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Meinungen - 01.05.2015 - 00:00 

Asian Infrastructure Bank

In der Zeit zwischen der Gründung der Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB) in Peking im letzten Oktober, an der 21 asiatische Länder beteiligt waren, und dem kürzlich erfolgten Beitritt der Schweiz und fünf weiterer europäischer Länder hat sich die Bank als bedeutender Akteur bei der zukünftigen Entwicklung Asiens gezeigt. Ein Beitrag von Guido Cozzi.

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30. April 2015. Anders als die bestehenden «Konkurrenten», allen voran die über 223,2 Milliarden US-Dollar verfügende Weltbank und die Asian Development Bank mit 175,4 Milliarden Dollar Kapital, verspricht die AIIB, sich auf einen einzigen Aspekt der asiatischen Entwicklung zu konzentrieren: Infrastruktur. Nachdem China ursprünglich 50 Milliarden Dollar eingebracht hatte, hat es die Kapitalbasis inzwischen auf 100 Milliarden angehoben und damit ein erstaunliches Expansionsvermögen gezeigt. Das ist nicht überraschend in Anbetracht der Tatsache, dass China die weltweit grössten Währungsreserven von fast vier Billionen US-Dollar angehäuft hat.

Bedarf an Infrastruktur
Asien braucht dringend Infrastruktur. AIIBs Hauptaugenmerk auf selbige und ihre riesige Kapitalbasis werden sich für ihre ärmsten Mitglieder sicherlich als Segen bei der Entwicklung in den Bereichen Elektrizität, Strassen, Telekommunikation und Banken erweisen. Diese Entwicklung kann nicht nur das weltweite Wirtschaftswachstum ankurbeln, sondern auch besser funktionierende soziale Infrastruktur und Regierungsprogramme auf einem Kontinent voller Widersprüche und Spannungen gewährleisten.

Die Beteiligung hochentwickelter europäischer Länder und anderer demokratischer Akteure könnte bei zukünftigen Investitionen der AIIB eine verantwortungsbewusste Regierungsführung und eine Fokussierung auf hochqualitative Projekte, die Schaffung von Arbeitsplätzen und strenge Umweltstandards begünstigen. Darüber hinaus könnte ihre Mitwirkung bei der Gestaltung und Bewilligung von finanzierten Projekten die Öffnung von potentiell lukrativen Auslandsinvestitionskanälen fördern. Nach Aussage des chinesischen Ökonoms Justin Yifu Lin kann die erfolgreiche Finanzierung von Infrastrukturprojekten in den ärmsten Ländern sogar den europäischen Ländern dabei helfen, den Stillstand nach der Krise von 2008 vollständig zu überwinden und ihr immer noch zu wenig genutztes Arbeits- und Produktionsvermögen in vollem Umfang zu nutzen.

Eine Gefahr für die Weltbank?

Wird die AIIB der Weltbank und der ADB schaden? Ich glaube nicht. Der Umfang der Infrastrukturinvestitionen, die in Asien notwendig ist – nach Schätzungen der ADB neue jährliche Investitionen von 750 Milliarden US-Dollar - ist so gross, dass ein Erfolg der AIIB für Weltbank und ADB immer noch eine Vielzahl von Möglichkeiten offen lässt und sie zugleich entlastet. Man könnte jedoch fragen, warum die Gründungsmitglieder der AIIB nicht einfach ihr Geld in die bestehenden Institutionen fliessen lassen, anstatt Bürokratie und Verwaltungskosten zu verdoppeln. Nun, angesichts der grossen Nachfrage, die es zu bedienen gilt, könnte mehr Konkurrenz in der stark konzentrierten Welt der öffentlichen Kreditgeber vielleicht alle Institutionen dazu anspornen, ihre Leistung zu verbessern, in einem potentiell positiven Kreislauf der wechselseitigen Nachahmung und zum Vorteil ihrer vernachlässigten und oft verzweifelten Kunden.

Dennoch, ist die AIIB nicht einfach ein weiterer, in Peking zentrierter Big Player? Möglicherweise schon, wenn man die erforderliche finanzielle Beteiligung Chinas betrachtet. Hoffentlich hilft die Präsenz starker und/oder rasch aufsteigender anderer asiatischer Länder, allen voran Indien, Chinas Einfluss auszugleichen. Die Mitgliedschaft weiterer Länder wie Japan, Südkorea und Australien würde sicherlich einen umfassenderen Blickwinkel und eine grössere Ausgewogenheit ermöglichen. Zudem könnte es übergreifend Zusammenarbeit und Frieden in Asien fördern.

Entwicklung in Asien fördern

Und abschliessend wird China, mit einem Bruttoinlandsprodukt, das nahezu vergleichbar mit dem der USA ist, aber viermal so vielen Menschen, um die es sich kümmern muss, das erneute Bemühen, die Entwicklung in asiatischen Ländern zu fördern, nur mit einem Mass an Enthusiasmus durchsetzen können, das von den bestehenden internationalen Institutionen bis dato kaum erkannt wird. Diese Institutionen stecken oft in internen Machtkämpfen und sind taub für die wiederholten Forderungen Chinas nach mehr globalen Führungspositionen.

Die wichtige Gründungsrolle bei der AIIB, mit grosser westlicher Anerkennung und Beteiligung an der Bank, könnte China belohnen und seinen bedürftigen Nachbarn nützen, mit möglicherweise enormen positiven Auswirkungen für die Weltwirtschaft und die internationale Friedenspolitik.

Bild: Photocase/steffne

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