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Veranstaltungen - 19.06.2013 - 00:00 

Der digitale Schnellzug

Wir befinden uns mitten in einer digitalen Revolution. Noch nicht alle haben den Schritt ins neue Zeitalter gemacht. Doch kaum ein Medium wird es sich noch lange leisten können, nicht auf den digitalen Schnellzug aufzuspringen.

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19. Juni 2013. «Wir erleben möglicherweise den tiefgreifendsten Wandel in der Geschichte der Marktwirtschaft.» Roger de Weck, Generaldirektor der SRG SSR, liess mit seinen einleitenden Worten keine Zweifel über die Bedeutung des neuen Zeitalters aufkommen. Der HSG-Alumnus eröffnete und moderierte den Vormittag des «HSG Alumni Forums» 2013 unter dem Titel: «1 oder 0? Erfolg im digitalen Zeitalter». De Weck machte einen gegenwärtigen Zwiespalt aus: Die einen seien noch in der Vergangenheit verhaftet, während zahlreiche andere bereits die vielen neuen Chancen nutzten.

3,5 Milliarden Zahnbürsten…
Ein Zwiespalt, den man auch als Transformationsphase beschreiben kann, wie es Holger Greif tat. Er ist Leiter Digitale Transformation und Partner bei PwC in Zürich. Die Digital Converters, von denen die meisten noch zwischen digitalen und klassischen Medien pendeln, sind heute bereits die Mehrheit unter den Medienkonsumenten. Aber nicht für lange. Noch vor Ende des Jahrzehnts werden sie von den Digital Natives überholt, die sich weitestgehend über digitale Kanäle informieren. Während jene, die sich als klassische Medienkonsumenten bezeichnen, auch unter den HSG-Alumni bereits eine deutliche Minderheit sind. Das zumindest zeigte eine mobile Umfrage unter den 250 Teilnehmenden am Forum auf dem St.Galler Olma-Gelände: Über 90 Prozent sehen sich als Digital Converters oder Natives. «Es gibt 3,5 Milliarden Zahnbürsten auf der Welt – und schon über 4 Milliarden Mobile Devices…», sagte Holger Greif. Damit ist auch die Frage beantwortet, in welche Richtung sich der Medienkonsum entwickelt. Die digitale (R)Evolution ist unaufhaltbar und rasant.

Wofür bezahlen die Leute?
Die klassischen Printmedien stehen deshalb schon seit 15 Jahren mit dem Einzug des Internets unter wirtschaftlichem Druck. Immer weniger Werbegelder fliessen in altbewährte Medienerzeugnisse. Doch eine neue und umfassende Lösung, um in diesem digitalen Wandel wirtschaftlich bestehen zu können, haben die klassischen Medien bis jetzt nicht gefunden. Auch mit dem Gang ins Internet und in den App Store nicht. «Welches Informationsproblem können wir für die Konsumenten lösen? Wofür sind die Leute bereit zu zahlen?» Fragen, die Peter Hogenkamp, Leiter Digitale Medien bei der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ), aufwarf und auf die es noch keine nachhaltigen Antworten gibt. Viele Journalisten behandelten digitale Medien immer noch als Medien zweiter Klasse, sagte Hogenkamp im Rahmen einer Podiumsdiskussion. Und mit Produkten zweiter Klasse könne man natürlich kein Geld verdienen.

Bild, Text und Ton in Einem
Jahrzehnte lang galt das Ritual «Frühstück, Zeitung», wie es Roger de Weck beschrieb. Heute aber müssten Medien die Menschen in ganz unterschiedlichen Situationen ihres Alltags abholen und entsprechende digitale Angebote bereithalten, sagte Peter Hogenkamp. Zum Beispiel auf einer vierminütigen Tramfahrt oder davor, während man kurz an der Haltestelle wartet. Der Wandel auf vielen Printredaktion von klassischen zu digitalen Perspektiven des Journalismus ist zäh, hat aber eingesetzt. «Oft ist keine Kultur des Ausprobierens vorhanden», sagte Caroline Thoma, ehemalige Geschäftsführerin der «Blick»-Gruppe. Und natürlich sei dies auch mit Kosten verbunden. «Das Verständnis für digitale Inhalte ist aber auch auf den klassischen Redaktionen gewachsen.» Und nicht nur das Verständnis, sondern vor allem auch der Reiz von Journalismus, der zum Beispiel interaktiv ist oder Bild, Text und Ton miteinander verbindet. – Willkommen im digitalen Zeitalter.

Bild: Yannick Zurflüh

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