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Forschung - 12.10.2011 - 00:00 

Gesetzgebung in vier Sprachen

Die Mehrsprachigkeit ist für die Schweiz eines ihrer prägenden Merkmale – und eine grosse Herausforderung. Dies gilt auch für die Rechtsordnung, wie eine jüngst veröffentlichte Untersuchung zeigt.

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11. Oktober 2011. Der Band «Mehrsprachige Gesetzgebung in der Schweiz» beleuchtet den rechtlichen Rahmen und die Praxis der mehrsprachigen Gesetzgebung. Am 6. Oktober 2011 stellten Dike Verlag und Autoren das Werk in Bern vor. Zu ihnen gehört auch Rechtsexperte Rainer Schweizer. Regierungsrat Martin Jäger, Alt-Bundesgerichtspräsident Giusep Nay aus der rätoromanischen Schweiz sowie Professor Walter Haas, Präsident des Nationalen Forschungsprogramms 56 diskutierten im Anschluss mit Journalisten über Chancen und Herausforderungen der mehrsprachigen Gesetzgebung in der Schweiz.

Forschungsprojekt zur Sprachvielfalt der Schweiz
Der Band zeigt die Eigenständigkeit und den sprachlichen Reichtum der vier offiziellen Rechtssprachen der Schweiz sowie ihre vielfältigen gegenseitigen Bezüge. Als aktueller Anknüpfungspunkt dient das totalrevidierte Berufsbildungsgesetz (BBG) des Bundes. Die Untersuchung verbindet sprachwissenschafltiche und juristische Methodik und zeigt, wie die Regelungen in den mehrsprachigen Kantonen umgesetzt werden. Entstanden ist die Publikation aus einem interdisziplinären Forschungsprojekt des nationalen Forschungsprogramms NFP 56 «Sprachenvielfalt und Sprachkompetenz in der Schweiz». Das Projekt soll einen fachübergreifenden Ansatz für den Vergleich von Sprach- und Rechtsstruktur innerhalb des nationalen Rechts und in Bezug auf das EU-Recht liefern.

Rechtsordnung mit vier Landessprachen
Die Publikation macht deutlich, dass es nicht nur im Bund und in den Kantonen Bern, Freiburg und Wallis eine möglichst gemeinsame Gesetzgebung zwischen Französisch und Deutsch geben muss, sondern dass die italienische und die rätoromanische Rechtssprache in Bund und Kantonen stärker als bisher in den gemeinschaftlichen Gesetzgebungsprozess eingebunden werden müssen. Schliesslich demonstriert die Untersuchung, dass die mehrsprachige Gesetzgebung und mit ihr auch die Rechtsprechung vielfältige spannende Forschungsfragen für die Linguistik, die Übersetzungswissenschaft sowie in der Rechtswissenschaft für die Gesetzgebungslehre, die Rechtsvergleichung und das Staatsrecht liefern.

Bild: Photocase / Knallgruen

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