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Veranstaltungen - 20.02.2012 - 00:00 

Ethik-Standards als Leitplanke

Wer bestimmt, wer wofür verantwortlich ist? Helfen Standards Organisationen und Berufsleuten, ethisch zu wirtschaften? Diese Fragen diskutierten Podiumsgäste und Besucher zu Beginn der St.Galler CSR-Tage.

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17. Februar 2012. Was Unternehmensverantwortung im globalen Zeitalter bedeutet, diskutierte Fachjournalist Achim Halfmann am 16. Februar 2012 mit Publikum und Referenten. Auf dem Podium sassen Prof. Dr. Ludger Heidbrink (Kulturwissenschaftliches Institut Essen), Birgit Riess (Direktorin derBertelsmann-Stiftung,) Andreas Schneider (Wirtschaftskammer Österreich), Prof. Dr. Josef Wieland (Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung Konstanz) und HSG-Rektor Prof. Dr. Thomas Bieger.

Zu Beginn der Diskussion ging Thomas Bieger auf die Verantwortung ein, die eine Universität als öffentlicher Raum habe. Studierenden der HSG werde das Prinzip «lokale Verankerung» mit auf den Weg gegeben. Sie lernten, dass jede ihrer unternehmerischen Handlungen Auswirkungen habe auf Gesellschaft, Wirtschaft, Umwelt und Politik. Wirtschaftsuniversitäten wie die HSG hätten die Aufgabe, junge Menschen dazu zu befähigen, als Unternehmer einen positiven Beitrag zur Gestaltung der Gesellschaft zu leisten.

Verantwortungsbereiche neu aushandeln

Die Globalisierung zwinge Staat, Zivilgesellschaft und Wirtschaft dazu, Verantwortungsbereiche neu auszuhandeln, sagte Ludger Heidbrink vom Kulturwissenschaftlichen Institut Essen. Er wertete die Diskussion über Verantwortung als Ausdruck einer gesellschaftlichen Wertekrise. Die Akteure in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft würden nur dann Verantwortung übernehmen, wenn es für sie wertvoll sei. Man dürfe die CSR-Debatte nicht nur auf moralischer Ebene führen, sondern müsste auch auf die juristische Ebene schauen, da Gesetze ethische Standards in Unternehmen stark beeinflussen.

Normen zur besseren Orientierung

Einig war man sich darin, dass supranationale Organisationen wie UN oder EU die Agenda der Wertediskussion stark beeinflussten. Ob Ethik-Kodizes und Normen Wertschöpfungskreisläufe tatsächlich nachhaltiger gestalten, wurde unterschiedlich bewertet: Birgit Riess sah ISO-Standards als praktischen Leitfaden für die Etablierung von nachhaltigen Prozessen in Unternehmen. «In Zeiten der Orientierungslosigkeit bedarf es eines Korrektivs», sagte die Direktorin der Bertelsmann-Stiftung. Josef Wieland bezweifelte die Effizienz von internationalen Normen. «Standards sind aus der Not geboren», sagte er. Sie würden nicht zwingend für mehr Verantwortung in einer von der Globalisierung verunsicherten Gesellschaft sorgen. Gleichwohl würden Standards dabei helfen, das abstrakte Thema Verantwortung in Form von «Effizienz, Sorgfalt, Einbindung und Auswirkung» messbar zu machen, räumte der Professor aus Konstanz ein.

CSR als Taschenlampe für «Nachhaltigkeitslecks»

Andreas Schneider von der Wirtschaftskammer Österreich beschrieb CSR als eine Art Taschenlampe, mit der Unternehmer die Abläufe in ihrer Firma auf Nachhaltigkeit hin durchleuchten könnten. Gerade kleinen und mittleren Betrieben würden CSR-Standards helfen, nachhaltige Prozesse zu Gunsten ihres Umfelds und zum Beispiel der Zuliefererkette zu gestalten. «Freiheit und Verantwortung sind eng miteinander verknüpft», sagte Schneider. Dass auch Konsumenten ihre Verantwortung am Ende der Wertschöpfungskette wahrnehmen müssten, betonte Heidbrink. «Integrierte Verantwortung heisst auch, ein Produkt aus dem Sortiment zu nehmen, wenn es nicht gut ist und ethischen Standards nicht entspricht», sagte Bieger.

Zum Abschluss der Diskussion betonte Riess, dass das Bewusstsein von Nähe wichtig sei, um CSR erlebbar zu machen. Konkret werde Verantwortung vor allen Dingen im eigenen direkten Umfeld, sagte Bieger. Die Globalisierung ermögliche es Berufsleuten heute, verschiedenste Jobs rund um den Globus auszuführen. Diese Flexibilität habe aber Unverbindlichkeit zur Folge. Gegensteuern könnten Organisationen hier mit Hilfe des Prinzips der «embeddedness», dem Einbinden in das unmittelbare Umfeld.

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