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Campus - 10.11.2020 - 00:00 

Austauschsemester trotz Corona

Genau jetzt, in Zeiten von Lockdown, Social Distancing und Online-Vorlesungen, packt viele Studierende das Fernweh noch stärker als vorher. Auch wenn der Traum des Kennenlernens einer neuen Kultur momentan etwas entfernt scheint, lohnt es sich für die meisten trotzdem, ein Austauschsemester zu planen. Von Studentenreporter Niels Niemann.

10. November 2020. Für viele HSG-Studierende war es bis vor kurzem noch eine Selbstverständlichkeit: Das Austauschsemester. Mehr als jede und jeder Zweite nutzten die Möglichkeit, mindestens ein Semester ihres Studiums im Ausland zu verbringen – der mit Abstand höchste Wert im schweizweiten Vergleich mit anderen Universitäten. Über 750 HSG-Studierende hätten dementsprechend diesen Herbst in den Austausch sollen.

Wer jetzt aber denkt, dass aufgrund der Coronakrise alle auf das Semester «abroad» verzichten mussten, liegt falsch. Ein Drittel der Studierenden konnte das Austauschsemester trotzdem antreten – ein Grossteil davon in Europa. Zu verdanken ist dies auch den Lockerungen im Sommer: Flüge gingen wieder, Einreisebestimmungen wurden gelockert und Universitäten unterrichteten wieder vor Ort auf dem Campus.

Inzwischen hat sich die Lage jedoch wieder verschlechtert – und dies ausgerechnet kurz vor der Anmeldefrist für ein Austauschsemester an einer Partneruniversität im nächsten akademischen Jahr. Nicole Gsell, Leiterin von Student Mobility, rechnet trotzdem mit einer überdurchschnittlichen Anzahl an Bewerbungen.

Das Fernweh ist gross – die Flexibilität muss es ebenfalls sein

«Viele Studierende, welche dieses Jahr auf ihr Austauschsemester verzichten mussten, wollen es im kommenden Jahr nochmals probieren», betont Nicole Gsell. Sie können sich erneut bewerben und haben die gleichen, fairen Chancen auf einen Platz wie diejenigen, welche sich zum ersten Mal bewerben. Da die Corona-Situation inzwischen, im Gegensatz zum Frühling, in der Schweiz auf ähnlichem Niveau wie in anderen Ländern ist, liegt die Hemmschwelle für eine Auslandsreise bei vielen Studierenden zudem deutlich tiefer. Sie wollen ihr «Glück» unbedingt versuchen und hoffen auf eine Verbesserung der Lage bis im kommenden Herbst- oder dem darauffolgenden Frühlingssemester.

Student Mobility hat sich dabei klar dagegen entschieden, die Möglichkeit eines Austauschsemesters grundsätzlich abzusagen. Für jeden Austausch an jeder Partneruniversität wird individuell abgeklärt, ob die Durchführung stattfinden kann oder nicht. Falls die Partneruniversität den Austausch absagt, hat man jedoch immer noch die Möglichkeit, als Freemover oder mit Swiss Mobility einen Austausch zu absolvieren, sofern die Anmeldefristen im jeweiligen Semester eingehalten werden. Nicole Gsell empfiehlt den Studierenden daher grundsätzlich: «Flexibel bleiben. Und einen Backup-Plan bereithalten, falls es mit dem Austausch doch nicht klappt.»

Eine neue Kultur kennenlernen – und das besser als zuvor

Neben den offensichtlichen Nachteilen wie die Planungsunsicherheit sieht Nicole Gsell jedoch auch mögliche Vorzüge der momentanen Lage. Während in der Vergangenheit viele Studierenden während ihres Austauschsemesters Reisen in umliegende Nachbarländer unternommen haben, ist dies momentan aufgrund von Quarantänebeschränkungen oft nicht mehr so einfach möglich. Das bietet den Studierenden die Möglichkeit, sofern es mit dem Austauschsemester klappt, ihr Gastland besser kennenzulernen und die verschiedenen Regionen des Landes umso intensiver zu erleben.

Zudem bieten die verstärkten digitalen Angebote der Universitäten zusätzliche Flexibilität. So können je nachdem Pflichtkurse der HSG aus dem Austausch verfolgt oder die letzte Prüfung des Austauschsemester je nach Partneruniversität nach der Rückkehr in die Schweiz online absolviert werden.

Der etwas andere Austausch

In vereinzelten Fällen kam es dieses Semester auch vor, dass Studierende ihr Austauschsemester zwar absolviert haben, jedoch zuhause geblieben sind. Statt Kurse an der HSG zu absolvieren, folgten sie den Onlinekursen ihrer Partneruniversität. Als eine Alternative dazu wurde auch das Virtual Exchange Program aufgesetzt. Studierende haben diesen Herbst die Möglichkeit, einen Kurs der Copenhagen Business School oder der Wirtschaftsuniversität Wien online zu absolvieren, während sie parallel ihr Studium an der HSG weiterführen.

Ob die Option eines digitalen Austauschs auch im kommenden akademischen Jahr besteht, ist noch unklar. Das Feedback der Studierenden wird aber laufend evaluiert und sei bisher tendenziell positiv gewesen, wie Nicole Gsell anmerkt. Ein Online-Kursbesuch könne aber natürlich die kulturellen Erfahrungen vor Ort im Gastland nicht ersetzen. Ein weiterer Nachteil je nach Standort der Universität: Die unterschiedlichen Zeitzonen.

Glück bevorzugt den, der vorbereitet ist

Im StudentWeb informiert Student Mobility laufend über aktuelle Änderungen wie zum Beispiel spezifische Ausnahmeregelungen aufgrund der Corona-Situation. Zudem finden Studierende dort auch das Suchportal mit allen Partneruniversitäten. Bevor man sich für eine Partneruniversität bewirbt, sollte man sich in dem Portal unbedingt mit dem aktuellen Fact Sheet, den Semesterzeiten sowie den Erfahrungsberichten der jeweiligen Universität vertraut machen und dabei besonders darauf achten, ob überhaupt Plätze im jeweiligen Semester angeboten werden und ob die bevorzugte Universität noch Zusatzanforderungen wie beispielsweise Arbeitserfahrung oder weitere Fremdsprachkenntnisse verlangt.

Bei der ganzen Planungsunsicherheit gibt es immerhin eine feste Konstante: Die Anmeldefrist, welche für ein Austauschsemester an einer Partneruniversität im Herbst 2021 oder Frühling 2022 für Masterstudierende am 10. Dezember und für Bachelorstudierende am 7. Januar endet.

Niels Niemann studiert auf Masterstufe Marketing Management an der Universität St.Gallen.

Bild: Adobe Stock / kwanchaichaiudom

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