close

Campus - 20.11.2015 - 00:00 

Die Suche nach dem tieferen Sinn

Am 17. und 18. November fand auf dem Campus die Ignite Conference statt. Sie zielte darauf ab, Wirtschaftsführer, Studierende und sogar die Podiumsteilnehmer zu inspirieren.

$alt

20. November 2015. Worin besteht der Zweck des eigenen Unternehmens oder der Firma, bei der man arbeitet? Tausende Unternehmen auf der ganzen Welt sind der Ansicht, dass eine Firma nicht lediglich durch die Profitmargen, sondern auch durch ihren Beitrag zum Gemeinwohl definiert werden sollte. Gehen solche zweckgerichteten Unternehmen mit ihren Mitarbeitenden anders um als traditionelle Firmen? Wenn Unternehmen dieser Art einen höheren Zweck anstreben, vermögen sie dann auch eine Einsicht in eine der wichtigsten Herausforderungen von Firmen zu vermitteln: in die «innere Kündigung»? Die Organisatoren und Teilnehmenden, die sich zur Ignite Conference trafen, schienen diese Frage mit «ja» zu beantworten.

Den Auftakt der Konferenz machte Pa Sinyan, ein Deutscher mit afrikanischem Hintergrund, der als Spezialist für Verhaltensökonomie bei Gallup tätig ist – der ältesten Marktforschungsfirma der Welt, die untersucht, «was die Menschen wollen, was sie denken und was ihr Verhalten antreibt».

Eine Hassliebe

Sinyan bezog sich auf eine vom berühmten Psychologen und Nobelpreisträger Daniel Kahneman verfasste Studie, wonach die Mehrheit der Menschen mehr Zeit bei der Arbeit als mit jeglichen anderen Menschen verbringen. Zweitens entdeckte Kahneman, dass der Hauptberuf eine unserer am wenigsten erträglichen Tätigkeiten ist, und drittens untersuchte er, mit wem wir unsere Zeit am liebsten verbringen. Hier belegten die ersten drei Plätze – kaum überraschend – Freunde, Familie und Lebenspartner. Die drei Kategorien von Leuten, mit denen wir die Zeit am wenigsten gern verbringen, waren Kunden, Mitarbeitende und Chef oder Chefin. Womit bekräftigt war, dass wir die meiste Zeit mit Leuten verbringen, denen wir lieber aus dem Weg gingen. «Das ist die traurige Wirklichkeit, in der wir heute leben», sagt Sinyan.

Bei der Einstellung der Mitarbeitenden gegenüber der Firma verhalte es sich so, dass sich gut gemanagte Leute engagiert zeigen und schlecht gemanagte nicht, und zwar ungeachtet der Salärklasse und des Unternehmens, bei dem sie beschäftigt sind.

Das erste Podiumsgespräch wurde von Ernst von Kimakowitz moderiert und setzte sich aus vier Gesprächsteilnehmenden aus drei Kontinenten zusammen, die sich über Inspiration und zweckgerichtete Firmen unterhielten.

Vollständige Transparenz
Anju Rupal, die Leiterin eines Kosmetikunternehmens, das die Hälfte seiner Gewinne an Nichtregierungsorganisationen zurückgibt, brachte ihre eigene Vision von Management zum Ausdruck: «Ich glaube an vollständige Transparenz. Ich glaube, dass man als Geschäftsleiterin alles in seinem Unternehmen teilen können muss, weil ich den Teammitgliedern beibringen will, dass ich ihr eigenes wirkungsgetriebenes Unternehmen aufbauen muss.»

Donn Boyer befasst sich in erster Linie damit, Unternehmen bei der «Akklimatisierung» ausserhalb der Vereinigten Staaten behilflich zu sein. Bald belief sich diese Hilfe darauf, dass er den Geschäftsführern und Managern die Fähigkeiten vermittelte, die für den Aufbau einer Kultur des Engagements erforderlich sind. «Man kann Menschen nicht wirklich managen. Man kann das mit Dingen und Geld tun; an Menschen muss man glauben und sie inspirieren… und ich glaube nicht, dass diese Fähigkeit in vielen Organisationen vorhanden ist.»

Violet Lo, die von Hongkong nach St.Gallen reiste, beleuchtete das Engagement aus einem anderen Blickwinkel. Wenn sie die Kultur der zweckerfüllten Arbeit betrachte, sagte sie, scheine der Wunsch danach allgegenwärtig zu sein. «Ob man in New York, dem Vereinigten Königreich oder in China ist: Der Wunsch, auf einen gemeinsamen Wert hinzuarbeiten, Wert zu schöpfen und anderen zu helfen, scheint derselbe zu sein.»

Professor Omid Aschari sprach über das Wesen der Führung und deren Entwicklung. «Die Great Man-Theorie beruhe darauf, dass die Menschen glaubten, dass der Führungsanspruch bei jener Person liege, welche die Führungsrolle ererbt habe. Heute sind wir von dieser Geisteshaltung weit entfernt.» Aschari stellte auch fest, dass Führerschaft eine menschliche Eigenschaft sei, die jedermann besitze, dass Stil – wie beispielsweise der Führungsstil – ein Hilfsmittel sei und dass in verschiedenartigen Situationen auch verschiedenartige Hilfsmittel benützt werden sollten.

Nach der Ignite Conference war eines klar: dass die heutigen Wirtschaftsstudierenden engagiert sind und bei einem zweckgerichteten Unternehmen arbeiten möchten und auch willens sind, diesen Wunsch umzusetzen.

Photo: sajola / photocase.de

Entdecken Sie unsere Themenschwerpunkte

north