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Veranstaltungen - 11.03.2011 - 00:00 

Prekäre Sicherheitslage im Sudan

Laut einer HSG-Podiumsdiskussion markieren weder das umfassende Friedensabkommen für den Sudan aus dem Jahre 2005 noch die 2011 durchgeführte Volksbefragung das Ende des Sudan-Konflikts.

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11. März 2011. Während der Südsudan am 9. Juli 2011 dem Status eines unabhängigen Landes einen Schritt näherkommt, wird sich der Prozess seiner Autonomieerlangung wahrscheinlich kompliziert und chaotisch gestalten. Dies ist das Fazit einer HSG-Podiumsdiskussion, die sich mit der Sicherheitslage im Sudan auseinandersetzte.

Andauernder Konflikt

«Dieser Konflikt dauert nach wie vor an», sagte HSG-Professor Dirk Lehmkuhl, der die Podiumsdiskussion leitete. «Weder das Friedensabkommen von 2005 noch die Volksbefragung kennzeichnen ein Ende der bedrohlichen Sicherheitslage im Sudan.»

Eric Berman, Geschäftsleiter der Small Arms Survey in Genf, und Dr. Peter Neussl vom Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) waren eingeladen worden, um vor den St.Galler Studierenden über den Sudan zu referieren. Die Studierenden bereiten sich darauf vor, diese afrikanische Nation bei den National Model United Nations 2011 zu vertreten.

Sudan - ein geteiltes Land

Sudan ist das grösste Land Afrikas und historisch bedingt ein geteiltes Land, das von ethnischen, religiösen und wirtschaftlichen Konflikten zwischen Norden und Süden heimgesucht wird. 2005 wurde ein umfassendes Friedensabkommen unterzeichnet, welches das Ende des 20jährigen Bürgerkriegs markierte. Als Teil dieses Abkommens wurde eine Volksbefragung durchgeführt, um zu entscheiden, ob sich der Süden vom Norden trennen und zu einem neuen und unabhängigen Land werden soll. Am 9. Januar 2011 sprachen sich 99% des südsudanesischen Stimmvolks für die Abspaltung aus.

Gewalt und Unsicherheit

Allerdings leidet das Land auch jetzt noch unter der Gewalttätigkeit und Unsicherheit; fast 200 Zivilpersonen wurden im Februar 2011 umgebracht, und die Sicherheitslage bleibt in der Region prekär. Infolge des langanhaltenden Konflikts ist die Verbreitung von Kleinwaffen zu einem bedeutsamen Problem geworden. Bestrebungen internationaler Gruppen zur Entwaffnung, Demobilisierung und Reintegration (DDR) haben bislang kaum Wirkung gezeigt.

«Die Anstrengungen zum Einsammeln der Waffen sind schlicht und ergreifend nicht effizient», sagt Berman, dessen Organisation schätzt, dass gemäss Zolldaten in den letzten paar Jahren Kleinwaffen im Gegenwert von USD 160 Mio. in den Sudan eingeführt wurden. «Dies ist auf verschiedene Dinge zurückzuführen, unter anderem auf Intransparenz sowie politische und finanzielle Gründe.»

Waffen nicht einlagern, sondern zerstören

Laut Berman können die DDR-Bestrebungen, bei denen Menschenh für die Rückgabe von Waffen bezahlt werden, mit einigen Schlüsselüberlegungen verbessert werden. So sollte z.B. die Konzentration auf das Einsammeln nicht nur von Waffen, sondern auch von Munition gelegt werden. Darüber hinaus sollten die Waffen nicht eingelagert, sondern zerstört werden. DDR-Programme zielen auf Qualitätswaffen ab, da andernfalls jemand eine alte Waffe abgeben und dann das Entgelt in Empfang nehmen und zum Kauf einer neuen und besseren Waffe verwenden könnte.

Auch wenn die Bestrebungen zum Einsammeln von Waffen verbessert werden, bleibt die Sicherheit des Landes durch den jahrelangen Konflikt bedroht.

Grösste Anzahl interner Flüchtlinge
«Der Sudan hat weltweit die grösste Anzahl interner Flüchtlinge», sagte Dr. Neussel und fügte an, dass innerhalb des Sudans immer noch fünf Millionen Vertriebene leben. «Wir müssen uns vor Augen halten, dass wir im Rahmen der laufenden DDR-Politik das R, nämlich die Reintegration, betonen müssen. Wenn wir nicht besorgt sind, die Menschen nach der Entwaffnung und Demobilisierung nachhaltig zu reintegrieren, vermögen wir die effektiven Wurzeln des bewaffneten Konflikts nicht zu beseitigen.»

Vision für die Zukunft

Zum Abschluss sagte Berman, dass viel davon abhänge, ob der Südsudan erfolgreich eine gemeinsame Vision für die Zukunft finde oder ob sich seine Einwohner gegenseitig weiter bekämpfen werden. Leider berge der Süden ein grosses Konfliktpotenzial und stehe teilweise sogar den Leuten in der provisorischen Regierung feindselig gegenüber; es könne also so oder anders herauskommen.

Die Podiumsdiskussion wurde in Partnerschaft mit dem Swiss Network for International Studies organisiert und war sowohl für die Öffentlichkeit als auch für die HSG-Studierenden zugänglich.

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