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Campus - 11.09.2017 - 00:00 

St.Galler Museumsnacht 2017: Mit Kunsthäppchen in den Museumsherbst

Einmal im Jahr stellen die St.Galler Museen ihre Öffnungszeiten auf den Kopf. Dann schliessen ihre Türen nicht um 18 Uhr, sondern öffnen am Abend. Dann ist St.Galler Museumsnacht. In diesem Jahr stand sie unter dem Motto «Sammelt». Dana Sindermann berichtet.

11. September 2017. Es ist dunkel, ein leichter Regen geht und auch die Luft kündigt den Jahreszeitenwechsel an. Herbstzeit ist Museumszeit. Und so freuen sich Besuchende sichtlich, die warme und helle Universitätsbibliothek zu erreichen. Hier startet Philipp Muzar vom studentischen Kunstverein proArte die Kunstführung durch die Universität. «Man kann sich fragen, warum nimmt die HSG eigentlich an der Museumsnacht teil. Sie ist ja gar kein Museum. Aber sie besitzt eine bedeutende Kunstsammlung. Die zweitgrösste universitäre Kunstsammlung weltweit nach der Harvard University.»

Briefe von Künstlern

Charmant führt der Student die gut dreissig Gäste über die Ebenen, durch die Hallen, Gänge und Winkel der «Tête» und der Bibliothek. Die Gruppe staunt über das einzigartige architektonische und künstlerische Gesamtkonzept des Hauptgebäudes. Sie nimmt mögliche Deutungen der Kunstwerke dankbar an und amüsiert sich über die weniger sichtbaren Geschichten dahinter. Zum Beispiel über die skandalöse Wirkung, die das assoziationsreiche Kunstwerk «Schalenbaum» von Hans Arp vor dem Hauptgebäude seinerzeit hatte. Oder über die Anekdote vom wertvollen Teppich, der wegen einer studentischen Mutprobe kurzzeitig nicht mehr am Platz zu finden war. Ein extra Schmankerl dieser Museumsnacht ist die kleine Zusatzausstellung im Bibliotheksgebäude. Hier werden Briefe von Künstlern wie Miró, Giacometti oder Braque gezeigt. Sie erreichten seinerzeit den Rektor Eduard Naegeli und spielen auch interpretatorisch Interessierten zu.

«Ich finde es toll, dass man auf der Museumsnacht Dinge sehen kann, die man normalerweise nicht zu sehen bekommt», sagt der HSG-Doktorand Jannis Beese. «Oder, dass man an Orte geht, die man sonst vielleicht weniger besuchen würde», erzählt er mit Blick auf das Museum of Emptiness. Es zeigt eine internationale Sammlung des Nichts – unter anderem ein unsichtbares Gemälde des Avantgarde-Künstlers Yves Klein. Dazu gibt es leere Cocktails und andere transparente Drinks.

Nächtliche Kostproben vom St.Galler Kunst- und Kulturangebot

Auch die HSG-Studentin Anna-Sophia Bilgeri ist auf der Museumsnacht unterwegs. Sie lebt seit wenigen Monaten in St.Gallen und freut sich, in dieser Nacht einen Überblick über die St.Galler Kunst- und Museumslandschaft zu gewinnen: «Das ist wie eine reich gefüllte Speisekarte, wo man von allem ein bisschen kosten kann. Und später kann man dann die ganze Speise ausführlich geniessen.» Die HSG-Studentin will in nächster Zeit für einzelne Ausstellungen wiederkommen.

Viele Häuser nutzen die Gelegenheit auch, um sich anders zu präsentieren. So gibt sich die reformierte Kirche St.Laurenzen als Musik- und Technopalast. Dabei lädt der Pfarrer mit einem spirituellen Gedankenimpuls zum Tanzen ein. Im Foyer des Völkerkundemuseums spielt eine Band Jazzmusik. Menschen allen Alters verweilen hier mit einem Getränk oder kleinen Speisen.

Eine Sammlung, die an jeder Station der Museumsnacht stets am Eingang zu finden ist, ist die von Regenschirmen. In allen Farben, Mustern, verschiedenen Grössen. Hängend, stehend und sehr frei angeordnet. Vielleicht gelangt das eine oder andere dieser Objekte in den kommenden Monaten nochmal an den Museumseingang.

Dana Sindermann ist wissenschaftliche Assistentin am Institut für Wirtschaftsethik.

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