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Campus - 30.10.2014 - 00:00 

Universität soll mehr Raum erhalten

Aufgrund ihres dringenden Raumbedarfs soll die Universität St.Gallen (HSG) bis ins Jahr 2025 erweitert werden. Die Erweiterungsstrategie zielt auf zwei Standorte. Vorgestellt wurden die Pläne an einer Medienorientierung am 3. November 2014.

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3. November 2014. Regierungsrat Stefan Kölliker, Vorsteher des Bildungsdepartementes, strich im Rahmen einer Medienorientierung vom 3. November die Bedeutung der HSG hervor. Als eine der führenden Wirtschaftsuniversitäten Europas geniesse sie einen ausgezeichneten internationalen Ruf und sei dank ihres weltweiten Netzwerkes für Kanton und Region St.Gallen ein wichtiges Aushängeschild. Eine zentrale Rolle komme ihr damit auch in der Standortförderungspolitik des Kantons zu. Überdies leiste sie mit jährlich über 200 Millionen Franken einen beträchtlichen Beitrag zum regionalen Volkseinkommen.

Infrastruktur hält mit Wachstum nicht Schritt

Dieser gute Ruf habe in den vergangenen Jahren zu einem deutlichen Wachstum der Studierendenzahl geführt, sagte HSG-Rektor Thomas Bieger. Weniger erfreulich sei die damit verbundene, sich weiter verschärfende Raumnot. Zeitlich befristete Provisorien sowie ausgedehnte Nutzungszeiten könnten das Missverhältnis von vorhandener Infrastruktur und Anzahl Studierender nicht mehr ausgleichen.

Gelindert werden konnten die Platzprobleme im Jahr 2011 mit der Eröffnung der sanierten und erweiterten Universität, wodurch die Raumkapazität auf rund 5000 Studierende stieg. Dieser Ausbauschritt konzentrierte sich auf die Sanierung und Erweiterung der «Förderer-Bauten» aus den 1960er Jahren. Das bestehende Bibliotheksgebäude aus dem Jahr 1989 mit einer Kapazität für 3500 Studierende blieb hingegen unverändert.

Gegenwärtig studieren jedoch insgesamt rund 8000 Studierende an der HSG (Stand September 2014). Der Universitätsrat rechnet damit, dass sich bis ins Jahr 2020 das Wachstum verflachen und die Studierendenzahl bei 8000 bis 9000 einpendeln wird. Die akute Raumnot an der HSG betrifft nicht nur die Lehre und Forschung, sondern in besonderem Masse auch die Bibliothek, wo es nicht genügend Lernplätze für Studierende gibt, sowie die Verwaltung. Vor diesem Hintergrund wurden laut HSG-Verwaltungsdirektor Markus Brönnimann ein systematischer Planungsprozess gestartet und Strategien entwickelt.

Für den nächsten Erweiterungsschritt wurden folgende Grundsätze definiert:

  • Entwicklungsgrösse
    8000 bis 9000 Studierende und rund 3000 Mitarbeitende
  • Campus-Gedanke
    Alle Räumlichkeiten sollen innerhalb eines Perimeters von 15 Gehminuten erreichbar sein.
  • Konsolidierung
    Das Raumangebot der HSG soll in wenigen grösseren Liegenschaften konzentriert werden.
  • Forschungsnahes Lernen
    Die Universität ist Denkplatz und Forum. Forschungs- und Lehrraum sollen soweit möglich in unmittelbarer Nähe liegen, sodass der Austausch zwischen diesen Bereichen gefördert wird.
  • Zeitlicher Horizont
    Die Erweiterung soll spätestens im Jahr 2025 bezugsbereit sein.

