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Hintergrund - 06.05.2021 - 00:00 

«Demokratie will gepflegt sein»

Es brauche permanente Unterhaltsarbeiten, um eine Demokratie lebendig zu erhalten, sagte Nestlé-CEO Mark Schneider am St.Gallen Symposium. Er unterhielt sich in einer Session mit Dominic Barton, kanadischer Botschafter in China, unter anderem über den politischen Zustand der Welt.

6. Mai 2021. Dominic Barton wollte im Rahmen des Gesprächs unter dem Titel «Trust Matters: Looking Back, Moving Forward» von Mark Schneider wissen, wie er heute den Zustand der Demokratien erlebe. Über 30 Jahre nach dem Mauerfall und über 25 Jahre nach Francis Fukuyama’s «The End of History» sei die Demokratie weiterhin nicht selbstverständlich, sagte Schneider. Es führe kein natürlicher Weg dazu und man dürfe sie leider nicht als unverrückbar erachten. «Wer Demokratie erreichen will, muss dafür arbeiten und sie permanent pflegen», sagte Mark Schneider – und zitierte Benjamin Franklin’s berühmten Satz: «A republic, if you can keep it!»

«Trust» verdienen

Von der Demokratie spannten Dominic Barton und Mark Schneider auch den Bogen zur internationalen Politik, zum Multilateralismus, der während der vergangenen Jahre stark gelitten hatte. Mark Schneider kam dabei unter anderem auf das Smartphone-Zeitalter zu sprechen, wie er es nannte, und bemerkte, dass gerade in der internationalen Politik die Vorgänge oft sehr viel Zeit bräuchten, was gegenteilig zum sehr raschen Zeit- und Erwartungsverständnis in unserer Smartphone-Ära sei. «Trust» müsse man sich auch auf der internationalen politischen Bühne zum Beispiel mit relevanten Fortschritten und Resultaten verdienen, welche die Menschen konkret spürten. Wenn er aber beispielsweise an die WTO-Verhandlungen denke, die eigentlich seit 20 Jahren nicht vom Fleck kommen, dann verlören die Menschen natürlich die Geduld und das Vertrauen.

«Speed, speed, speed»

Schliesslich kamen Barton und Schneider auch auf Nestlé zu sprechen und wie sich eine multinationale Firma in der heutigen Zeit bewegt. Mark Schneider sagte, dass sich sein Unternehmen insofern gewandelt habe, als heute nicht mehr die grosse «Corporation» zentral alles bestimme, sondern dass eigentlich die Ansprüche an Produkte und Märkte alles Weitere vorgäben. «Speed, speed, speed», sagte Mark Schneider, sei in der heutigen Smartphone-Zeit ein dominierendes Kriterium. Von einem Menschen bekomme man in der Regel zunächst einmal zwei Sekunden Aufmerksamkeit, mehr nicht. Das gelte es immer im Kopf zu behalten.

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