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Campus - 20.05.2015 - 00:00 

Harte Verhandlungen

Vom 14. bis 16. Mai 2015 simulierten Masterstudierende von sieben europäischen Universitäten die UN-Klimakonferenz an der HSG. Im zweitägigen Rollenspiel setzten sie sich mit dem Klimawandel und der internationalen Klimapolitik auseinander. HSG-Studentin Sophie Kwisda verfolgte die Verhandlungen.

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20. Mai 2015. Obwohl der Klimawandel eines der dringendsten globalen Probleme ist, erfassen zukünftige Entscheidungsträger seine Relevanz nicht in vollem Umfang. Am letzten Wochenende jedoch herrschten in St.Gallen angespannte Diskussionen der 130 Studierenden von sechs europäischen CEMS-Hochschulen, die die UN-Klimakonferenz durchspielten. Zu den Hochschulen gehörten die Wirtschaftsuniversität Luigi Bocconi in Mailand, die Universität Köln, die Corvinius-Universität Budapest, die Rotterdam School of Management an der Erasmus-Universität, die Universität Wien und die HSG.

Wissenlücken schliessen
Nach gründlichen Vorbereitungen und mehreren Vorlesungen bot das «Climate Change Strategy Role Play – Model UNFCCC» den Studierenden eine neue Lernmethode, um die Wissenslücke hinsichtlich des Klimawandels zu schliessen. Das Planspiel hatte zum Ziel, das Wissen der Studierenden über den Klimawandel und seine Auswirkungen auf Unternehmen sowie über das United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC) zu vertiefen und erschien wie eine Vorbereitung für die tatsächliche UN-Klimakonferenz in Paris (COP21).

Der Samstagnachmittag begann mit einer Plenarsitzung, bei der die emotionalen Wellen hochschlugen. Die von der UNO übernommene Sitzungsstruktur umfasste Ländervertreter, Beobachter von Nichtregierungsorganisationen und einen Vorsitzenden. Zwei Tage lang arbeiteten die Teilnehmenden in den Rollen der Delegierten hart daran, einen Entwurf für zukünftige Massnahmen bezüglich des Klimawandels zu erstellen, und als es an der Zeit war, über die Massnahmen abzustimmen, überwachten sie genau die Formulierung des vorgestellten Entwurfs. Da die Abstimmung den strengen Regeln der UNO folgte, wurde eine Massnahme nur dann angenommen, wenn alle Teilnehmenden sie befürworteten und keine Einwände hatten.

Der Einstufung der Länder (entwickelte Länder, im Übergang befindliche Wirtschaftssysteme, Entwicklungsländer, am wenigsten entwickelte Länder) folgte eine angeregte Diskussion: die Delegierten verhandelten darüber, welches Land zu welcher der soeben definierten Gruppen gehört und somit in Zukunft die entsprechenden Ziele erfüllen muss. Letztendlich hing alles von der Formulierung des präsentierten Textes und dessen Wahrnehmung durch die Delegierten ab, weshalb bei der Plenarsitzung lange und hitzig diskutiert wurde. Dennoch war es grossartig zu sehen, dass die Studierenden ihre Rollen ernst nahmen und sich leidenschaftlich dem heiklen Thema widmeten.

Verhandlungsdynamik besser verstehen
Trotz ihrer Erschöpfung waren die Rückmeldungen der Studierenden in den Pausen positiv. Alle waren sich einig, dass die Vorbereitungen für das Planspiel im Frühjahrssemester viel Arbeit erfordert hatten und die letzten beiden Tage besonders anstrengend gewesen waren. Zugleich hatten sie sich jedoch Wissen über die wissenschaftlichen Aspekte des Klimawandels und seine Auswirkungen auf die Umwelt angeeignet und praktische Erfahrungen damit gemacht, wie Unternehmensstrategien und Politik miteinander verknüpft sind, sowohl was Herausforderungen als auch was Lösungen betrifft. Zudem wandten die Studierenden die Grundsätze des «mutual gains Approach» auf die Verhandlungen an und entwickelten ein besseres Verständnis für bilaterale und multilaterale Verhandlungsdynamik. Der Prozess machte ihnen ausserdem ihre eigene Rolle und ihre Emotionalität in Verhandlungen bewusst.

Ein Professor aus Kanada beschrieb das Planspiel treffend mit drei Worten: «Leidenschaft, Professionalität, Vorbereitung» – genau so war es! Würde man jedoch fragen, ob das Ergebnis des Planspiels zufriedenstellend für die COP21 in Paris wäre, lautete die Antwort eindeutig «Nein» – viel mehr Engagement und Mittel der wirtschaftsstarken Länder wären notwendig, um die Entwicklungsländer zu unterstützen.

Bild: Universität St.Gallen / Robert Stürmer

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