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Campus - 30.11.2012 - 00:00 

Was ist Responsible Leadership?

Die CEMS-Allianz schloss ihre Jahreskonferenz in St.Gallen mit einer Podiumsdiskussion über das Thema „Responsible Leadership“.

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30. November 2012. Was meinen wir mit „Responsible Leadership“? Sprechen wir lediglich vom Erfolg eines Unternehmens? Sprechen wir von Führung im ethischen Sinn oder wollen wir damit gewährleisten, dass die Auswirkungen der Unternehmenstätigkeit gesellschaftlichen Nutzen stiften? Ein hochkarätiges Podium an der Universität St.Gallen rundete die einwöchige CEMS-Veranstaltung ab.

Die Definition verantwortungsvollen Führens
Vor dem Beginn der Diskussion erklärte HSG-Professor Dr. Wolfgang Jenewein, was den Studenten als die drei Ebenen verantwortungsvoller Führerschaft vermittelt werden sollte: Wissen, Sein und Handeln. Will heissen: Man muss gut und umfassend informiert sein, man muss seine eigenen Werte in jeder Lage überdenken und man muss den Mut dazu haben, gemäss diesen Werten zu handeln.

Prof Dr. Thomas Bieger, Rektor der HSG und Präsident der CEMS, fügte zu Beginn der Diskussion an, dass man willens sein müsse, für die eigenen Entscheidungen Rechenschaft abzulegen und Verantwortung zu übernehmen. Er wies ebenfalls darauf hin, dass man in der Gemeinschaft verwurzelt sein sollte, da dies zu einem klareren Verständnis der eigenen sozialen Verantwortung führe. Hier gab Gary Steel, der Personalchef der ABB, allerdings zu bedenken, dass die Neugier das Fehlen von Wurzeln wettmachen könne.

„Die ABB ist ein globales Unternehmen, und wir entsenden Mitarbeiter in die ganze Welt hinaus“, sagte Steel. «Wenn jemand zu einer Gemeinschaft stösst, hat er keinerlei Beziehung dazu; wenn er jedoch neugierig ist, wird das rasch korrigiert.»

Verantwortungskultur
Alt-Bundesrätin Ruth Metzler-Arnold sagte, dass jemand zwar eine verantwortungsvolle Führungsperson sein könne, der Erfolg jedoch auch von den Menschen abhänge, die ihm folgen. HSG-Professor Dr. Heike Bruch stimmte dem bei und sagte, das Verantwortungsbewusstsein müsse das ganze Team durchdringen.

«Traditionsgemäss wird bei der Verantwortung das Hauptaugenmerk nur auf die Vorgesetzten gerichtet. Da jetzt die Welt immer komplexer wird, genügt dies nicht mehr», sagte Prof. Dr. Bruch und fügte hinzu, dass man im Team einem homogenen Verantwortungsbewusstsein Geltung verschaffen müsse. Die Organisation müsse von oben bis unten von einer Verantwortungskultur durchzogen sein.

Nicht immer schwarz und weiss
Robert Glasser, der Generalsekretär von Care International, wies darauf hin, dass die Festsetzung von auf Werten fussenden Normen innerhalb einer Organisation nicht immer zu einer Wahl zwischen schwarz und weiss führe. Er bezog sich auf einen Vorfall, als seiner Organisation eine Menge Geld angeboten wurde, um den Menschen in einem bestimmten Konfliktgebiet zu helfen. Dabei wäre Care jedoch indirekt einem Regime zur Hand gegangen, das aufständische Bürger unterdrückte. Einerseits hätte Care mit dem Geld den Menschen helfen können, andrerseits wäre dadurch die Werte der Organisation verletzt worden.

«Letztlich kommt es auf den Einzelnen an», sagte Glasser. «Man muss sich fragen, was man für Werte hat. Auf welche innere Stimme hört man, und mit welchen Rechenschaftspflichten innerhalb der Organisation wird dies bekräftigt?»

Verantwortungsvolles Führen vermitteln
Schliesslich befasst sich das Podium mit der Frage, wie eine Universität verantwortungsvolles Führen lehren könne. Prof Dr. Bieger erklärte, dass an der HSG versucht werde, den Absolventen eine Weitwinkelsicht zu vermitteln bezüglich dessen, was sie als Führungspersönlich bewirken können.

„Was wir wollen, sind Absolventen, die sich im Klaren sind über die Umfelder, die sie mit ihren Entscheidungen beeinflussen“, sagte Prof Dr. Bieger. „Also müssen sie die gesellschaftlichen und ökologischen Systeme verstehen, um in der Lage zu sein zu wissen, wie sich ihre Entscheidungen auf diese Umfelder auswirken.“ Prof Dr. Bieger erklärte weiter, dass die HSG eine Reihe von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Projekten lanciert habe, an denen sich Studenten beteiligen, um in der Praxis lernen zu können.

Gary Steel fügte hinzu, dass es über das von Studenten an der Uni Gelernte hinausgehe. «Man wird nicht zum verantwortungsvollen Leader, weil man den Begriff einmal aufgeschnappt hat», sagte er. «Das ist eine lebenslange Reise für Menschen, und man lernt jeden Tag.»

Dem Podium gehörte auch Nannette Hechler-Fayd’herbe, Managing Director von Credit Suisse an. Dies war der Schlussanlass der CEMS Annual Events, die alljährlich an einer anderen CEMS-Universität stattfinden. Die HSG was heuer zum zweiten Mal gastgebende Hochschule.

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