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Forschung - 05.08.2022 - 00:00 

«Geld schiesst halt eben doch Tore.» – Neues Buch zur Kommerzialisierung im Fussball

Heute Abend beginnt die neue Bundesligasaison mit einem Klassiker: Eintracht Frankfurt empfängt Rekordmeister Bayern München. Als Eintracht-Fan drückt HSG-Dozent Stefan Legge den Hausherren die Daumen. Als Ökonom und Co-Autor erklärt er in einem soeben erschienenen Buch, warum die Münchner die Liga seit nun bereits zehn Jahren nach Belieben dominieren.

5. August 2022. Pünktlich zum Start in die 60. Bundesliga Saison ist das Buch «Der Fußball braucht mehr Geld oder andere Regeln» von HSG-Dozent Stefan Legge und Steffen Löhr erschienen. Darin erklären die Autoren, warum der moderne Fussball nur scheinbar im Geld zu schwimmen scheint und die Kommerzialisierung des Sports ungebremst voranschreitet. Dabei beschäftigen sich die beiden eingängig mit dem FC Bayern München, der seit zehn Jahren die Fussball-Bundesliga dominiert und zehnmal in Serie Meister wurde. Vieles spricht dafür, dass dies auch in der neuen Saison wieder der Fall sein wird. Doch wie erklärt sich diese Dominanz? «Die Vereinsführung an der Säbener Strasse hat frühzeitig und klug viele Ideen der modernen Managementlehre umgesetzt», so Stefan Legge. «Die eigene Wettbewerbsposition wurde durch strategische Investoren gestärkt, gleichzeitig die Einnahmen markant erhöht und verstetigt. Man profitiert auch von einer attraktiven Location und davon, dass mögliche Konkurrenten ihnen das Leben einigermassen leicht machen.» 

Diese Konkurrenten teilt Legge in zwei Gruppen: «Erstens die Sonderlinge – Hoffenheim, Leipzig, Leverkusen, Wolfsburg. Deren Besitzer wollen zwar oben mitspielen, aber ein Kampf mit den Bayern um die Meisterschaft ist ihnen zu teuer und betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll. Zweitens gibt es die grossen Traditionsclubs – Bremen, Dortmund, Frankfurt, Hamburg, Köln, Schalke, Stuttgart. Diese haben im Management zu viele Fehler gemacht und unter anderem die neuen Möglichkeiten, welche durch die 50+1 Regel Ende der 1990er Jahre geschaffen wurden, nicht richtig genutzt.» Diese ominöse 50+1 Regel, welche in Deutschland den Fans besonders wichtig ist, ermöglichte es erstmals, die Profiabteilung des Clubs in eine Kapitalgesellschaft auszugliedern. Anteile daran konnte ein Club dann verkaufen, um so einmalig viel Geld einzunehmen. Grosse Traditionsclubs haben sich lange gegen diese «Kommerzialisierung» gewehrt – und so den Anschluss an die Bayern verpasst. «Geld schiesst halt eben doch Tore», widerspricht Stefan Legge dem bekannten Zitat der Trainer-Legende Otto Rehhagel. 

Fussball – ein lohnendes Geschäft?

Für die Clubs sind diese Geldzuflüsse ein Segen, für die Geldgeber häufig ein schlechtes Geschäft, wie etwa der Kursverlauf der Aktie von Borussia Dortmund exemplarisch zeigt. Viele, gerade kleinere Clubs, überleben zudem nur dank Mäzenen, welche Jahr für Jahr Geld einschiessen. Sie tun dies häufig aus reiner Liebe zum Club und ohne Aussicht, die eingeschossenen Mittel je wiederzusehen. Trotzdem lasse sich mit Fussballclubs auch Rendite erzielen, wie Stefan Legge betont: «Vor etwa zehn Jahren erwarb die katarische Investorengruppe QSI den Club Paris Saint-Germain (PSG) für unter 100 Millionen Euro. Heute ist PSG gemäss Forbes geschätzte drei Milliarden Euro wert.» Allerdings gehe es Katar wohl eher um das sogenannte Sportswashing, also darum, Mithilfe des Sports die eigene Reputation zu steigern. Deshalb würde QSI auch laufend neues Geld in den Club einschiessen – so wie es Mäzenen tun. 

Die fortschreitende Kommerzialisierung im Fussball (und in anderen Sportarten) wird häufig kritisiert, doch aufhalten lässt sie sich wohl nicht, wie Stefan Legge sagt: «Oft heisst es, im Fussball gäbe es zu viel Geld. Tatsache ist jedoch, dass es dem Fussball chronisch an Geld mangelt. Jeder Club sucht händeringend nach zusätzlichen Einnahmen, weil Geld am Ende Tore schiesst. Die Regeln des Sports erzeugen einen relativen Wettbewerb, bei dem die Kommerzialisierung stetig voranschreitet. Fussball auf dem heutigen Niveau ist ohne so viel Geld nicht möglich.»

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Buch «Der Fussball braucht mehr Geld oder andere Regeln»

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