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Campus - 23.02.2023 - 10:20 

HSG-Lehrinnovation: Martin Eppler über ein Jahr Lehren und Lernen im SQUARE

Seit einem Jahr erproben HSG-Dozierende und Studierende im SQUARE das Lehren und Lernen der Zukunft. Was ist in den zwei Semestern seither passiert? Und wohin soll sich die HSG-Lehre entwickeln?
HSG-Lehrinnovationen: Studierende erproben neue Formen des Lehrens und Lernens im SQUARE

Im neuen HSG-Gebäude SQUARE haben Studierende im vergangenen Jahr in Kursen getanzt, sie nahmen an Rollenspielen teil, erkundeten im Metaversum digitale Räume oder erarbeiteten mit Kunstschaffenden neue Werke. «SQUARE soll für Experimente in der Lehre Raum bieten», sagt dazu Martin Eppler, HSG-Prorektor Studium & Lehre. «Das Besondere an den Räumen im SQUARE ist, dass es darin unweigerlich zu Interaktionen kommt. Sei das in universitären Kursen oder in den öffentlichen Veranstaltungen», sagt Eppler im Interview, in dem er auf ein Jahr Lehrbetrieb im SQUARE zurückschaut – und vorausblickt, wohin sich die HSG-Lehre entwickeln soll.

Martin Eppler, wie haben Sie das erste Jahr im SQUARE erlebt?

Exemplarisch kann ich darüber berichten, wie SQUARE für mich selbst als Dozierenden bereichernd war. Bei einem Kurs über Managementkommunikation habe ich jede der sechs Sessions in einem anderen SQUARE-Raum unterrichtet. In der Arena haben Studierende debattiert, im Teehaus haben sie intensive Rollenspiele durchgeführt, im Innovationsraum haben sie in Gruppen gearbeitet... So blieb der Kurs abwechslungsreich und ich war immer wieder herausgefordert, meine didaktischen Konzepte zu überdenken. Parallel zum Kurs war zudem der Vitra-Trendscout Raphael Gielgen als «Personality in Residence» vor Ort und ich lud ihn zum Austausch ein. Diese Begegnung zeigt das Innovationspotential, das SQUARE hat. In seinen offenen Räumen kommt es zwangsläufig zur Interaktion zwischen Studierenden, Dozierenden und externen Besucherinnen.
 
Gibt es Kurse oder Veranstaltungen, die Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben sind?

Was SQUARE ausmacht, ist die Vielfalt, die dort stattfinden. So hat etwa auch ein Buchhaltungskurs jedes Mal einen anderen Raum genutzt. In einem Kurs konnten Studierende im Metaversum, also einem digitalen, interaktiven Abbild eines Raumes, die optimale Gestaltung von Ladenflächen erproben. In anderen Kursen wurde getanzt, einige Dozierende nutzten die Terrassen oder das offene Foyer für Kreativitäts- oder Meditationsübungen. Ein wichtiger Teil sind auch die teils öffentlichen Reihen «Artist in Residence», «Personality in Residence» oder die Reihe «Elsa & Alice», in der HSG-Absolventinnen von ihren Berufserfahrungen erzählen.

Was macht die HSG, um neue Lehrformen im SQUARE zu fördern?

Die Vielfalt an Räumen, Lehrmitteln und technischen Hilfsmitteln im SQUARE ist tatsächlich sehr gross.  Wir haben darum als Orientierung einen Leitfaden für Dozierende erstellt. Dieser stellt Beispiele vor, welche Lehrformate man in den verschiedenen Räumen umsetzen kann. Dazu gehört auch, wie man Möbel, Flipcharts und Bildschirme nutzt. Diese sind im SQUARE flexibel einsetzbar, das heisst, Dozierende können Räume jeweils neu einrichten. Alle Dozierenden, die im SQUARE unterrichten, erhalten den Leitfaden vor dem Semester zugestellt und sie können diesen mit ihren Erfahrungen laufend erweitern. An einem Kick-Off zum Semester können sie sich zudem in Gruppen darüber austauschen, welche Lehrformate für sie funktioniert haben. Auch der «Tag der Lehre» im Mai 2023 wird ganz im Rahmen des Erfahrungsaustausches stehen. Daneben gibt es diverse Weiterbildungsangebote für Dozierende sowie das Teaching Innovation Lab. Dieses verfügt auf dem Campus über ein voll ausgestattetes Studio für die Podcast- und Videoproduktion und kann Förderbeiträge für innovative Lehrprojekte vergeben.
 
Wer im SQUARE unterrichten will, muss sich dafür bewerben. Warum eigentlich?

Tatsächlich müssen die Dozierenden kurz schriftlich darlegen, was an ihrem geplanten Kurs im SQUARE innovativ ist. Es gibt die HSG-interne Arbeitsgruppe «AG Lehre», die aus rund 50 Dozierenden und Programmverantwortlichen besteht, die die Kurse in Hinsicht auf ihre didaktische Innovation bewertet. Je nach Bewertung findet ein Kurs im SQUARE seinen Platz oder eben nicht. Daneben kann jede der sechs HSG-Schools je zwei Kurse fix im SQUARE durchführen. Dieser Bewerbungsprozess ist zwar eine kleine Hürde, die ich aber vor allem als Aufforderung an die Dozierenden verstehe, Neues zu wagen. Und dieses Neue darf durchaus eigenwillig oder verrückt sein. Als HSG müssen wir den Dozierenden diesen Freiraum bieten. Die Erfahrungen, die dabei entstehen, werden die Lehre in allen HSG-Räumen – nicht nur im SQUARE – befruchten.
 
Wohin wird sich die HSG-Lehre in den kommenden Jahren entwickeln?

Zentral ist, dass unsere Studierenden jene Kompetenzen erlernen, die sie für die heutige Arbeitswelt und Gesellschaft befähigen. Dazu gehört insbesondere ein vertieftes Verständnis von Nachhaltigkeit in allen Bereichen – so wird beispielsweise Klimapolitik ab dem Sommer 2025 ein Pflichtfach im ersten Studienjahr sein. Auch nachhaltiges unternehmerisches Wirken möchte wir vermehrt vermitteln. Weiter sollen Datenkompetenz, Kreativität, kritisches Denken sowie soziale Kompetenzen im Zentrum der HSG-Lehre stehen. Aber auch die Frage, wie die Studierenden lernen, beschäftigt uns. Wir verstehen uns als Präsenzuniversität, an der durch Begegnungen Netzwerke entstehen und die Persönlichkeit der Studierenden entwickelt wird. Die digitale Lehre soll diese Begegnungen ergänzen, nicht ersetzen. Daneben können wir als HSG im Bereich der Wissensvisualisierung sicher noch stärker werden. Grundsätzlich soll die Vielfalt der Lehrformen wachsen. SQUARE kann dazu beitragen, dass Leuchttürme entstehen, die die ganze HSG inspirieren.

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