buch «Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft» ist auch der Titel der internationalen Konferenz entstanden: «Beyond the end of work».

Die digitale Revolution und die Veränderung der Gesellschaft und Wirtschaft treibt den amerikanischen Sozialforscher bereits seit Jahren um. Jeremy Rifkin, Publizist, Berater der EU-Kommission und Gründer der Foundation on Economic Trends in Washington, betont in seinen Werken immer wieder, dass die digitale Revolution viele Jobs überflüssig macht.

Dämmerung des kapitalistischen Wirtschaftssystems

Zu Beginn seines Vortrags zeichnete Jeremy Rifkin ein düsteres Szenario: Ein System, in welchem ein Dutzend Menschen über die Hälfte des globalen Vermögens besitzen, die Umweltzerstörung die Erde akut gefährdet und in welchem der menschverursachte Klimawandel künftige Generationen bedrohe, habe keine Zukunft. «Wir stehen am Anfang der dritten industriellen Revolution, ausgelöst durch die globale Verbundenheit via Internet», sagte Rifkin. Die digitale Revolution sei ein «grosses, wirtschaftliches Erdbeben». Die Arbeitswelt verändere sich rasant und radikal. Bald werde nur noch ein Bruchteil der Weltbevölkerung in der Produktion arbeiten. Immer mehr Menschen würden von Maschinen ersetzt werden.

Künftige Wirtschaftsführer sollten daher auf das schöpferische Potential der Interkonnektivität aller Dinge und Menschen via Internet setzen und sich zur Herstellung neuer Produkte ausschliesslich erneuerbarer Energiequellen bedienen. «Die Produktivität von Unternehmen hängt dank Internet längst nicht mehr von immer besseren Maschinen und Mitarbeitern ab, sondern von der Frage, wie gut Firmen die Interkonnektivität zu nutzen wissen», betonte Rifkin. Informationen, Güterströme und Energie könne über ein weltweites Netz geteilt und gezielt eingesetzt werden. Daraus entstehe dann eine Wirtschaft des Teilens und Tauschens, die den auf fossile Energieträger bauenden Kapitalismus ablöse.

Wirtschaft des Teilens und Tauschens

Die «Sharing Economy» sei zukunftsfähiger als bestehende Marktwirtschaften, da sie neue Geschäftsmodelle hervorbringe, welche nicht mehr auf veraltete Produktionsmittel der letzten industriellen Revolution zurückgriffen. Rifkin betonte, dass mit der Ökonomie des Teilens und Tauschens ein neues Paradigma entstehe, welches alles verändern wird: die Wirtschaft, die Gesellschaft, unsere Art zu leben und zu denken. Aus Konsumenten würden «Prosumers» der Null-Grenzkosten-Gesellschaft, die dank neuer Technologien eigene Produkte entwerfen, herstellen und verkaufen könnten. Gebäude, Maschinen und Transportmittel würden Strom generieren und in ein weltweites Energie-Netz einspeisen. Der Kapitalismus werde verdrängt und spätestens in ein paar Jahrzehnten nur noch in einigen Nischen stattfinden.

«Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft ist nicht nur eine schöne Vision», schloss Jeremy Rifkin seinen Vortrag. Sie sei angesichts der aktuellen Entwicklung der beste Weg, um die Erdbewohner vor dem Kollaps aller menschlich erdachten Systeme zu bewahren und die digitale Revolution zum Wohle aller aktiv mitzugestalten.

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