Eine Stadt wie eine Ruine

2. Mai 2013. Mohamoud Nur sagte nicht spontan zu, als er angefragt wurde, Bürgermeister der somalischen Hauptstadt zu werden. Er lehnte zunächst zweimal ab, lebte damals in Grossbritannien. Am Ende konnte ihn der Präsident doch überzeugen. 2010 trat Nur sein Amt an. «Ich übernahm eine Stadt in Trümmern», sagte er in seiner Rede. Seit Ausbruch des somalischen Bürgerkriegs Anfang der 1990er-Jahre fiel Mogadischu sprichwörtlich auseinander – infrastrukturell, aber auch gesellschaftlich.

Sicherheit und Vertrauen zurückbringen

Mohamoud Nur war überzeugt, den Leuten zuerst ihre Angst nehmen zu müssen, «Fenster in diese dunkle Box zu brechen», die das gewaltübersäte Mogadischu geworden war, um den Menschen wieder Perspektiven für ihr Leben zu zeigen. Um ihnen Sicherheit und Vertrauen zu geben und neue Grundlagen für eine funktionierende Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik zu schaffen. Mut braucht es dazu in Mogadischu, sehr viel Mut, wenn man wie Nur in der Anfangsphase seiner Amtszeit täglich mit dem Tod bedroht wird und regelmässig ranghohe Politiker ermordet werden.

Potenzial in Landwirtschaft und Fischerei

Der Bürgermeister hat sich nicht kleinkriegen lassen und zeichnet heute ein schon deutlich besseres Bild der Stadt als bei seinem Amtsantritt vor drei Jahren. «Die Sicherheitslage hat sich verbessert», sagte er. In Mogadischu gibt es wieder Strassenbeleuchtungen – die mit Solarstrom funktionieren, weil der Stadt das Geld für die Elektrizität fehlt. Das Mobiltelefon-Netz hat sich im ganzen Land ausgebreitet, ebenso zum Beispiel ein Bankensystem, über das sich einfach Geld transferieren lässt.

Und Nur erwähnte vor alle auch viel wirtschaftliches Potenzial in Somalia, das nach konfliktreichen Jahrzehnten noch komplett brach liege: «Wir haben acht Millionen Quadratkilometer landwirtschaftlich nutzbaren Boden und mehr als 2500 Kilometer Küste, aber weder kommerzielle Landwirtschaft noch Fischerei.»