close

Leute - 27.04.2016 - 00:00 

Leben in Emerging Markets verbessern

Aufstrebende Märkte, Emerging Markets, bieten westlichen Unternehmen neue Wachstumsmöglichkeiten. Wie frugale Innovationen entwickelt werden können und damit nicht nur neue Märkte erschlossen, sondern auch das Leben der Bevölkerung verbessert werden kann, hat Stephan Winterhalter in seiner Dissertation untersucht.

12. November 2015. Märkte grosser Industrienationen sind in vielen Bereichen gesättigt. Aufstrebende Märkte – Emerging Markets – in Schwellenländern wie China, Indien oder Brasilien bieten neue Chancen. Kaum eine international tätige Firma will ihre Chance verpassen. Doch die Kunden der aufstrebenden Mittelklasse verfügen noch über ein sehr geringes Einkommen. Zudem leben sie oft in abgelegenen Regionen mit minimalster Infrastruktur. Neue, günstige Lösungen sind deshalb gefragt. Produkte die funktional, robust, benutzerfreundlich (user friendly), ein grosses Wachstumspotential bergen (growing), erschwinglich (affordable) und lokal wertstiftend sind: Frugale Innovationen.

Die Kleider-Kartoffel-Waschmaschine

Wie Firmen frugale Innovationen entwickeln können, um neue Kunden in Emerging Markets zu gewinnen, hat Stephan Winterhalter in seiner Doktorarbeit «Resource-constrained Innovation and Business Models in Emerging Markets» untersucht. Neue Wege gehen und Umdenken heisst die Devise, um in Emerging Markets bestehen zu können. «Es geht weniger darum, hochtechnologische Lösungen zu entwickeln», sagt Winterhalter. «Sondern mit bestehenden Technologien neue Anwendungen zu finden, die Probleme in Emerging Markets lösen.» Für China beispielswiese sind Billigwaschmaschinen entwickelt worden, die nicht nur Kleider, sondern auch Kartoffeln waschen können. Dies, weil viele Bauern ihre Kartoffeln für den Wochenmarkt schön gewaschen haben möchten, um höhere Preise zu erzielen.

Viele Wege führen nach Rom
Um solche einzigartigen Kundenbedürfnisse erkennen und bedienen zu können, ist oftmals eine Verlagerung von Entwicklungsaktivitäten in Schwellenländern erforderlich. Frugale Innovationen erfordern zudem einen intensivierten und koordinierten Wissenstransfer zwischen dem Hauptsitz und dem lokalen Tochterunternehmen sowie oft ein radikal neues Denken in Entwicklungsprozessen. Dies führt nicht zuletzt auch zu neuen Geschäftsmodellen. Jede Firma muss für ihre Struktur, ihren Markt und im Hinblick auf ihre Strategie den für sie geeignetsten Weg finden. «Denn es führen wie immer viele Wege nach Rom.»

Praxisorientiert
Der Kontakt zur Praxis ist für Stephan Winterhalter wichtig. Aus diesem Grund hat er sich unter anderem für sein Doktoratsstudium an der Universität St.Gallen entschieden: «Weil die HSG dafür bekannt ist, sich nicht im Elfenbeinturm zu verlieren, sondern sich stark an Problemen der Praxis orientiert und engen Kontakt mit Industriepartnern pflegt.» Seine Zukunft sieht er auch in der Praxis – vorzugsweise in einem international tätigen Schweizer Unternehmen, indem er seine erworbenen Erkenntnisse einbringen kann. Seine Erkenntnisse helfen jedoch nicht nur den Firmen sich besser aufzustellen, sondern können auch das Leben der Bevölkerung in Emerging Markets verbessern. «Frugale Innovationen ermöglichen oftmals erstmaligen Zugang zu elementarer Gesundheitsversorgung, Geld, Elektrizität und Wasser.»

Entdecken Sie unsere Themenschwerpunkte

north