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Meinungen - 07.10.2020 - 00:00 

LGBT+ und Karriere

Das eigene Leben und die dazugehörenden beruflichen Entscheidungen in die eigenen Hände zu nehmen und mutig Herausforderungen aktiv anzupacken, ist eine Schlüsselkompetenz für individuell zufriedene, erfolgreiche und sinnstiftende Karrierewege. Ein Beitrag von Ines Danuser.

7. Oktober 2020. Einen sinnstiftenden, spannenden, lehrreichen Job in einem offenen Umfeld zu finden, in dem die Stärken und  die individuelle Persönlichkeit mit dem diversen Erfahrungsschatz nicht nur als Quote, sondern explizit erwünscht und auch genutzt wird, ist von zentraler Bedeutung bei der Gestaltung der eigenen Karriere,  um sein volles Potenzial entfalten zu können und langfristig gesund zu bleiben. Was sind die Erfolgsfaktoren auf dem Weg dorthin?

Ehrlicher Reflexionsprozess durchdenken

Jeder Karriereentscheidung geht ein Selbstreflexionsprozess voraus, bei dem neben der Bedeutung von Kompetenzen, Erfahrungen und Stärken, die Fragen, wer bin ich, was kann ich, was macht mich aus, welche Werte sind mir wichtig, worüber definiere ich meine Identität, welches Umfeld passt zu mir, ehrlich und differenziert zu betrachten sind. Die Gewichtung der Fragen sind sehr individuell und die daraus resultierenden Karrierewege auch, unabhängig von sexueller Orientierung oder kulturellem Kontext. Die Frage der Identität und der Umgang damit nimmt in dieser Reflexion einen besonderen Stellenwert ein. Am Arbeitsplatz uneingeschränkt die Person sein zu können, die man ist, ist nicht überall selbstverständlich.

Aktive Entscheidungen treffen

Laut der Studie Out@work (2019) von BCG halten 22 Prozent von LGBT+-Talenten in der DACH-Region ein «Coming Out» nach wie vor für ein Karriererisiko. Die Entscheidung, wieviel und was von sich im beruflichen Kontext preiszugeben, bleibt eine individuelle und hängt vom jeweiligen Wohlfühlmassstab ab. Bei der BCG-Studie ist die geoutete Gruppe, die sich damit wohl fühlt, mit 44 Prozent die grösste. Wie bei jeder Entscheidung gilt es auch abzuwägen, wie hoch der Preis ist, wenn nicht entschieden wird.

Ein passendes Umfeld suchen

Bei der Suche nach einem passenden Unternehmen mit einer selbstverständlich offenen, inklusiven Grundhaltung lohnt sich eine sorgfältige Recherche auf den verschiedensten Kanälen. Welche Vorgesetzte haben einen ganz natürlichen Umgang mit den diversen Lebenskonzepten aller Mitarbeitenden wie «Du bist Gay; Na und?» getreu dem Motto von Aristoteles «Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile». Welche Unternehmen zeichnen sich durch ein LGBT+ freundliches Label aus? Bei den Vorstellungsgesprächen bieten sich gute Gelegenheiten, den Gesprächsteilnehmenden etwas auf den Zahn zu fühlen und rauszufinden, ob die Unternehmen zu den Bewerbenden passen und welche Kultur tatsächlich gelebt wird. Eine Frage könnte sein: «Sie stehen für eine offene, respektvolle und inklusive Arbeitskultur. Woran merke ich das im konkreten Arbeitsalltag?» Ein simples Mittel, ob tatsächlich echtes Interesse an Vielfalt und einem diversen Blick auf eine Thematik vorhanden sind, ist generell die Überprüfung des Anteils an Redezeit. Wer kommt wieviel zu Wort und wem wird das Wort überlassen? Wieviel Energie kostet es jedes Mal, sich überhaupt einbringen zu können. Eine zentrale Frage ist auch, rauszufinden, woran denn Arbeitsleistung wie Resultate, Output und Engagement faktisch gemessen werden.

Netzwerke aktiv pflegen

Berufliche und private Netzwerke langfristig aufzubauen und diese sinnvoll und massvoll zu nutzen, ist von essenzieller Bedeutung für den gesamten eigenen Karriereweg. Diese Netzwerke gilt es sorgfältig zu pflegen, um digital oder analog miteinander ins Gespräch zu kommen, verlässliche Informationen zu erhalten, die eigenen Denkmuster zu überprüfen und zu erweitern, Erfahrungen und Wissen zu teilen und Erfolgsgeschichten austauschen zu können.

Ines Danuser ist Senior Career Counsellor Career & Corporate Services.  

Bild: Adobe Stock / Armando Oliveira

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