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Leute - 21.03.2018 - 00:00 

«Palliative Care»: Auswirkung auf Sterbende und Angehörige

Wie geht die Gesellschaft mit dem Sterben und dem Tod um? Diese Frage hat Franzisca Domeisen Benedetti in ihrer Dissertation untersucht. Den Schwerpunkt setzte sie auf «Palliative Care» und auf deren Auswirkungen auf Patienten, Angehörige und Fachpersonen.

21. März 2018. «An der Universität St.Gallen bekam ich die Chance, mich wissenschaftlich weiterzuentwickeln und an einem Thema zu forschen, das in der Wissenschaft ein ‹Mauerblümchen-Dasein› fristet», sagt Franzisca Domeisen Benedetti. So hat sie sich in ihrer Dissertation «Kommunikation und Interaktion am Lebensende – eine Betrachtung der institutionalisierten Palliative Care» mit dem Sterben und Tod auseinandergesetzt.

Schlüssel: Offen kommunizieren und interagieren
Unsere Gesellschaft behandelt das Sterben und den Tod höchst widersprüchlich: Das Sprechen darüber stellt sich als gesellschaftliches Tabu dar, über die Medien ist es aber trotzdem allzeit präsent. Täglich hat Franzisca Domeisen Benedetti ein Team von Palliative-Care-Fachleuten in einem grossen Krankenhaus begleitet. «Die Beteiligten haben mir einen bis dahin unbekannten, tiefen Einblick in ihre Welt gewährt.» Sind die Handlungen in einem Krankenhaus naturgemäss auf die Heilung der Menschen ausgerichtet, interagiert die Palliative Care hingegen mit sterbenden Patienten und ihren Angehörigen. «Die Analyse hat gezeigt, dass eine Spannung zwischen den Vorstellungen und Einstellungen der Spezialisten und der Umsetzung ebendieser in ihrer alltäglichen Praxis vorliegt», sagt Domeisen Benedetti. «Um diese Spannung abzubauen, hilft es, offen zu kommunizieren und zu interagieren.» Ein weiterer wichtiger Schlüssel sei, dass die verschiedenen Berufsgruppen im Spital gleichberechtigt zusammenarbeiten.

Positive Wirkung auf Angehörige

Langzeitwirkungen auf Angehörige und die Fachpersonen konnte Franzisca Domeisen Benedetti in ihrer Doktorarbeit nicht untersuchen. Jedoch sei es hinlänglich bekannt, dass der Abbau dieser Spannung zwischen Ideal und der Realität des alltäglichen beruflichen Handelns, auch den Angehörigen eines sterbenden Patienten helfe: Die psychosoziale Belastung werde weniger und dies habe auch eine langfristige Wirkung auf die Gesundheit der Angehörigen. «Offene Kommunikation und Interaktion kann als Public-Health-Massnahme zur Erhaltung der Gesundheit der Hinterbliebenen angesehen werden.»

Praxis und Wissenschaft kombinieren
Die Resultate ihrer Dissertation lässt Domeisen Benedetti direkt wieder in die Praxis zurückfliessen. Dabei kombiniert sie die Praxis mit der Wissenschaft: Einerseits arbeitet sie nun im Palliativzentrum, anderseits in der palliativ-onkologischen Forschung des Kantonsspitals St.Gallen. Und damit hilft sie, das «Mauerblümchen-Daseins» der gesellschaftlichen Aspekte rund um das Lebensende einzudämmen.


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