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Campus - 17.07.2016 - 00:00 

Start-Up-Woche in Pjöngjang

Nordkorea gilt als der restriktivste Staat der Welt. Wie ist es, in diesem Land mit Studierenden über Entrepreneurship zu diskutieren? Charlotta Sirén, Postdoktorierende am Institut für Technologiemanagement der HSG, hat eine Start-Up-Woche an der Universität für Wissenschaft und Technik in Pjöngjang geleitet. Ein Beitrag von Dana Sindermann.

18. Juli 2016. Charlotta Sirén lehrt Entrepreneurship. Dieses Fach wird an Nordkoreanischen Universitäten offiziell nicht unterrichtet. Genau diese Spannung reizte die Dozentin: «Wie vermittelt man Entrepreneurship in einem Land, in dem ein unternehmerisches Leben nicht gefragt ist?»

Erste Start-Up Week in Pjöngjang

Sirén stellte zusammen mit fünf Kollegen aus Finnland und Grossbritannien die erste «Pjöngjang Startup Week» auf die Beine. Der einwöchige Kurs fand in der ersten privaten Universität des Landes statt, der Pjöngjang University of Science and Technology (PUST). Die Studierenden bekamen eine klassische Entrepreneur-Aufgabe. In Gruppen sollten sie eine Geschäftsidee entwickeln und diese am Ende vor der Klasse präsentieren.

In der Lehre bemerkte Charlotta Sirén einige Unterschiede zwischen den Studierenden in Nordkorea und in der Schweiz. «Zum Beispiel in der Gruppenarbeit. Die lief meist schleppend und unorganisiert an. Also haben wir den Studierenden eine kleine Starthilfe gegeben, dann lief es gut.» Überrascht war Charlotta Sirén über das fundierte Wissen und den Ehrgeiz der Studierenden. «Die Studierenden kannten zum Beispiel verschiedene Geschäftsmodelle. Auch arbeiten sie sehr hart und sind begierig, mehr zu lernen.»

Originelle Ideen

Auch erstaunte die Dozentin die hohe Qualität der Ideen. «Die Studierenden wollten vor allem echte Probleme lösen. Zum Beispiel haben sie eine Idee für einen Gürtel entwickelt, den werdende Mütter tragen können, um ihr ungeborenes Baby zu erziehen. Oder Kleidung, die vor Chemikalien schützen soll.» Zur Aufgabe gehörte auch die Einführung des Produkts in den Markt zu planen. «Die Frage nach dem wie war für sie viel schwieriger zu beantworten als die nach dem was. Wie sollten sie den Preis setzen? Was sollte das Produkt kosten?»

Die Studierenden der PUST kommen zumeist aus Familien der politischen Elite Nordkoreas. Anders als die restliche Bevölkerung haben Master-Studierende Zugriff auf das Internet, um für ihre Examensarbeit zu recherchieren. Alle Kurse finden auf Englisch statt und die Dozierenden kommen aus unterschiedlichen Ländern. Die Universität wurde im Jahr 2010 auf Einladung des nordkoreanischen Regimes von einem koreanisch-amerikanischen Entrepreneur gegründet.

«Jederzeit wieder»

 

Für Charlotta Sirén war die Lehr-Erfahrung in Nordkorea sehr wertvoll. «Ich würde das jederzeit wieder machen. Auch, weil ich den Studierenden fachlich etwas geben möchte, was sonst nicht einfach zu bekommen ist.»

Die Autorin, Dana Sindermann, ist wissenschaftliche Assistentin am Institut für Wirtschaftsethik. 

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