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Campus - 14.09.2022 - 00:00 

Startup mit HSG-Hintergrund sagt Lehrpersonenmangel den Kampf an

Der Lehrpersonenmangel ist in der Schweiz akut. Nun will ein Startup mit HSG-Hintergrund die Stellenvermittlung zwischen Lehrpersonen und Schulleitungen einfacher machen.

 

14. September 2022. Der mediale Aufschrei war kurz vor den Sommerferien 2022 gross: Der Schweiz fehlten je nach Kanton Dutzende bis mehrere hundert Lehrpersonen. «Ich mache mir auch als Mutter Sorgen», sagte Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin des Dachverbandes Lehrerinnen und Lehrer Schweiz, noch Anfang August vor den Medien. «Für uns als Startup im Bildungsbereich war das ein idealer Moment, um unsere Lösung auf den Markt zu bringen», sagt Samuel Thalmann, Co-Gründer der Plattform Epalero und HSG-Absolvent. Epalero verknüpft schweizweit Lehrpersonen mit Schulen, die offene Stellvertretungen zu besetzen haben. Denn wenn Lehrpersonen ausfallen – etwa wegen Krankheit – so wird die Situation der Schulen noch schwieriger: Stellvertretungen kurzfristig zu besetzen, ist im ausgetrockneten Arbeitsmarkt eine weitere Herausforderung.
 

Epalero will darum die Weise, wie Schulen und Lehrpersonen zusammenfinden, «grundlegend vereinfachen» heisst es auf der Webseite des Startups. Lehrpersonen können auf Epalero ein Profil anlegen und unter anderem angeben, auf welcher Stufe, in welcher Region und wann sie verfügbar sind. Sie erhalten dann regelmässig Hinweise auf offene Stellen, auf die sie sich mit wenigen Klicks bewerben können. Dadurch werden automatisch alle Unterlagen der Lehrperson an die suchende Schule verschickt. «Im Idealfall braucht es dann nur noch ein Telefonat, um letzte Details zu klären», sagt Thalmann. «Es gibt heute zwar schon ähnliche Plattformen, die meistens einzelne Kantone betreiben. Oft sind dort nur offene Stellvertretungen für einen Kanton aufgeschaltet oder die Bedienung der Plattformen ist gemäss verschiedenen Nutzerinnen und Nutzern teilweise wenig nutzerfreundlich.»

LinkedIn für Lehrkräfte und Schulen?

Seit der Lancierung im Juni sind die Epalero-Nutzerzahlen mittlerweile auf über 1500 Lehrpersonen und über 160 Schulen schweizweit angestiegen – die Handelszeitung schrieb kürzlich bereits vom «LinkedIn für Lehrkräfte und Schulen». Momentan sind nur Stellvertretungen ausgeschrieben, ab 2023 will Epalero aber auch Feststellen vermitteln. Der Service ist kostenlos. «Wie wir langfristig rentabel werden wollen, ist im Moment in Entwicklung. Denkbar ist etwa, dass die Plattform für die Schulen etwas kostet oder, was uns lieber wäre, dass wir Einnahmen durch Angebotserweiterungen erzielen», so Thalmann. Im Moment lebe sein Startup von viel Herzblut. Grundsätzlich sei aber viel in Bewegung und das Epalero-Geschäftsmodell könne sich noch in verschiedene Richtungen weiterentwickeln.
 

Thalmann und Co-Gründerin Alicia Rüegg, ausgebildete Sekundarlehrerein und Software-Entwicklerin, werden zudem von Hans Peter Rüegg (langjähriger Schulleiter), Ilaria Stendahl (UX-Designerin) und Melanie Hasler (Social Media-Expertin) unterstützt. Dass ein Teil des Teams aus dem Bildungswesen kommt, sei essentiell, sagt Thalmann: «Wir haben auch von Anfang an immer wieder Feedback zu unseren Ideen bei Lehrpersonen und Schulleitungen eingeholt.» Auch jetzt ermutigt das junge Unternehmen seine Nutzerinnen und Nutzer, Vorschläge einzubringen, wie die Plattform laufend verbessert werden kann.

Ermutigung zur Gründung von HSG-Freunden

Thalmann hat an der HSG Banking and Finance studiert. «Kein klassisches Gründerfach, trotzdem empfand ich das Unternehmertum in der HSG-Lehre immer als sehr präsent», sagt der gebürtige Aargauer. Auch habe er Freunde aus seiner Studienzeit, die in Startups arbeiten und ihn zur eigenen Gründung ermutigten. Nach dem Studium arbeitete Thalmann im Bereich Firmentransaktionen und erhielt dabei Einblick in das Geschäft von Personalvermittlern. «Gleichzeitig hörten wir von Schulleitern und Lehrpersonen, dass die Stellenvermittlung im Schulumfeld oft kompliziert sei. Mit Alicia als ausgebildeter Sekundarlehrerin und Software-Entwicklerin war das Team perfekt.» Daraus entstand die Geschäftsidee, an der Thalmann und seine Mitgründerin Alicia Rüegg feilten. Im Sommer 2022 hatten sie eigentlich geplant, eine einjährige Weltreise zu machen. «Als der Lehrpersonenmangel dann zum grossen Thema wurde, haben wir diese Pläne gestrichen», sagt Thalmann und lacht.
 

Bild: Adobe Stock / AustrianImages.com

 

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