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Hintergrund - 05.05.2021 - 00:00 

Vertrauen und Dialog als Basis für gesellschaftlichen Zusammenhalt

«Trust Matters» – während des 50. St.Gallen Symposiums suchen die Teilnehmenden nach Lösungen, wie Vertrauen in Wirtschaft und Gesellschaft, Politik und Wissenschaft wiederhergestellt und aufrechterhalten werden kann. Am ersten Tag wurde u.a. die Bedeutung des Dialogs für den gesellschaftlichen Zusammenhalt diskutiert.

5. Mai 2021. Es war eine besondere Eröffnung des 50. Jubiläums des St.Gallen Symposiums. Wegen der Pandemie wird die von Studierenden organisierte Konferenz dieses Jahr ohne physische Teilnehmer:innen in St.Gallen durchgeführt. Der Campus der Universität St.Gallen (HSG) bleibt dem Symposium als zentraler Ausstrahlungsort aber erhalten. Die weltweiten Veranstaltungen sind durch Streams nach St.Gallen verknüpft, so dass der Dialog hybrid in die ganze Welt getragen wird. Die über 2000 Teilnehmenden kommen aus mehr als 80 Ländern der Welt.

Eröffnung des 50. St.Gallen Symposiums

Trotz der Einschränkungen aufgrund der Pandemie sei der aktuelle Zeitpunkt ideal, das Jubiläum zu begehen, betonte Dominic Barton, der kanadische Botschafter in China, in seiner Eröffnungsrede. Das Thema «Vertrauen» sei wieder genauso aktuell wie 1970, dem Gründungsjahr des Symposiums, das von Studierendenprotesten geprägt gewesen sei. «Das Vertrauen zwischen den Ländern ist so wichtig wie schon lange nicht mehr», sagte Swan Gin Beh, Chairman des Singapore Economic Development Board. Gerade die globale Pandemie lasse sich nur gemeinsam lösen. «Wir haben derzeit einen Mangel an Vertrauen», unterstrich auch Lord Brian Griffiths of Fforestach, Vice-Chairman Goldman Sachs und nannte als weitere Beispiele die Bewegung «Black Lives Matter» oder die Klimabewegung. Vertrauen herzustellen sei eine grosse Herausforderung – persönlich wie institutionell. «Vertrauen bedingt Vertrauenswürdigkeit und für diese ist es wichtig, die Wahrheit zu sagen.» Von gegenseitigem Vertrauen profitierten alle Parteien, sagte Moderator Peter Voser, Chairman of the Board of Directors ABB Ltd. «Wenn Sie Menschen vertrauen, werden sie gute Arbeit machen.» Wichtig sei dafür der Dialog, nur so könne man erfolgreich sein.

Dialog zwischen Gewerkschaften und Unternehmen

Die Sozialpartnerschaft zwischen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften sind eine besondere Form des sozialen Dialogs – insbesondere in Europas stärkster Volkswirtschaft Deutschland. Über diese Sozialpartnerschaft und ihre Rolle in der aktuellen Wirtschaftskrise diskutierten Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger und Reiner Hoffmann, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes, mit dem Präsidenten der Leuphana Universität Lüneburg Prof. Sascha Spoun. Beide Vertreter lobten die Sozialpartnerschaft als unverzichtbare Grundlage für die Soziale Marktwirtschaft und hohes Gut. «Der Dialog zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeber:innen stiftet Frieden und Stabilität und ist oftmals besser geeignet als gesetzliche Reglungen», sagte Hoffmann.

Als ein zentraler Gegenstand des sozialen Dialogs wurde die notwendige Balance zwischen ökonomischer, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit diskutiert. Die junge Generation habe hohe Erwartungen und sei ungeduldig, sagte Prof. Sascha Spoun. Rainer Dulger gab zu Bedenken, es gehe nicht nur darum, wie man leben wolle, sondern auch wovon. Er sei davon überzeugt, dass man beispielsweise im Umweltsektor auch ökonomisch sehr erfolgreich sein könne. «Vieles regelt auch der Markt. Nur wer anständige Löhne zahlt und gute Arbeitsbedingungen bietet, bekommt die guten Arbeitskräfte». Reiner Hoffmann wendete ein, dass es auch Branchen mit weitaus weniger geordneten Verhältnissen gebe und das Problem allein über Freiheiten nicht zu lösen sei. Einig waren sich Dulger und Hoffmann in der Bedeutung der Bildung. Sie sei der «Battleground» der Zukunft und der Schlüssel für eine erfolgreiche Erwerbsbiographie.

Polarisierung und die Rolle der Medien

Welchen Beitrag können Journalismus und Medien leisten, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt, den Dialog und das Vertrauen in Zeiten technologiegetriebener Polarisierung zu stärken? Darüber sprach Pia Frey, Co-Founder von Opinary GmbH, mit Maria Exner, Editor-in-Chief Zeitmagazin, und Paul Ostwald, Co-Founder and Editor-at-Large, Forum.eu. Maria Exner hob die veränderte Informationslandschaft hervor. «Es geht nicht mehr um Gate Keeping. Wir müssen uns gegenüber anderen Quellen, die ebenfalls Informationen anbieten, positionieren und differenzieren.» Selbstkritisch sagte Exner, es gehe noch viel zu häufig darum, Aussagen zuzuspitzen und zu verstärken als die Motivation dahinter zu verstehen. Dass sich die Menschen in Filterblasen und Echokammern bewegten sei nicht per se die Schuld von Medien, aber sie müssten dazu beitragen, diese aufzulösen und Alternativen zu bieten. «Es geht nicht darum, dass Menschen ihre Meinung ändern sollen», betonte auch Paul Ostwald. «Man muss mit gutem Journalismus zeigen, dass andere Argumente ebenso Respekt verdienen und dass der Mensch hinter den Argumenten nicht vergessen wird.» Menschen seien bereit für guten Journalismus zu bezahlen, zitierte Ostwald den letzten Reuters Report. Allerdings sei es den Konsument:innen von heute wichtig, nicht nur Zielscheibe für Werbung zu sein, sondern sich als Teil einer Community ernst genommen zu fühlen.

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