Zwei Standorte als ideale Lösung

Auf Basis dieser Grundsätze wurde der Raumbedarf der HSG ermittelt. Es zeigte sich, dass eine Erweiterung ausschliesslich am Standort Girtannersberg (Rosenberg) nur mittels einer hochverdichteten Bauweise und unter voller Ausschöpfung sämtlicher dort verfügbaren Landreserven möglich wäre. Um dies zu vermeiden, auch damit künftige Generationen noch über Landreserven verfügen, sowie um das Quartier Rotmonten zu entlasten, wurde für die Erweiterung ein zweiter Standort am Platztor (beim Unteren Graben) geprüft, wie Regierungsrat Willi Haag, Vorsteher des Baudepartementes, festhielt.

Dies führte zu folgendem Lösungsansatz: Am heutigen Standort soll der Campus künftig für rund 5500 Studierende angelegt sein. Die Universitätsbibliothek soll vergrössert werden, damit die Studierenden mehr Arbeits- und Lernplätze erhalten. Auf dem städtischen Areal Platztor ist ein neuer Standort für Lehre und Forschung geplant mit einer Kapazität für rund 3000 Studierende. Auch soll es dort für das Vollzeit-MBA-Programm der Weiterbildung sowie für Drittnutzungen Raum geben.

Aufgrund des aktuellen Projektstandes können die Gesamtkosten des genannten Bauvorhabens noch nicht näher beziffert werden. Neben Kanton und Bund sollen sich auf jeden Fall auch Donatoren sowie Dritte an der Finanzierung beteiligen. In der kantonalen Investitionsplanung ist für die Erweiterung der Universität zurzeit ein kantonaler Beitrag von 140 Millionen Franken eingestellt.

Universität in die Stadt integrieren

Um das Projekt zu ermöglichen, beantragt der Stadtrat dem Stadtparlament, das Areal Platztor dem Kanton für die universitäre Nutzung zu verkaufen. Für St.Gallen bedeute ein Universitätscampus inmitten der Stadt eine interessante Entwicklungsperspektive, sagte Stadtpräsident Thomas Scheitlin. Das neue Universitätsareal mit den vielfältigen Nutzungen werde das östliche Stadtzentrum aufwerten. Es entstehe darüber hinaus die Chance, die Universität stärker in das städtische Leben zu integrieren.

Stadträtin Patrizia Adam betonte, dass das Projekt selbstverständlich auch städtebaulich und gestalterisch hohen Ansprüchen genügen müsse. Der neue Universitätscampus werde standortgerecht mit hoher Dichte, markanten Volumen, urbanem Charakter, aber auch mit attraktiven Freiräumen zu realisieren sein. Beurteilungen des Sachverständigenrates für Städtebau und Architektur hätten gezeigt, dass die Raumprogramme mit guten und quartierverträglichen Lösungen realisierbar sind. Im Rahmen der späteren Sondernutzungsplanung und vor allem der Zonenplanänderungen sei die weitere Mitsprache des Stadtparlamentes und der Bürgerschaft zu den konkreten Rahmenbedingungen gewährleistet. Der Standort Platztor bringe zudem Vorteile für die Quartiere Rotmonten und Rosenberg, die vom Verkehr entlastet würden. Zudem könnten universitär genutzte Liegenschaften für Wohnzwecke zurückgegeben werden, was einer Forderung der Stadt entspreche.

Die nächsten Schritte

Das Stadtparlament berät den Grundstücksverkauf des Areals Platztor voraussichtlich an seiner Sitzung vom 18. November 2014. Stimmt es dem Verkauf zu, wird der Kanton bis Ende 2015 die Projektdefinition erstellen. Im Herbst 2016 soll die auf dieser Basis erarbeitete Botschaft an den Kantonsrat vorliegen. Bis Herbst 2017 erfolgen das parlamentarische Verfahren sowie die Volksabstimmung. Bei einem zustimmenden Volksentscheid kann im Jahr 2018 das Wettbewerbsverfahren beginnen. Nach diesem Fahrplan soll die erweiterte Universität im Jahr 2025 bezugsbereit sein.

Auf der gemeinsamen Plattform www.zukunftHSG.ch wollen Kanton, Stadt und Universität über das Bauprojekt informieren und das Gespräch mit der Bevölkerung pflegen.

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