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Campus - 06.08.2018 - 00:00 

Denken, schreiben, summen – Die Terrassen der Universität St.Gallen

An der Universität St.Gallen finden sich zahlreiche Terrassen. Studierende und Mitarbeitende der Hochschule können sich hier an der frischen Luft und dem weiten Blick erfreuen. Hinter diesen wohltuenden Freiluftflächen steht ein verbindender Gedanke. Von Dana Sindermann.

9. August 2018. Muss man ein schlechtes Gewissen haben, wenn man sagt, man arbeitet draussen auf der Terrasse? Während ich diesen Text schreibe, tue ich genau das. Ich sitze mit meinem Laptop unter einem grossen, weissen Sonnenschirm auf der Terrasse meines Instituts, dem IWE-HSG. Wenn ich nachdenke, schweift der Blick ins Grüne, auf den gegenüberliegenden Hügel. Oder, weiter rechts auf die Spitze des Säntis, der heute nur leicht durch den diesigen Himmel schimmert. Auch das auf der anderen Seite angrenzende Institutsgebäude – im Gegensatz zu unserem Neubau eine alte Villa – bietet eine grosszügige Freiluftfläche. Die luftige Ebene des altehrwürdigen Hauses führt uns auch zur Geschichte der Terrassen dieser Universität: Terrassen haben in St.Gallen Tradition. Zum Beispiel in der St.Galler Innenstadt. Schlendert man durch ihre Gassen und schaut nach oben, erblickt man eine Menge hübscher Dachterrassen. Kleine Ebenen, die das spitz zulaufende Dach kappen, von filigranen Eisengittern eingerahmt.

Terrassen als Verbindung von Innen und Aussen

«Häuser mit Terrassen bieten sich in der Stadt mit ihren zwei Hügeln an», sagt Hans Jörg Baumann, Leiter Immobilien der HSG. Die Terrassen der Universitätsgebäude stehen zugleich für die Offenheit der Uni und für die Verbundenheit mit ihrer Umgebung. «Wir wollen einen Aussenbezug haben», sagt Baumann, «und diese Räume verbinden das Innen und Aussen miteinander.» Die offenen Plattformen gehören seit jeher zum Standort der Universität auf dem Rosenberg. «Im Grunde ist der Vorplatz des Hauptgebäudes eine grosse Terrasse.» Und diese Idee setzt sich nach oben fort. So schliesst an der alten Bibliothek der Tête eine grosse Freiluftfläche an. «Die Leute wollen während der Arbeit raustreten können, die Natur spüren und geniessen.» Der Blick auf den Alpstein mit dem erhabenen Säntis sorgt in den Pausen für mentale Entspannung. Die klare Luft in grüner Umgebung gibt Energie. Diese wohltuende und anregende Wirkung wird auch in den neueren Gebäuden der Universität berücksichtigt. So bietet das jüngste Gebäude an der Müller-Friedberg-Strasse eine grosse Terrasse mit grandiosem Blick auf die Dächer der Altstadt. Dieser lichte, luftige Ort ist Treffpunkt des gesamten Hauses. Studierende, Professoren und Mitarbeitende aus der Verwaltung kommen hier zum Lunch oder zu lockereren Besprechungen zusammen. «Terrassen sind Orte der Kreativität», sagt Baumann. «Orte, an denen man sich zufällig begegnet und an denen ebenso überraschende Ideen entstehen können.»

Kollaboratives Arbeiten im geplanten Learning Center

Einen Höhepunkt wird das Konzept des kollaborativen Arbeitens in luftiger Umgebung im geplanten Learning Center finden. Das modulare Gebäude wird umfänglich begrünt sein und bepflanzte Terrassen auf allen Ebenen bieten. «Diese stufenartigen Terrassen beziehen sich auf die stuftenartigen Strukturen des bestehenden Campus», so Marie de France, Partnerin des ausrichtenden Architekturbüros Sou Fujimoto Architects. Auch diese Freiluftflächen betonen die Verbundenheit der Universität mit der Umgebung: «Inspiration und Wissen entstehen durch Dialog und Interaktion in der Universität. Aber zuallererst mit der Stadt.»

Nachhaltige, begrünte Dächer

Begrünte Dächer gehören übrigens auch zum Nachhaltigkeitskonzept der Universität. Der Teppich aus Pflanzen und Gräsern kühlt im Sommer die darunterliegenden Räume, er filtert Staub und Schadstoffe aus der Luft und bietet Insekten und anderen kleinen Tieren einen Lebensraum. Auch die Terrasse meines Instituts wird dieser Tage rege angeflogen. Ein Schwarm von Bienen arbeitet fleissig an unserem Hochbeet. Hier steht die Minze gerade in voller Blüte und die Arbeiterinnen ernten summend den köstlichen Nektar. Ich nehme ebenfalls einen Schluck erfrischenden Minzwassers und beende diesen Artikel dank der guten Arbeitsumgebung aus Stadt und Natur.

Die Autorin, Dana Sindermann, ist wissenschaftliche Assistentin am Institut für Wirtschaftsethik.


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