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Campus - 14.04.2011 - 00:00 

Studieren mit Lebenserfahrung

Nach erfolgreicher Karriere begann für Klaus Stadler zum zweiten Mal das Studentenleben. Der promovierte ETH-Elektroingenieur absolvierte im gehobenen Alter seinen Bachelor in Rechtswissenschaften an der HSG.

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14. April 2011. Gartenarbeit, Enkelkinder hüten und Reisen - eigentlich hätte Klaus Stadler nach seinem Eintritt ins Pensionsalter ein geruhsames Leben führen können. Eine erfüllende Laufbahn an der ETH und bei der Firma Sulzer lag hinter ihm. In seinem Berufsleben hatte er sich mit technischen Fragen befasst. Das Abschalten gelang ihm jedoch nicht. «Ich wollte meinen Kopf brauchen und geistiges Neuland erkunden», sagt Klaus Stadler.

Neues Wissensgebiet erkunden
Nun wollte er wissen, wie Recht eine Gesellschaft beeinflusst. Abendkurse über Jus und Soziologie gingen ihm zu wenig in die Tiefe. Als einer von zweihundert Maturanden nahm der wissbegierige Bündner mit 67 Jahren am HSG-Orientierungstest teil. Das war der Beginn seines Zweitstudiums in St.Gallen. Als Bachelorstudent widmete er sich der Rechtswissenschaft. Mit Grundrechtsfragen setzte er sich zu Beginn des Studiums auseinander, später befasste er sich gerne mit Obligationenrecht. Vokabeln und Grammatik pauken stand auch wieder auf der Agenda: Schliesslich hatte er zusätzlich noch Italienisch-, Französisch- und Englischkurse zu absolvieren. Die Trennung zwischen Bachelor- und Masterprogramm kam den inhaltlichen Schwerpunkten seiner Studien nicht immer entgegen: Was seinen 20jährigen Studienkollegen Orientierung gab, engte die Studieninteressen des berufserfahrenen Bachelor bisweilen zu sehr ein: «Manchmal wünschte ich mir mehr Freiheit in der Gestaltung des Stundenplans», sagt Klaus Stadler.

Prüfungen mit Erfolgsdruck meistern
Als bereichernd empfand der Davoser die Diskussionen mit den anderen Studierenden. Umgekehrt schätzten sie den Austausch mit ihrem berufserfahrenen Kommilitonen sehr. Klaus Stadler empfand es als Privileg und Herausforderung, freiwillig mehrstündige Prüfungen zu absolvieren. «Meine jungen Studienkollegen konnten nicht immer nachvollziehen, dass ich das gerne auf mich nahm», schmunzelt er. Neben dem Prüfungsdruck liess sich Klaus Stadler auch von einem kleinen Generationenwettstreit anspornen: Der jüngste Sohn promovierte, während der Vater zum zweiten Mal ein Studium aufnahm. Dass sein Sohn das Rennen gewann, freute Klaus Stadler. «Meine Familie war mir wie immer auch während des Zweitstudiums eine grosse Unterstützung», sagt er.

Mediator für Rechtsfragen

Nach dem Finale seines Studiums an der HSG will er sich nun ein wenig mehr Ruhe gönnen. Kein Masterstudium, keine weitere Spezialisierung im Fachgebiet. Pendelfahrten von Winterthur nach St.Gallen nimmt er jetzt nur noch zur Vertiefung seiner privaten Recherchen in der Bibliothek auf. Sein Wissen kommt bereits zum Einsatz: Familie, Freunde und Nachbarn fragen Klaus Stadler häufig um Rat in rechtlichen Fragen. «In unserer Gesellschaft entstehen zwischen Menschen zu viele Reibungsverluste», sagt er. Es gibt viel zu tun − so bald wird er auch nach seiner Bachelorfeier nicht zur Gartenarbeit kommen.

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