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Leute - 23.12.2011 - 00:00 

In Gedenken an Václav Havel

Mit einem Staatsakt hat Tschechien am 23. Dezember Abschied vom verstorbenen früheren tschechischen Präsidenten Václav Havel genommen. Erinnerungen an den HSG-Ehrendoktor von Alt-Rektor Rolf Dubs.

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23. Dezember 2011. Kurz nach der Wende hat die HSG Václav Havel den Ehrendoktor für Staatswissenschaften verliehen. Der Antrag stammte aus Kreisen der Juristischen Abteilung und einem weitern Personenkreis, der sich mit dem Problem der Menschenrechte befasst hatte. Der Senat stimmte mit grosser Freude und ohne Gegenstimme zu. Mich selbst als damaliger Rektor belastete aber, dass man diesen Titel in der Zeit des Kalten Krieges hätte verleihen müssen; denn damit hätte er eine viel grössere Wirkung erreicht und die HSG hätte sich mutiger gezeigt.

Geist der Versöhnung

Havel erhielt die Ehrendoktor-Würde «für sein literarisches und politisches Werk, für seinen Mut, mit dem er über Jahrzehnte für notleidende Menschen und für seine Überzeugung eingetreten ist, für seine persönliche Leistung bei der geistigen Vorbereitung und praktischen Durchführung der friedlichen Revolution in seiner Heimat, für die Verkündung jenes Geistes der Versöhnung, der allein das politische Leben nach Kriegen und Revolutionen wahrhaft zu erneuern vermag, sowie stellvertretend für die namenlosen Frauen und Männer des Prager Frühlings, der Charta 77 sowie der Revolution 1989 in der Tschechoslowakei» wie es in der Laudatio hiess.

Empfang auf der Prager Burg

Leider konnte Havel aus zeitlichen Gründen am Dies academicus 1990 selbst nicht teilnehmen. Deshalb überbrachte ich ihm die Urkunde 1991 mit einer kleinen Delegation der HSG auf die Prager Burg. Die Beziehungen stellte Professor Manfred Timmermann her, der zu jener Zeit gerade begonnen hatte, in Prag ein von der HSG gestaltetes Studienprogram über westliches Management aufzubauen, das über die Jahre erfolgreich war. Der Empfang auf der Burg war grossartig und es waren auch Vertreter der Freiheitsbewegung der damaligen Tschechoslowakei zugegen. Nach einer formellen Übergabe der Urkunde mit einer Würdigung seiner Leistungen, blieb Zeit für ein persönliches, informelles Gespräch. Václav Havel begann zu rauchen, argumentierte sehr differenziert, konzentriert und humorvoll. Es ertönten keine Klagen gegen das alte System, wohl aber Erklärungen, weshalb es nicht erfolgreich war. Eindrücklich waren seine Argumente, die auf ein grosses Verständnis für die Vorteile und Probleme einer Demokratie schliessen liessen.

Bedeutende Persönlichkeit
Stolz reisten wir nach St.Gallen zurück, weil wir erkannten, welche bedeutende Persönlichkeit sowohl im kulturellen als auch im politischen Leben Václav Havel war. Leider ist es uns später nicht mehr gelungen, ihn zu einer Veranstaltung nach St.Gallen zu führen. Auch wenn wir den Titel vielleicht zu spät verliehen haben, waren wir alle immer stolz, einen solchen Ehrendoktor zu haben.

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