Forschung - 06.07.2021 - 00:00
6. Juli 2021. Ein neues Forschungsprojekt nimmt die soziale Akzeptanz als Voraussetzung für einen erfolgreichen Ausbau von E-Mobilität in Schweizer Unternehmen unter die Lupe und fragt: Können akzeptanzbezogene Barrieren beobachtet werden und falls ja, wie können diese adressiert werden?
«Trotz den vielen Vorteilen der Elektromobilität ist deren Anteil am gesamten Fahrzeugpark im weltweiten Vergleich noch immer gering», sagt Dr. Pascal Vuichard, Programmleiter und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschaft und Ökologie an der HSG. Barrieren wie begrenzte Ladeinfrastrukturen oder höhere Investitionskosten allein erklären den langsamen Ausbau von E-Mobilität in der Schweiz nicht vollständig.
Zwei Studien messen soziale Akzeptanz
In zwei Studien hat sich Pascal Vuichard der Frage gewidmet, inwieweit soziale Akzeptanz die Nutzung und den Marktanteil von E-Fahrzeugen in Unternehmensflotten erhöhen kann. Die beiden kombinierten Studien im Überblick:
Kampagne «Wirtschaft unter Strom»
Im Rahmen der Kampagne «Wirtschaft unter Strom» konnten Unternehmen über eine Webseite einfach und kostenlos einwöchige Testfahrten mit einem Wunsch-Elektroauto im normalen Geschäftsalltag buchen. Es wurde auch temporäre Ladeinfrastruktur zur Verfügung gestellt, deren Installation die Stadtwerke St.Gallen übernahm. Die Befragung der Testpersonen erfolgte einerseits zum Zeitpunkt vor der Testwoche und andererseits nach der Testwoche. So ist das Feldexperiment in der Lage, den Grad der Akzeptanz für wichtige elektromobilitätsbezogene Kategorien vor und nach den Testfahrten der Kampagne zu ermitteln.
Mangelndes Wissen und fehlende Nachfrage
Die Ergebnisse der Studie 1 bestätigen die Bedeutung von akzeptanzbezogenen Barrieren. Als wichtige Barrieren lassen sich «mangelndes Wissen» (von 63% der Befragten) und «fehlende Nachfrage seitens der Mitarbeitenden» (von 56% der Befragten) identifizieren. Studie 2 untersuchte darauf aufbauend, wie diese Barrieren angesprochen und reduziert werden können. Hinsichtlich aller elektromobilitätsbezogenen Kriterien (Reichweite, Preis, Benutzerfreundlichkeit, Enthusiasmus, Ladeinfrastruktur, Umweltfreundlichkeit) waren eine erhöhte Akzeptanz und ein Wissenszuwachs zu beobachten. Dieser generell positive Effekt lässt auf die Wirksamkeit einer gezielten Kampagne schliessen. Eine Verallgemeinerung ist aufgrund des spezifischen Feldexperiments nicht möglich, aber die Ergebnisse zeigen, dass spezifische Kampagnen, die auf akzeptanzbezogene Barrieren fokussieren, zumindest einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der sozialen Akzeptanz leisten können.
Zusammenarbeit mit Städten und Gemeinden
Empfohlen wird, dass die Kampagne «Wirtschaft unter Strom» von Städten und Gemeinden repliziert bzw. adaptiert wird und in deren lokale Mobilitätskonzepte einfliesst. Dies könnte besonders interessant sein, weil sich kommunale Massnahmen bisher hauptsächlich an private Fahrzeugnutzerinnen und -nutzer richten. Die Ergebnisse der beiden Studien dienen ausserdem als Leitfaden für Autohändler, denn die Einbindung eines mehrtägigen Probefahrprogramms für Unternehmenskunden könnte den Absatz von Elektrofahrzeugen steigern, da Garagen einer der wichtigsten Kontaktpunkte im E-Mobilitäts-Kaufprozess sind. Ferner ist der Einbezug von Gewerbeverbänden oder Handelskammern und die gemeinsame Durchführung von Kampagnen zu empfehlen – dies könnte zur weiteren Erhöhung der Reichweite der Kampagne mit dem Ziel einer nachhaltigen Mobilitäts-Zukunft beitragen.
Bild: Adobe Stock / classen rafael/EyeEm
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