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Hintergrund - 07.05.2021 - 00:00 

Make trade not war: Warum nachhaltige Investments allein nicht genügen

Welche Rolle der Finanzsektor bei den Themen Nachhaltigkeit und Engagement für eine gerechtere Zukunft spielen kann, stand im Zentrum einer Insight-Session am Abschlusstag des 50. St.Gallen Symposiums.

 

7. Mai 2021. Neben Ökonom Tomáš Sedláček, der vor ein paar Jahren mit seinem Buch «Economics of Good and Evil» auf sich aufmerksam machte, diskutierten die Schweizer Klima-Aktivistin Stephanie Wyss und Lydia Hudson, Chief Executive Officer of Sustainability, Research & Investment Solutions der Credit Suisse. Moderiert wurde die Diskussion von Prof. Stephan Chambers, Direktor des Marshall Institute for Philanthropy and Social Entrepreneurship an der London School of Economics.
 

Was genau bedeutet es heutzutage, das Richtige zu tun? Dies war eine der Kernfragen der Diskussion, die im Finanzbereich begann, aber grundsätzliche Fragen zu gesellschaftlichem Miteinander und Verantwortung stellte. Die Zugänge zum Thema waren hierbei grundverschieden. Lydia Hudson (CS) verwies auf die aktuelle Situation: «COVID-19 hat einen Scheinwerfer auf unser Gesundheitssystem, die Themen Verantwortung und Nachhaltigkeit gerichtet». Die Aufgabe sei riesig und herausfordernd, aber das Thema gewinne an Bedeutung. Auch im Finanzsektor. Die Aufgabe bestehe nun darin, die Kunden dabei zu unterstützen, sich auf diesen Übergang einzulassen.

Ein nachhaltiges Wirtschaftssystem?

Tomáš Sedláček bemühte die Geschichte der Makroökonomie, Religion und Philosophie: Die Religionen hätten lange den Glauben verbreitet, ethisches Verhalten führe zu Wohlstand. Heute sei dies umgekehrt: Wir glauben Wohlstand führe irgendwann zu Nachhaltigkeit. Das sei aber nicht der Fall. Das Wirtschaftssystem sei nicht nachhaltig. Mehr noch: «Der Kern der Wirtschaft scheint nicht nachhaltig zu sein.»

Die zentrale Rolle der Banken

Einig waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass die Banken hierbei eine zentrale Rolle spielen – im Guten wie im Schlechten.
 

Klima-Aktivistin Stephanie Wyss verwies auf die Webseite «How green is your financial institution?», die Banken nach Nachhaltigkeits-Aspekten bewertet. Zunächst habe sie der Finanzsektor gar nicht interessiert. Im Zuge der Klimabewegung sei das Thema immer stärker in den Fokus gerückt. «Wenn wir über Nachhaltigkeit sprechen ist es schwierig, dies innerhalb der alten Lösungen zu tun. Wir malen das Ganze dann nur Grün an.» Es brauche neue Lösungen, die den Fokus nicht auf die Gewinnmaximierung legen und zum Wohle aller agieren, als Dienstleister. «Ganz grundsätzlich: Wir müssen die Rolle des Finanzsektors hinterfragen, ausbrechen, das Boot neu bauen, nicht nur Grün anstreichen.»

Make trade not war

Tomáš Sedláček ergänzte, dass die Wirtschaft sich bereits verändert habe. Die Frage des Wachstums sei legitim, aber der Wachstumskapitalismus sei es nicht. Die COVID-19-Krise in Europa habe gezeigt, dass auch länderübergreifende Initiativen zum Wohle aller möglich seien. Gemäss dem Motto: Make trade not war.

 

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